1. As ik denk' un do, mät ik annern to. (Süderdithmarschen.)
Wie ich denk' und thu', mess' ich andern zu.
2. Dat hädd' ik nit dacht, sagte de Buer, doa smeit'e den Wagen ümme. (Westf.) – Honcamp.
3. Dat härr' ik nich dacht, säd de Bûr, dôr fêl he von'n Wagen. – Hoefer, 165.
4. Dat lett sick denken, dat krank Lüd nich gaut tau Weg sind. (Mecklenburg.)
5. Denck an den alten Mann. – Henisch, 678; Simrock, 1539; Petri, II.
6. Denck an den tag, den niemand wenden mag. – Henisch, 678.
7. Denck an den todt vnd letzte noth. – Henisch, 678.
8. Denck jung an den alten mann, wiltu nit betlen gon. – Gruter, I, 13.
[571] 9. Denck' ni dran, so thut dir's nymmer weh. – Franck, I, 35a; Henisch, 678; Körte, 837; Simrock, 1533.
10. Denck nimmer dran, was dir ist thon. – Henisch, 678; Gruter, I, 13; Grimm, II, 939.
11. Denk, was du wilst, und iss, was du hast. – Sutor, 276.
12. Denck, wer du bist. – Lchmann, 118, 8.
13. Denk', o Mensch, an deinen Tod. – Nieter, 89.
Lat.: Finem vitae specta. (Faselius, 90; Seybold, 183; Wiegand, 97.) – Memento mori. (Binder II, 1830; Faselius, 114; Wiegand, 761.)
14. Denk', red' und thue nichts, was nicht alle wissen, hören und sehen dürfen. – Mayer, II, 149.
15. Denke auf faule Tage und arbeite drauf los.
16. Denke dir tausend Gulden, du bezahlst damit keinen Pfennig Schulden.
17. Denke, ehe du nicht mehr denken sollst.
18. Denke langsam und handle schnell.
19. Denke mit Weile und arbeite mit Eile.
20. Denke nichts, was nicht alle Leute wissen dürfen; rede nichts, was nicht alle Leute hören dürfen; thue nichts, was nicht alle Leute sehen dürfen. – Simrock, 1543.
21. Denke viel, rede wenig und schreibe noch weniger.
Dän.: Man skal betænke længe, det man skal sjelden sige. (Prov. dan., 67.)
Engl.: Think much, speak little and write less. (Bohn II, 20.)
Frz.: Pense moult, parle peu, écris moins. (Bohn I, 45.)
It.: Pensa molto, parla poco, e scrivi meno. (Bohn I, 119.)
22. Denke was du willst und iss was du hast.
23. Denke zuvor, ehe du redest. – Binder II, 1668.
Lat.: Lingua mentem ne praecurrat. (Binder I, 876; Buchler, 191; Seybold, 279; Schonheim, L, 6.)
24. Denke zweimal, eh' du einmal sprichst.
It.: Chi è presto a giudicare, presto si pente.
Lat.: Ad poenitendum properat qui cito judicat.
25. Denken drüggt1, segt de Voss. (Altmark.) – Hoefer, 866.
1) Täuscht, trügt, betrügt.
26. Denken kann man viel an einem Sommertage, aber das Geschehen steht nicht in unserm Hage.
Lat.: Optima cogitata pessima saepe cadunt.
27. Denken macht einen oft zum Lügner und aus einem grossen Herrn einen kleinen Knecht.
Hier heisst denken soviel als meinen, träumen.
28. Denken macht keinen Tanz. (Grünberg.)
29. Denken macht keinen Tanz, aber – Schwenken. (Posen.)
30. Denken macht oft seufzen.
Das haben die Denker aller Zeiten erfahren.
31. Denken steht frei, aber Reden will Scheu.
Engl.: One may think, that dares not speak. – Thoughts are free. (Bohn, II, 136.)
32. Denken und meinen dat drügt. (Göttingen.) – Schambach, 265.
33. Denken und thun (wissen) ist zweierlei.
Port.: Cuidar naõ he saber. (Bohn I, 273.)
34. Denken unterm Tornister, ist ein Verbrechen, das wisst'r.
35. Denkst du mein, so denk' ich dein. – Kirchhofer, 338.
36. Denkt, was ihr wollt, und gebt, was ihr sollt.
Ein zum Sprichwort gewordener Ausspruch Friedrich's des Grossen, womit er die ungünstigen Urtheile seiner Unterthanen über einzelne seiner Anordnungen zurückwies.
37. Der denkt übel, der das Widerspiel nicht bedenkt und wieder bedenkt.
38. Durch denken ist noch kein Gelehrter geworden, sagte der Sergeant zum Rekruten, als dieser sagte: Ich dachte.
39. Ein jeder dencket (oder priffet) sein bestes. – Henisch, 678; Grimm, II, 939.
40. Ein jeder dencket, sein vnglück sey das gröste. – Henisch, 679.
41. Ein yeder dencke an sich selbst, so dencket er weitters. – Tappius, 239a; Lehmann, II, 123, 53.
42. Erst denke, dann handle.
43. Erst denken, dann sprechen.
[572] 44. Es denckt ein jeder in seinen sack. – Henisch, 678; Tappius, 37b u. 70a; Reinsberg III, 44.
Ist auf seinen Nutzen bedacht.
It.: Ognun tira l'agua al suo mulino.
45. Es denckt ein jeder, wie er sein Capell besingt. – Henisch, 678; Grimm, II, 939.
46. Es denckt einer nicht allzeit, dahin er zilet. – Henisch, 678.
47. Fürs Denken thut man keinen henken. – Kirchhofer, 238.
48. Grat Thaenken an nanthang beaft. (Amrum.) – Firmenich, III, 7, 112.
Gross denken und nichts dahinter. – Sich wichtig anstellen und nichts ausrichten.
49. Hätt's nicht gedacht! sagen die Bauern, wenn der Wagen fällt. (Baiern.)
50. He denkt, man mut dat Geld fan'n Lüüd'n nämm, fan de Bööm kann mans nicht schüt'n. (Süderdithmarschen.)
Er denkt man muss das Geld von den Leuten nehmen, von den Bäumen kann man's nicht schütteln.
51. Ich dachte das Rothkehlchen wäre 'nausgeflogen, sagte der Bauer, als man ihm meldete, dass sein Weib gestorben. – Meisner, 88.
52. Ich darf denken wie Goldschmieds Junge. – Hillebrand, 186; Estor, 6268.
53. Ich denke immer so: Ein Pferd ist doch kein Floh.
54. Ich denke mein Theil. – Eiselein, 114; Simrock, 1535.
55. Ich denke, was mein Grossvater sagt: Büchsen schiessen, Glocken giessen, Teufel bannen, Armbrust spannen, wer das nit wohl kann, soll's unterweges lan.
56. Ich denk's, sagte Faulenz, mochte er nicht Ja sagen. – Simrock, 1534.
57. Ik denk 'et Myne1 derby, sagte Goldssmieds Junge. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 47.
1) Das Meine.
58. Ma koan sich's denken, doss kranken Loiten nich wûl iss. – Gomolcke, 730; Frommann, III, 410, 398.
Um auf ironische Weise der Behauptung jemandes zuzustimmen.
59. Man denckt an die, die do seind alhie (oder: die wohnen hie). – Lehmann, 247, 20; Kirchhofer, 236; Gruter, I, 56.
60. Man gedenckt seiner wie des Pilatus im Credo. – Egenolff, 249a; Sailer, 233.
D.h. eben nicht sehr freundlich und wohlwollend.
Frz.: On parle de lui comme de Pilate dans le Crédo. (Leroux, I, 26.)
61. Man kann denken wat man will, awer ni segg'n wat man will. (Rendsburg.)
62. Man kann't so dull nig denken ast kamen kann. (Holst.)
Das Schlimmste ist kaum denkbar.
63. Man muss immer weiter denken, als man kommt. – Simrock, 1540; Grimm, II, 939.
64. Mancher denkt in die mühle, der keinen sack drin hat. – Henisch, 678.
65. Mancher denkt zu fischen und krebset. – Körte, 40, 46.
66. Mi denke, wird Niemer kränke. (Luzern.)
67. Neu1 dänke küt2 van ärme Löcke3 häer. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 78.
1) Genau.
2) Kommt.
3) Leuten.
68. Nümmer härr ick dat dacht, säd de Diern, dôr krêg se'n Kind mit'n holten (hölzernen) Bên. – Hoefer, 226.
69. Oft an etwas denken ist die beste Arznei fürs Gedächtniss.
70. Ums Denken kann man keinen kränken (niemand henken). – Simrock, 1541; Siebenkees, 27; Körte, 836.
Lat.: Cogitationum poenam nemo patitur. (Philippi, I, 86; Schonheim, C, 7; Binder I, 201; II, 523.)
Ung.: A gondolattúl vámot nem vesznek. (Gaal, 604.)
71. Während einer denkt, spricht der andere und der dritte handelt. (Serb.)
72. Was er nüchtern denkt, das red't er voll.
Dän.: Det man ædru tænker, tør man drukken tale og giøre. (Prov. dan., 12.)
Lat.: Quod in animo sobrii, hoc in ore ebrii. (Sutor, 244.)
[573] 73. Was ich denk' und thu', trau' ich andern zu. – Ramann, II. Pred., I, 424; Simrock, 1542.
Frz.: Il est avis au renard que chacun mange poule comme lui.
74. Wat me denket, dat freatet emme de Ruiens nit. (Westf.) – Honcamp.
75. Wat'm thenkt, thet hä'm tu. (Nordfries.) – Firmenich, II, 3, 23.
Was man denkt, das hat man zu. – Ungefähr wie: Gedanken sind zollfrei.
76. Well had dat dacht, dat wî so'n Nâwinter kregen, had dat Wîw segt, had hör Underrock all um Sünt-Marten verköft. (Ostfries.) – Hoefer, 1111.
77. Wer auf (für) andere denkt, muss sich selbst nicht vergessen.
78. Wer dächt's, dass Katzen Speck fressen, und ist doch solch fett Ding!
79. Wer denckt alle tag zu sterben, kan nimmermehr verderben. – Henisch, 678.
80. Wer kann an alles denken, sagte der Bauernknecht, da sollte er brachen und hatte den Pflug vergessen.
Holl.: Wie kan ook alle dingen onthouden, zei de boerin, en zij ging uit melken, terwijl zij hare emmers vergeten had. (Harrebomée, I, 73.)
81. Wer nicht kann denken und weben (geben), der kann nicht lange leben.
82. Wi dogten dat hillge Graft was wol verwahrt. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
83. Wie einer denkt, ist einerlei; was einer thut, ist zweierlei.
84. Wir denken's, Gott schickt's. – Henisch, 679.
*85. A denkt, a hôt de Klughet goar gefrassen. – Gomolcke, 11.
*86. A denkt, a is Hoan im Kurbe. – Gomolcke, 10.
*87. A denkt, ich bin ihm grade gut genunk. – Gomolcke, 12.
*88. A denkt wul nich, dass Dreck sei Vetter is. – Gomolcke, 13; Frommann, III, 248, 238; hochdeutsch bei Simrock, 1698.
*89. A dorf nich denken, doss armer Loite Kinder Katzen sein, wenn se gleich rauche Keppe hoan. (Schles.) – Frommann, III, 417, 637.
*90. A duchte, 's hätt'n a Hühnel ei a Orsch gehackt, do'n de Froh storb. (Oberlausitz.)
Es hätte ihm so wohl gethan.
*91. An ihn denken viel Leute. – Mayer, II, 104.
Von einem, der viel Schulden hat.
*92. Der denkt alle Furzlang was anders. (Hirschberg.)
Von Wankelmüthigen, Veränderlichen, Unbeständigen.
*93. Der denkt oh, der grusse Hund is sei Pothe. (Oberlausitz.)
In der Gegend von Görlitz von Grosssprechern und Dickthuern.
*94. Er denckt (noch), das S. Peter ein schüler war. – Franck, I, 29b; Sailer, 304; Simrock, 1538.
*95. Er denckt drey meil hinder Gott. – Franck, I, 29b; Henisch, 677; Sailer, 304; Simrock, 1537; Grimm, II, 939.
