1. Auf Kissen kommt man nicht zum Wissen. – Schlechta, 321.
2. Auf sammtenem Kissen kommt man nicht ins Paradies. – Reinsberg II, 133.
3. Auf sammtenen Kissen rutscht man nicht in den Himmel.
4. Besser auf dem Kissen als auf dem Gewissen. (Schles.)
5. Besser das Kissen verlieren als den Kopf.
6. Ligget er twei up em Küssen und hat twei Gewitten, do ligget de Düwel dertwischken. (S. Glauben ⇒ 106 u. ⇒ 141.) (Waldeck.) – Curtze, 350, 442.
Holl.: Op het kussen zitten.
7. Man kann auf keinem Kissen in den Himmel rutschen. – Steiger, 117; Simrock, 12331.
8. Man kann nicht stets auf einem weichen Kissen sitzen.
Holl.: Men kan altijd op geen kussen zitten. (Harrebomée, I, 459a.)
9. Man schwetzt offt einem vom Kissen vnd setzt sich selbst darauff. – Petri, II, 464; Simrock, 6119.
10. Wann man einem auff das Küssen erlaubt, ist er nicht weit vom Bett. – Lehmann, II, 869, 134.
11. Wer dem andern ein Kissen unterlegt, findet anderswo ein Bett. – Sailer, 207; Körte, 3412.
12. Wer gut neben dem Kissen sitzt, der sitzt noch nicht gut darauf.
Holl.: Die naast het kussen gemakkelijk zit, zit er nog niet goed op. (Harrebomée, I, 459a.)
*13. Auf dem Kissen erzogen sein. – Murner, Nb., 11.
Von verweichlichter Erziehung. – »Als thund die jungen burgerskind, die auff dem küssen zogen sind, nie in kein zucht gesehen handt, kein sitt gelernt in frembden landt.« (Kloster, IV, 660.)
*14. Auf dem Kissen sitzen. – Murner, Nb., 70.
Hochangesehen sein, ein Staatsamt bekleiden, den Ehrenplatz haben. »Die schelmen hand hiendurch gerissen, dass sie sitzen auff dem küssen und brangen oben an dem brett.« (Kloster, IV, 816.)
*15. Auf dem Kissen sitzen wollen. – Murner, Nb., 15.
Es bequem haben oder geehrt sein wollen. – »Ich dorfft kein schelmen nit beschweren, baizen, gerben, oder leeren; sie hond so viel dückischer witzen, das sie wöln auff eim küssen sitzen.« » ... Sie könnent sich so dückisch weren, denn sie viel rincken rancken wissen vnd wölend sitzen auff eim küssen.« (Kloster, IV, 672.)
*16. Das Kissen um Rath fragen.
Sich die Sache beschlafen.
Lat.: Pulvillum consulere. (Bovill, I, 80.)
*17. Einem ein Kissen unterlegen. – Frischbier2, 2028.
Nach der angeführten Quelle wird diese Redensart in Königsberg oder Ostpreussen nur vor dem ersten der drei Aufgebote angewandt, um dazu, wie zu den damit verbundenen weitern Schritten, Glück zu wünschen.
*18. Einem Kissen unter die Arme machen. – Hengstenberg, Evangelische Kirchenzeitung, 1868, 520.
Es ihm bequem, leicht machen.
*19. Einem Kissen unterlegen.
» ... Sie sitzen im Unrecht, wir wollen ihnen (dabei) keine (nicht auch noch) Kissen unterlegen.«(Goethe, VIII, 125.)
*20. Er bleibt auf dem Kissen. – Murner, Nb., 22.
Im Amte, in hoher Stellung. – »Die federspitzer sind bei Herrn, die sich allein mit federn neren vnd bleiben auff dem küssen sitzen vnd thund nit mehr dann federn spitzen.« (Kloster, IV, 694.)
*21. Er liegt gern auf einem fleischernen Kissen. – Altmann VI, 412.
*22. Er muss vom Kissen herunter.
Verliert Amt oder Stellung.
Holl.: Zijn kussen is omgekerd. (Harrebomée, I, 459b.)
*23. Er sitzt auf dem Kissen.
Holl.: Hij zit op het kussen. (Harrebomée, I, 459a.)
24. Wer ein Kissen hat, legt den Kopf nicht auf einen Stein.
Die Russen: Kannst du dich ins Moos legen, Väterchen, warum willst du dich auf die Steine legen? (Altmann V, 109.)
25. Wer zu lang liegt auf dem Kissen, bekommt nicht leicht 'nen guten Bissen.
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