Köhlerglaube

1. Köhlerglaube ist der beste.Guttenstein, II, 27; Blum, 90; Eiselein, 372; Körte, 3472; Braun, I, 1928.

Es wird uns erzählt, dass in alten Zeiten die Köhler sich der Verirrten und Verwiesenen mit christlicher Liebe angenommen haben, wonach der gute Sinn des Sprichworts der wäre, dass der Glaube der beste ist, welcher fruchtbar ist in guten Werken. Diese Bedeutung hat es aber in unsern Tagen verloren; jetzt versteht man unter Köhlerglauben nur einen blinden, überzeugender Gründe entbehrenden Glauben, so sehr sich auch der Verfasser der Schrift Die Seherin von Prevorst abmüht, vermöge eines unpassenden Bildes (S. 242) darzuthun, »dass die Nacht höher stehe als der Tag, der blinde Glaube höher als das Wissen und dass das Denken die niedrigste Function der Seele« sei.


*2. Es ist ein Köhlerglaube.Körte, 3471a u. 4344.

Ein Köhler wurde einst vom Teufel versucht wegen seines Glaubens. Er war aber seiner Sache sehr gewiss, indem er dem Teufel erwiderte: »Ich glaube und sterbe darauf, was die christliche Kirche glaubt und hält.« Und auf die Frage des Teufels, was denn diese glaube, gab er zur Antwort: »Was ich glaube«, und aus diesem Cirkel ging er nicht heraus, wodurch er Sieger über den Versucher ward. Man begreift leicht, dass gegen jemand, der mit solchen Gründen ficht, nichts weiter anzufangen ist; hier scheitern nicht nur die Versuchungen des Teufels, sondern auch die Angriffe der Logik. (Vgl. K. Vogt, Köhlerglaube und Wissenschaft, 1854.)

Frz.: Il a la foi du charbonnier. (Leroux, I, 20; Lendroy, 321.)

Holl.: Het is een kolenbranders geloof. (Harrebomée, I, 430b.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1461.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: