1. All Ding hätt sin Wêtenschap, säd jene lütje Dêren, un har dat Licht mit dem Steert utpustet. (Holst.) – Hagen, 100, 44; Simrock, 11715.
Holl.: Het is maar eene weet, zei de boer, en hij blies de kaars met zijn gat uit. (Harrebomée, II, 446a.)
2. Alle Wissenschaft kommt durch die Sinne.
»Alle der Menschen wissenschafft kompt durch die fünff Sinn; dieselbe seint in einem mehr frisch und hurtig, im andern lam, stumpff vnd mangelhafft. Wie nun die sinne, also auch die wissenschafft.«
Lat.: Sensus sunt scala scientiae. (Lehmann, 899, 4.)
3. Bekannte Wissenschaft ist oft halb vergeben.
4. Das ist die beste Wissenschaft, die gute Menschen schafft.
Schwed.: Den bästa wetenskapen är den, som gör oss mer fromma, än lärda. (Wensell, 13.)
5. Der Wissenschaft Anfang ist bitter, aber süss sind die Früchte.
6. Die beste Wissenschaft ist, sich selbst kennen. – Winckler, XVI, 21.
7. Die wissenschafft, so man auss reisen oder auss büchern hat, ist ein geflickter bettelmantel von allerhandt farben vnnd lumpen. – Lehmann, 902, 39.
8. Die Wissenschaft bläht auf, sagen die Mönche, und füllen sich lieber mit Wein. – Klosterspiegel, 64, 1.
9. Die Wissenschaft ist ein Brunnen, dessen Grund noch nie gewunnen.
Böhm.: Rozeem náš za horami, smrt' za zady. – Um za mořem, a smrt' za pasan. (Čelakovsky, 216.)
Lat.: Ars longa, vita brevis.
10. Die Wissenschaft ist einem ein Scepter, dem andern eine Narrenkappe. – Einfälle, 342.
11. Die Wissenschaft muss umkehren, sagt Stahl. – Dove, 681.
Ein Ausspruch des am 15. August 1861 gestorbenen Professor Stahl, der folgenden Ursprung hat: Am 12. December 1852 wurde ihm im Englischen Hause zu [316] Berlin, Mohrenstrasse 49, von Gesinnungsgenossen ein Festmahl gegeben und eine silberne Säule überreicht, die auf der einen Seite die Inschrift: »Zur Erinnerung an den 5. März 1852« (an welchem Tage er in der ersten Kammer eine die Aristokratie verherrlichende Rede gehalten hatte), auf der andern Seite aber: »Autorität, nicht Majorität« trug. In seiner Erwiderungsrede wies er darauf hin, dass er diesem Grundsatze seines Lebens in jenem Parlamente zum ersten male Ausdruck gegeben habe, und wandte im weitern Verlaufe seiner Rede auch das Wort an: »Die Wissenschaft bedarf der Umkehr«, was im Volksmunde die obige Form angenommen hat. (Vgl. Neue Preuss. Zeitung, 1852, Nr. 291; ferner Büchmann, 10. Aufl., S. 335.) Seitdem ist dieser Ausspruch so oft wiederholt worden, dass er wol in ganz Deutschland zum Sprichwort geworden ist, um die Umkehr auf irgendeinem Gebiet zum Theil ernsthaft, meist aber im Scherz und ironisch, auf geistigem, wie auf jedem andern Felde zu bezeichnen. »Kehre die Wissenschaft um!« hörte ich einen Schuhmacher zu seinem Lehrling sagen, der den Schuh umdrehen sollte. »Ich muss hier die Wissenschaft umkehren«, sagte ein Kutscher in Bezug auf den Wagen. Es dürfte zur Zeit kaum ein mehr in Anwendung kommendes Sprichwort geben als das obige.
12. Elk Ding hett sîn Wetenschup, sä Engelmö, do pusste se 't Lücht mit de Stert ut.
13. Es hat alles seine Wissenschaft. – Körte, 6893.
14. Es hat alles seine Wissenschaft, ausgenommen das Flöhefangen, das ist eine Geschicklichkeit.
Holl.: Alles is maar eene wetenschap, behalve vlooijen vangen, dat is eene gaauwigheid. (Harrebomée, II, 456b.)
15. Grosse Wissenschaft und klein Gewissen.
Frz.: De grande science petite conscience. (Kritzinger, 639a.)
16. Verborgene Wissenschaft ist ohne Saft und Kraft.
D.h. solche, von der kein nützlicher Gebrauch gemacht wird.
It.: Se nessun sa quel che sai, nulla serve il tuo sapere. (Pazzaglia, 333, 22.)
17. Was nützt alle Wissenschaft, wenn man todt ist!
Frz.: Mieux vaut plein poing de bonne vie que ne faict sept muys de clergie. (Bohn II, 39.)
18. Wem die Wissenschaft soll bleiben, der muss mit Lieb und Lust sie treiben.
It.: Chi di scienza è amatore n' è già mezzo possessore baverà col tempo honore. (Pazzaglia, 339, 2.)
19. Wiltu eines Wissenschaft han, bey der Gesellschaft kennt man den man.
Lat.: Cognitus in parte, fit per socium uir aperte. (Loci comm., 5.)
20. Wissenschaft allein kann brechen Hals und Bein.
Lehre und Uebung gehören zusammen. Wer noch so gut die Lehre vom Gehen begriffen, aber die Füsse nicht im Auftreten, die Beine im Fortschreiten geübt hätte, würde nicht gehen können. Wissenschaft ohne Erfahrung, Theorie ohne Praxis.
It.: L' arte, senza uso, non giova molto.
21. Wissenschaft bei Reichen will einer Perl' im Golde gleichen.
Lat.: Artem scruteris quamvis opulentus haberis. (Philippi, I, 42.)
22. Wissenschaft – Ehrenschaft.
Schwed.: Visdom follier ähren. (Grubb, 860.)
23. Wissenschaft ist das Kaufgeld werth.
Auch die Chinesen sagen, dass die Opfer, die man für deren Erwerbung gebracht habe, nicht verloren seien. (Cahier, 2112.)
24. Wissenschaft ist das Licht des Lebens.
Die Araber sagen: Die Wissenschaft ist ein Schloss, zu dem die Schule (das Studium) den Schlüssel liefert. (Cahier, 2246.)
Frz.: La science n'est pour rien gâter. (Cahier, 1608.)
Lat.: Sine doctrina vita est quasi mortis imago. (Catull.) (Philippi, II, 204.)
25. Wissenschaft ist der beste Reichthum.
Die Araber sagen: Der Unterschied zwischen Reichthum und Wissenschaft ist der, dass diese dich behütet und du jenen behüten musst, und dass der Gebrauch die Wissenschaft mehrt, während er den Reichthum mindert. (Cahier, 2318.)
26. Wissenschaft ist ein guter Wanderstab. – Binder III, 4090.
27. Wissenschaft ist eine gute Erbschaft.
Frz.: Science sert d'héritage. (Kritzinger, 639b.)
It.: Scienza in ogni stato, è un gran tesoro. (Cahier, 3099.)
28. Wissenschaft ist Macht. (S. ⇒ Wissen.) – Büchmann, 10. Aufl., S. 147.
Engl.: Knowledge is power.
[317] 29. Wissenschaft ist mehr als Reichthum; Gut vergeht, Kunst besteht.
Dän.: Kunst er bedre end tusinde gylden. – Kunst er meere end gods; gods forgaaer, kunst bestaaer. – Kunst er rigdom nok. (Prov. dan., 367.)
30. Wissenschaft ist nichts gegen Tugend.
Sie steht aber der Tugend gar nicht im Wege; und es ist nicht nothwendig, sie umzukehren, weil sie die Sitten verderbe, wie auch die Chinesen in einem Sprichwort behaupten: »Die Wissenschaften werden nur auf Kosten der Sitten vervollkommnet.« (Cibot, 170.) In einem andern räumen sie aber ein: »Die Wissenschaft klärt ein Volk durch ihre grossen Wahrheiten auf.« (Cibot, 176.)
31. Wissenschaft kommt nicht im Schlafe.
Böhm.: Bez muky není náuký. – Dokud se nenamučí, dotud se nenaučí. (Čelakovsky, 216.)
Frz.: La science ne vient pas en dormant. (Kritzinger, 639b.)
Schwed.: Visdom tags intet med haregarn. (Grubb, 859.)
32. Wissenschaft kostet Schweiss.
Man sagt sogar, sie werde mit Blut eingetränkt. »Welche Schwierigkeit findet man z.B. «, sagt Rodriguez (Uebung der christlichen Vollkommenheit, S. 48), »beim Beginn des Studiums. Man muss uns beinahe immer mit Drohungen und Gewalt dazu treiben; daher das Sprichwort: La letra con sangre entra.«
33. Wissenschaft ohne Brauch ist ein todter Schatz.
Engl.: Knowledge without practice makes but half an artist. (Bohn II, 109.)
34. Wissenschaft ohne Verstand hat wenig Werth im Land.
Span.: La sciencia es locura, si buen seso non la cura. (Cahier, 3717.)
35. Wissenschaft, Reichthum und Amt sind in der Hand des Menschen wie ein Schwert in der Hand des Strassenräubers.
36. Wissenschaft und Kunst haben nie der Thoren Gunst. – Simrock, 6085.
37. Wissenschaft und Tugend bringen Ehr' und Freude dem Alter wie der Jugend.
Schwed.: Lärdom och dygd gje ähra och frygd. (Törning, 101.)
38. Wissenschaft will Jugendkraft.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer sich der Wissenschaft in der Jugend widmet, gleicht einer Frau, die mit warmem Wasser knetet; wer es erst im Alter thut, einer Frau, die mit kaltem Wasser teigt.
39. Wissenschaften sind das Silber gemeiner Leute, das Gold des Adels, das Kleinod der Fürsten. – Aeneas Sylvius.
40. Wo die Wissenschaft wird umgekehrt, steigen die Eselsköpfe im Werth.
Als Artaxerxes Mnemon gegen die Kadusier zu Felde zog, entstand eine Hungersnoth in seinem Lager, die so gross war, dass man, wie Plutarch berichtet, kaum für 60 Drachmen (etwa 36-39 Mark) einen Eselskopf kaufen konnte. In Perioden der umgekehrten Wissenschaft werden sie noch theurer bezahlt.
*41. Aich hoa käne Wissenschaft. (Kreis Militsch.)
Um zu sagen: Ich habe keine Kenntniss von der Sache, ich weiss davon nichts.
42. Die Wissenschaften sind schwer aufzuladen, aber leicht zu tragen. – Harssdörffer, 1633.
[1815] 43. Wissenschaft liegt nicht auf weichem Bette. – Merx, 189.
Adelung-1793: Wissenschaft, die · Finanz-Wissenschaft, die
Brockhaus-1809: Die Cameral-Wissenschaft
Brockhaus-1837: Niederländische Kunst, Literatur, Sprache und Wissenschaft · Schwedische Literatur, Wissenschaft und Kunst · Italienische Kunst, Literatur und Wissenschaft · Deutsche Kunst, Literatur und Wissenschaft · Französische Kunst, Literatur und Wissenschaft
Brockhaus-1911: Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft
Herder-1854: Wissenschaft · Deutsche Literatur und Wissenschaft
Kirchner-Michaelis-1907: Wissenschaft
Meyers-1905: Salz der Wissenschaft · Wissenschaft · Christliche Wissenschaft · Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft
Pierer-1857: Wissenschaft · Maximiliansorden für Kunst u. Wissenschaft
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