Vom Klügling.
*96. Er denckt kaum biss morgen. – Franck, I, 35a.
*97. Er denkt allezeit drei Jahre länger, als die Welt steht.
*98. Er denkt an Knigge's Umgang mit Menschen.
*99. Er denkt das ganze Jahr in seinen Sack.
*100. Er denkt, der grosse Schafhund ist sein Vetter.
*101. Er denkt, die Tauben werden ihm gebraten ins Maul fliegen.
*102. Er denkt, die Thaler jungen bei mir.
*103. Er denkt, er hat's bei allen vier Zipfeln.
*104. Er denkt, Kuhdreck ist Butter.
*105. Er denkt länger als seine Mutter. – Sailer, 304; Simrock, 1536.
*106. Er denkt Leckarsch ist sein Vetter. (Schles.)
Spott auf einen sehr für sich Eingenommenen, Hochmüthigen.
[574] *107. Er denkt: mein Bauch, fascht du! (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 661.
Von jemand, der seines Lebens schont und andere fasten lässt.
*108. Er denkt nur von der Nase in den Mund. – Brandt, Nsch., 70.
*109. Er denkt schon drei Jahre länger, als er alt ist. – Mayer, 112.
*110. Er denkt schon über den Schwanz, und der Kopf ist noch nicht ganz.
*111. Er denkt, selber essen macht fett.
*112. Er denkt: Tillim un Máamodes – kaan Mode is. – Tendlau, 660.
Jüdisch-deutsches Wortspiel. Das tägliche Hersagen von Psalmen (tehillim, verkürzt tillim) und stehenden Gebeten (máamodoth) ist keine Mode mehr.
*113. Er denkt: vom Nehme' werd mer nit arm.
*114. Er denkt viel Charfreitage.
Vom Alternden.
*115. Er denkt wie Goldschmieds Junge. – Für Köln: Weyden, III, 11.
Er setzt sich über alles Reden und Urtheilen, seine Person und seine Handlungsweise betreffend, weg. Wenn man aber fragt, was denn Goldschmieds Junge gedacht habe, so erfährt man freilich einen Wunsch desselben, der sich nicht gut ohne Hülle wiedergeben lässt.
*116. Er hat mehr zu denken als der Schultheiss im Bade.
Der nicht wusste, ob er gezwaget war.
*117. Er hat so wenig daran gedacht, als an sein Westerhemd.
*118. Er soll nit gedoocht werde', an seim beschten Jontev (Festtage). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 444.
Selbst an seinem besten Freudentage soll er bis aufs Andenken vernichtet sein.
*119. He dacht, 't was Voss (Has) un 't was ên grôt Föde Heu. (Rügen.) – Ruge, Aus früherer Zeit.
Er dachte es wäre Fuchs (oder Hase) und es war ein grosses Fuder Heu.
*120. Ich dachte, es hätte mich ein Häschen (Kätzchen) geleckt.
*121. Ich dachte, Ostern und Pfingsten sollten auf einen Tag fallen.
*122. Ich dachte wie Goldschmieds Junge und das Mädchen in der Hölle. – Meisner, 24.
*123. Ich denke, der Narr beisst mich.
So sagt man in Schlesien, um seine Verwunderung über etwas auszudrücken. Die Redensart mag in einem der frühern Narrenspässe ihren Ursprung haben.
*124. Ich denke mein Theil (oder: denke mir das Beste).
*125. Sie denken, man sieht wol auf den Kragen, aber nicht in den Magen.
Von den Modedienern, die gern mit leerem Magen gehen, wenn nur ihre Kleidung mit der Modenzeitung übereinstimmt.
*126. Sie denkt ihren Theil wie Goldschmieds Junge.
*127. Sie denkt: unterm Drecke bleibt man schön.
*128. Sie denkt: vieles Waschen nützt die Haut ab.
*129. Wat eck wal dachte, dat mochte eck nich säggen. (Lippe.)
*130. Wenn er an sich dächte, er würde nicht über andere mucken.
*131. Wer hätte das gedacht! – Reche, I, 24.
*132. Wer wollte das erdenken (oder: so denken), wenn es nicht wahr wäre!
