Lebenszeit

Was ist doch unsre Lebenszeit, als lauter Müh und Eitelkeit; ein Staub, der mit dem Wind entsteht; ein Schnee, der im April vergeht; ein Wasserblas, so bald zerrint; ein Regenbog, so bald verschwindt; ein Nebel, den die Sonn verjagt; ein Himmelröth, so lang es tagt; ein Thau, so von der Hitz verzehrt; ein Blat, vom Winde umbgekehrt; ein schönes Glas, so bald zubricht; eine Blum, so gar bald wird zu nicht; ein Eyss am heissen Sonnenschein; ein Schatten, der da bricht herein; ein Blitz, der daher fähret hell; ein Stral, so schiesst herab gar schnell; ein Widerhall der Stimm in Eil; ein Zeit vertreiben mit kurtzweil; ein Traum, der mit dem Schlaff auffhört; ein Rauch, welchen der Wind zerstört.Monatsblätter, V, 95, 3.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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