Ironische Zustimmung zu Dingen, die man nicht glauben will.
*133. Werde nit gedoocht un nit gebraucht! (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 442-443.
Vertilgungswunsch.
134. Anders denk' ich, anders thu' ich. – Frischbier, II, 510.
135. Denken ist eine vnnütze Mühe. – Petri, II, 78.
136. Denken thun die Narren. (Braunschweig.)
Als Erwiderung, wenn Jemand eine Entschuldigung mit den Worten beginnt: Ich dachte. (S. ⇒ Dacht 1.)
137. Dink, wat te rietst. – Schuster, 906.
138. Durch Denken und durch Sinnen entstehet das Beginnen. – Devisenbuch, 4.
139. Hätt's nicht gedacht, sprach der benediktiner Abt, als er von der bernhardiner Nonne ein Kind bekam. – Klosterspiegel, 45, 24.
140. Icklaia (Jeglicher) denkt saine ês de schönste. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
141. Kaum gedacht, ist der Sach' ein End' gemacht.
142. Men maut denken, aver nich gedenken. – Schambach, II, 305.
143. Mit denken kann man keinen Hund vom Ofen lenken. (Nürtingen.)
144. Nüchtern gedacht, voll gesagt. – Simrock, 7597; Gaal, 1230.
145. Ohne Denken und Sinnen muss man nichts beginnen. – Devisenbuch, 374.
146. So es ick dacht, so geschacht1. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 226.
1) Der Assonanz wegen für: geschêcht.
147. Vom Denke kon me oin net henke, aber vom Sage kon me oin schlage. (Neresheim.)
148. Vom Denken wird Niemand fett.
Die Maoren auf Neu-Seeland sagen sprichwörtlich: Ein fetter Mensch ist oft beleibt worden durch gute Nahrung, nicht durch die Thätigkeit des Gedankens. (Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde 1857-59, II, 317.) Nach der Ansicht der Russen ist das Denken aber auch nicht gerade lebensgefährlich; sie sagen: Man kann lange denken, bis man sich den Kopf zerbricht. (Altmann, VI, 399.)
149. Vum alzevil Dinke bekit em en Glaz. – Schuster, 442c.
150. Vum alzevil Dinke bekit em grô Hôr. – Schuster, 442a.
151. Vum wenich Dinke, bekit em rît Hôr. – Schuster, 441.
Sonst ward den Rothköpfen in der Regel Schlauheit zugeschrieben.
152. Was man denkt, das bleibt Einem.
Altfries.: Wat em taänkt, dit heed em tö. (Hansen, 10.)
153. Wat ick sûlvst denk un do, dat trô ick uck ten Annern to. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 26.
154. Wenn du denkst, du hast'n, da hoppt er aus den Kast'n. – Klix, 16.
155. Wenn mans am wenigsten denkt, liegt ein Fisch in den Reusen. – Simrock, 2484.
156. Wer denkt, seine Katze werf' ein Kalb, der verliert seine Mühe mehr denn halb. – Simrock, 5403.
157. Wer dort denkt, bekommt hier nichts.
158. Wer schlecht denkt, handelt auch schlecht.
In Wälschtirol: Chi mal pensa, mal fa. (Hörmann, 27.)
159. Wer, wie er denkt, sagt, wird aus euern Städten gejagt.
So schildern die Türken das Schicksal der geraden, ehrlichen Menschen. (Ausland 1872, S. 1106.)
160. Wer zu viel denkt, der thut gemeiniglich zu wenig. – Opel, 79.
[1124] 161. Wo man's nicht denkt, springt der Hase auf. – Frischbier, II, 514.
162. Wohl gedacht, recht geredet.
Lat.: Verba provisam rem non invita sequentur. (Horaz.) (Binder II, 3503.)
163. Zum Denken stäts bereit, zum Handeln nimm dir Zeit. – Devisenbuch, 5.
*164. A muss nich denken, dass andere Loite Narren sein. (Schles.) – Frommann, III, 413, 499.
*165. A su dänk ich, 's hôt mich a Hâsla g'lackt. – Peter, 447.
Ich glaube einen grossen Vortheil erlangt zu haben.
*166. Dacht' (wusst') ich doch nicht, was mich bisse. (Breslau.)
Ausdruck der Ueberraschung, Verwunderung. (S. ⇒ Denken 123.)
*167. Denke nicht dran, so thut es nicht weh. – Morgenblätter, Stuttgart 1863, N. 34.
*168. Denkst du daran, mein tapfrer Lagienka?
Um Jemand an irgend einen Vorgang zu erinnern. Ein Liederanfang aus dem Singspiel von Holtei: Der alte Feldherr, das 1826 zum erstenmal in Berlin gegeben ward. (Büchmann, X, 93.)
*169. E dinkt, e hât âsen Härrgot un der däcken zîn (zehe). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 54.
Er ist stolz, glaubt, er habe unsern Herrgott an der dicken Zehe.
*170. E dinkt, hî wêr et (er wâre es). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 54.
*171. Er denckt, drey Meilen hinter Gott. – Schottel, 1115a.
*172. Er denckt nur in sein'n sack. – Franck, II, 36a.
*173. Er denckt nur, wie er sein capelle besing. – Franck, II, 36a.
*174. Er denkt, der Affe habe ihn gelauset. (Köthen.)
Es sei ihm wunderwas Gutes begegnet.
*175. Er denkt, er ist es selbst. – Frischbier, II, 511.
Von Eingebildeten, Hochmüthigen.
*176. Er denkt krumm bis morgen. – Klosterspiegel, 1297a.
*177. Er denkt nicht weiter als von der Nase in's Maul. – Eiselein, 455.
*178. Er denkt von Zwölfe bis Mittag. (Ulm.)
*179. Er denkt, wie die Bürstenstelerin: das gehet mich an. – Herberger, I, 694.
*180. Er denkt wie ein Kurrhahn. – Frischbier, I, 557.
*181. Er denkt wie Goldschmids Junge, wenn ich Gold hätte, macht ich Ringe. – Klix, 166.
*182. Er denkt wie Hansemann. (S. ⇒ Geldsache.)
*183. Er denkt wie Jener, der keine rothe Jacke haben wollte, weil er keine bekommen konnte.
Altfries.: Täänk üs Pua Modders: Hi wild nün ruad knappesii haa, om dat hi nünen foa küd. (Hansen, 16.)
*184. Er denkt wie selber Schwob, vun gschehene Sache soll m'r 's Beschde redde. – Zeller, Vetter aus der Pfalz, 251.
*185. Grat Theenkan, an nan tangh heaft. – Johannsen, 68.
Gross denken und nichts dahinter.
*186. Ha denkt, a is goar engelrêne. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, III, 415, 589.
*187. Hettstu sein ehe gedacht, so were er ehe kommen. – Franck, II, 81a.
*188. Hilf mir denken. – Frischbier, II, 512.
Scherzhaft zu Jemand, wenn nicht viel zu denken ist, oder auch, um an etwas erinnert zu werden.
*189. Ich denk ma halt, wie der Goldschmiedbue: blast's mer ön Hobl aus. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 17, 143.
*190. Ich denke goar, der Norr beisst mich. (Schles.)
*191. Ich denke goar, 's Mäusel soll mich derbeissen. (Schles.)
Ueberraschung, Verwunderung.
*192. Ich denke glei (sogleich), ich sol umfallen. (Schles.)
Ausruf des Erstaunens, des Schreckens.
[1125] *193. Ich muss daran denken, auf welcher Seite mein eigenes Brot mit Butter bestrichen ist. (Nordamerika.) – Breslauer Zeitung 1865, Nr. 185, S. 1062.
Um zu sagen: Ich bin mir selbst der Nächste, mein Vortheil, meine Rettung geht vor.
*194. Öck denk' von Gott nuscht Böset. – Frischbier, II, 517.
Als Einleitung zum Bericht über ein unerwartetes Ereigniss.
*195. Was du dächtest, das du möchtest, daraus wird nichts. (Köthen.)
*196. Wer dächt's, doass die Kotzen Speck frassen und is sit fett Ding. – Gomolcke, 803.
Buchempfehlung
Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro