1. Alle Lande seyn dess Weysen Vatterland. – Lehmann, II, 26, 4; Simrock, 6161; Körte, 3674; Braun, II, 2141; Masson, 351.
Als man Sokrates fragte, was für ein Landsmann er sei, antwortete er: ein Weltbürger.
Poln.: Tam dom, gdzie dobrze. – W šwiecie ezlowiek nie zaginie. (Masson, 351.)
2. Aller Lande Sitten sind nicht gleich. – Graf, 15, 164.
Angelsächs.: Ealle land sida ne syn gelîce. (R. Schmid, 376, 4.)
3. Am Lande ist gut schiffen. – Simrock, 6157; Reinsberg IV, 97; Körte, 3677; Braun, I, 2147.
4. An anas Land, an anani Historie. (Oberösterreich.)
Ein anderes Land, andere Verhältnisse.
5. Ander Land, ander Glück.
Dem, der in ein ander Land kommt, kann es besser oder schlechter ergehen als an seinem frühern Wohnsitz.
It.: Chi muta paese, muta ventura. (Pazzaglia, 236, 1; Bohn I, 83.)
6. Ander Land, ander Leute. – Altmann VI, 414.
7. Andere Länder, andere Sitten; andere Mädchen, andere Titten. – Frischbier2, 2287.
Frz.: Autres pays, autres moeurs.
8. Arm Land, arm Volk.
Holl.: Arm land, arm volk. – Arme landbouwer, arme landbouw. (Harrebomée, II, 5.)
9. Auf dem besten Lande ist der schlechteste Weg. – Winckler, VII, 23.
10. Auf unfruchtbar Land muss man nicht erst säen.
Ungelehrige gelehrt machen wollen, ist umsonst.
11. Aus fremden Landen kommen üble Sitten.
Dän.: Af fremmede lande fremmede laster. (Prov. dan., 197.)
12. Auss frembden Landen bringt man nichts dann frembde Laster. – Lehmann, 689, 34.
13. Ausser Landes darf niemand richten. – Graf, 436, 284.
Die streitenden Parteien, wenigstens der Beklagte, mussten örtlich in den Amtsbezirk des anzurufenden Richters fallen, weil niemand ausser seinem Kreise als Richter thätig sein kann.
Niederd.: Buten landes schal nemandt richten. (Dreyer, I, 537.)
14. Ausser Landes isset man auch Brot.
15. Beschick dein aigen Landt, lass frembdes vngewand. – Henisch, 1210, 27.
16. Besser auff dem Land arm, dann auff dem Meere reich. – Lehmann, II, 47, 26; Sailer, 111; Simrock, 6155; Braun, I, 2146; Masson, 373.
Lat.: Fida terra, infidum mare. (Seybold, 182.)
17. Besser ein Land mit Eseln bearbeiten als es ganz unbebaut liegen lassen.
Als ein Bischof gefragt wurde, warum er so viel unwissenden und schlechten Leuten Pfarren gäbe, gab er obige Antwort. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 246.)
18. Besser im eigenen Lande aus Birkenrinde Wasser trinken, als im fremden Lande Bier aus Krügen. (Finn.)
19. Besser ist ein verderbt (verwüstetes) Land als ein verlorenes Land. – Lehmann, 84, 10.
Dän.: Bedre et fordervet land, end forloret. (Prov. dan., 55.)
Frz.: Pays ruiné vaut mieux que pays perdu. (Bohn I, 39; Cahier, 1317.) – Mieux vaut terre gastée que terre perdue. (Leroux, I, 59; Kritzinger, 501a.)
Holl.: Beter bederven dan verloren (geen) land. (Harrebomée, II, 5.)
It.: E molto meglio paese guasto, che paese perso. (Pazzaglia, 256, 2.)
20. Besser Land und Leut verlohren als ein falscher Eid geschworen.
Vgl. W.E. Tentzel, Der in Teutschland bisher eyfrigst doch vergebens gesuchte Thaler Land Graf Philippens von Hessen mit der Umschrift, Besser Land und Leut verlohren, als ein falscher Eid geschworen, Gotha, 1699. (Diese Schrift war 1866 in einem Mai'schen antiquarischen Katalog angezeigt.)
[1763] 21. Bist du vom Lande, so geh' nicht aufs Meer. – Eiselein, 409; Simrock, 6164; Körte, 3679; Braun, I, 2143.
Lat.: Terrestris cum sis, ne quaesieris mare. (Eiselein, 409.)
22. Bleib' im Lande und erhungere gemächlich.
23. Bleibe im Lande und nähre dich redlich. – Ps. 36, 3; Schulze, 34; Eiselein, 409; Simrock, 6160; Braun, I, 2136.
»Halt dich redlich, nehr dich im landt, leid mit den deinen ehr vnd schand.« (Waldis, VI, 5, 91.)
Holl.: Blijf in uw land, en behelp u. (Harrebomée, II, 5.)
Lat.: Domi manere oportet belle fortunatum. (Philippi, I, 124.)
24. Brûn, swart lant drecht gut kôrn.
Tunnicius (1315): Braunes, schwarzes Land trägt gut Korn. (Fuscus ager fructus et farra ministrat opima.)
25. Das Land gehört ihm, aber ein anderer isst die Kapaunen davon.
Wenn jemand zwar ein Grundstück gehört, aber ein anderer die Einkünfte davon zieht.
26. Das Land haldet sich nicht gegen uns.
27. Das Land ist verloren, wo der Deich aufhört. – Graf, 130, 378.
Wer seine Deiche nicht in erforderlichem Zustande erhält, geht seines Landes verlustig. (S. ⇒ Deichen.) Im friesischen Recht heisst es: »Ueber wessen Deich zwischen Sommerstag und gleicher Nacht (Aequinoctium) das salzige Wasser eindringt, den theilt und treibt man vom Lande, wenn er binnen Jahr und Tag den Schaden nicht geheilt und die Bussen bezahlt hat.« (Richthofen, 417, 19.)
Altfries.: Endo do ist land vorberd deer dy dyck op herth. (Richthofen, 405, 14.)
28. Das Land ist voll Mörder und Buben und niemand sicher. – Kirchhofer, 104.
Das Sprichwort rührt aus der Zeit, als sich, kurz nach den Kämpfen der Schweizer mit Karl dem Kühnen, die Burgunder und Franzosen einander befehdeten (1480), woran schweizerische und deutsche Söldner Antheil nahmen. Ein herbeigeführter Waffenstillstand machte eine Menge Krieger brotlos, von denen sehr viele lieber raubten als arbeiteten, sodass eine Unsicherheit entstand, die sprichwörtlich wurde und der nur durch die höchste Strenge ein Ziel gesetzt werden konnte.
29. Das Land soll schwächer sein als der Bauer.
Es soll niemand so viel Land besitzen, dass er es nicht in erforderlicher Weise bearbeiten kann.
Holl.: De landbouwer zij sterker dan het land. – Het land behoort zwakker te zijn dan de landbouwer. (Harrebomée, II, 6.)
30. Das Land wird wohl gebaut durch das Pferd, das langsam kaut.
Holl.: 'T land werd wel gebouwd door 't paard, dat langzaam knouwt. (Harrebomée, II, 7.)
31. De dar wil land kopen, de schall lude ropen. – Richthofen, 579, 10; Graf, 104, 234.
32. De land wil sellen, de schall lude bellen. – Dreyer, I, 10; Graf, 104, 235.
In Bezug auf die Ausübung des Näherrechts. Beide Sprichwörter drücken denselben Gedanken aus, indem sie sagen, wie beim Verkauf eines liegenden Guts zu verfahren ist; sie fordern für diesen Zweck, den Verkaufsact so bekannt zu machen, dass die Näherberechtigten davon Kenntniss erhalten. War der Verkauf des Guts ausreichend bekannt gemacht, so konnte der Näherberechtigte sein Recht geltend machen, denn kein Fernerstehender konnte es ihm vereiteln. Machte er keinen Gebrauch davon, so kam es an den Nächsten. Machte keiner derselben Gebrauch, so trat der Käufer nach Jahr und Tag in unanfechtbaren Besitz (s. ⇒ Stillschweigen), denn so lange blieb den Näherberechtigten ihr Recht bewahrt.
33. Dem Lande ist besser zu trauen als dem Wasser.
34. Des Landes Sitten und Gewohnheit soll man halten. – Eiselein, 409.
»Wohin man kommt, da soll man halten des Landes Sitten und der Alten.« Die Walachen: Wie das Land, so die Sitte; wie der Türke, so die Pistole; wie der Heilige, so der Weihrauch. Die Russen: Andere Wälder, anderes Wild. Andere Büsche andere Pilze. Der Litauer: Andere Bäume, andere Holzhauer. Bei einem afrikanischen Negerstamm heisst es: Des fremden Snhn Thun macht zornig die Leute. (Nämlich die Eingeborenen, wenn er von ihrer Weise abweicht.) In Hindostan empfiehlt man: Steckt euern Finger in die Erde und riecht, in was für einem Lande ihr seid. (Reinsberg II, 70 u. 71.)
Frz.: Homme doit vivre selon le pays où il est. (Leroux, I, 163.)
Lat.: Si fueris Romae, Romano vivito more, si fueris alibi vivito sicut ibi. (Frohberg, 569; Philippi, II, 184.)
[1764] 35. Des lands weise ist des lands ehre. – Tappius, 49b; Gruter, I, 19; Petri, II, 118; Latendorf II, 7; Henisch, 812, 2; Sutor, 613; Eiselein, 638; Reinsberg II, 70.
Holl.: 'S lands wijs, 's lands eer. (Harrebomée, II, 7.)
36. Deutsches Land ist Staubes voll, die Vögte machen's gar zu toll.
37. Die auf ihr Land nicht guten Samen säen, werden nur Disteln mähen.
Holl.: Wie op zijn land geen koren zaait, 't is zeker, dat hij distels maait. (Harrebomée, II, 8.)
38. Die Besten im Lande thun dies ohne Schande.
Holl.: De besten von den lande doen dit zonder schande. (Harrebomée, II, 5.)
39. Die Länder sind die glücklichsten, darin entweder ein Philosophus regiert oder ein Regent philosophirt. – Opel, 388.
40. Dies Land trägt keine klugen Leute, sagte Jodel, da säete er Narrensamen.
41. Du kannst kein Land finden wie Belka.
Sprichwort der Beduinen. Das heutige Belka, das angeblich früher dem Stamme Ruben gehörige Land, stand in den ältesten Zeiten im Rufe der vorzüglichsten Fruchtbarkeit und hat noch jetzt die besten Viehweiden (vgl. Burckhardt's Reisen, übersetzt von Gesenius, II, 628).
42. Du must dich nach dem Land vnd nit das Land nach dir richten. – Sutor, 613.
43. Eigenes Land mit eigener Hand, das ist der beste Stand.
44. Ein feiges Land ist bald in Feindes Hand.
Dän.: Frygtsom land, utrygt land. (Prov. dan., 205.)
45. Ein itlik lant holt syne Wyse.
Lat.: Quaelibet usque suos observat natio mores. (Tunnicius, 98.)
46. Ein jedes Land hat seine Gaben. – Coler, 122.
47. Ein jeglich Land hat einen eigenen Teuffel. – Petri, II, 204.
48. Ein kleines Land bringt oft grossen Gewinn.
49. Ein Land hat nicht alles zur Hand. – Lehmann, 415, 16; Grubb, 197.
50. Ein Land ist leichter zu gewinnen, als zu erhalten (behalten, behaupten).
Schwed.: Lättare winna ett Land än styras. (Grubb, 493.)
51. Ein Land nährt Hand und Fuss.
52. Ein Land nehret das ander. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 49.
53. Ein Land ohne Recht ist beim besten Boden schlecht.
Frz.: Warloy-Baillon, boen poys sins raison. – Warloy, bon pays, mauvaises lois. (Reinsberg V, 166.)
54. Ein Land trägt nicht alles. – Lehmann, 539, 33; Sailer, 148; Simrock, 6155.
»Also ist ein jeder Mensch zu etwas sonders geboren vnd nicht zu allem tauglich.«
Lat.: Non eadem fert omnia tellus. – Non omnis fert omnia tellus. (Virgil.) (Philippi, II, 12; Wiegand, 689.)
Schwed.: Ett Land bår icke all Frucht. (Grubb, 197.)
55. Ein Land wird nicht regiert mit Sitzen, sondern mit Schwitzen. – Parömiakon, 1986.
56. Ein nasses Land bedarf keines Wassers. – Simrock, 7426.
57. Ein volles Land speyet seinen Gast auss. – Petri, II, 234; Henisch, 1369, 67.
58. Es ist besser für ein Land, der Fürst lässt sich in einer Hirschhaut als in einer Mönchskut te begraben. – Klosterspiegel, 52, 21.
59. Es ist besser sein Land erhalten als ein anderes gewinnen. – Lehmann, 435, 39.
60. Es ist böss auss einem bösen Landt geboren sein. – Henisch, 1392, 7.
Lat.: Mores hominum regioni respondent et plantae semina. – Res est infelix, ex infelici prodiisse solo. (Henisch, 1392, 8.)
61. Es ist ein arm Land, das nicht Vieh und Leute nährt.
Holl.: Het is een arm land, daar niets goeds wast. (Harrebomée, II, 6.)
[1765] 62. Es ist ein bös Land, in dem man keinen Freund zur Hand.
Dasselbe behaupten die Araber. (Cahier, 2290.)
Dän.: Ondt land hvor man har ingen ven. (Prov. dan., 438.)
63. Es ist ein böses Land, das Blut trägt, wenn man Wasser säet.
64. Es ist ein böses Land, das niemand segnet.
65. Es ist ein böses Land, wo der Dieb den Richter an der Kette führt. – Winckler, XVIII, 90.
66. Es ist ein böss Land, da niemand Vortheil oder Ehr hat. – Petri, II, 259; Lehmann, 802, 57; Lehmann, II, 140, 132; Simrock, 6163; Körte, 3663; Braun, I, 2132; Reinsberg II, 126.
Bei Tunnicius (887): It is quât lant, dâr nummande neine ere schüt. (Prava nimis tellus ubi nulli dantur honores.)
Holl.: Het is kwaad land, daar geen respijt is. (Harrebomée, II, 6.) – Tis een quaet lant, daer niemant vordel en hevet. (Harrebomée, II, 6; Fallersleben, 666.)
Lat.: Detur terra malis, ubi nullus honor specialis. (Henisch, 802, 59.)
67. Es ist ein unglücklich Land, wo die Armen auf den Treppen der Reichen sitzen.
Holl.: Het is een ongelukkig land, waar de armen op de trappen van de paleizen der rijken zitten. (Harrebomée, II, 6.)
68. Es ist gut, Land und Leute einzunehmen, wo kein Widerstand ist. – Kirchhofer, 94, 103; Simrock, 11589a.
Die schnelle Eroberung der Waadt durch die Berner hat insofern zu diesem Sprichwort Veranlassung gegeben, als es nicht an Leuten fehlte, welche diese Eroberung mit schelen Augen ansahen und deswegen diesen kriegerischen Zug herabsetzten.
69. Es ist in allen Landen gut gewesen. – Herberger, I, 558.
70. Es ist kein Land, da Neid nicht hat Bestand. – Parömiakon, 97.
71. Es ist kein Land und kein Stand um drei Heller.
72. Es ist noch kein Land verloren gegangen aus Mangel eines Erben.
Engl.: Land was never lost for want of an heir. – The rich never want kindred. (Bohn II, 109.)
It.: Ai ricchi non mancano parenti. (Bohn II, 109.)
73. Es stehet übel mit einem Lande, in dem die, so es regieren, vom Feinde regiert werden. – Opel, 382.
74. Es stehet wohl in einem Land, wo Recht und Sitte Boden fand.
Dän.: Lyksalig er det land, hvor dyd holdes i ære. (Prov. dan., 404.)
75. Es wechset nicht alles in einem Land. – Petri, II, 303.
76. Faist landt, faul leut. – Gruter, I, 40; Gaal, 1064; Simrock, 6157; Körte, 3670; Braun, I, 2138.
It.: Il paese grasso fà l'huomo pigro. (Pazzaglia, 259, 5; Gaal, 1064.)
77. Feist Land gibt grobe Ochsen. – Petri, II, 841.
78. Fettes Land, böser Weg. (S. ⇒ Boden 9.)
Dän.: Jo bedre jord, jo slemmere vey. (Prov. dan., 327.)
Frz.: Bonne pays (terre), mauvais chemin. – Do grasse terre, meschant chemin. (Leroux, I, 58; II, 128.)
79. Fremdes Land hat nur Heidelbeeren, das eigene hat Erdbeeren. (Finn.)
80. Fruchtbare land geben feyg (matt, wollustig, weibisch) leut. – Franck, I, 156b.
81. Gerade wie bei uns zu Land hängt man die Wurst auch an die Wand.
Es ist in andern Ländern der Hauptsache nach wie bei uns.
82. Gut Land braucht halben Samen.
Holl.: Man sait goet lant te halven.
Lat.: Pro semilucro triticum seminamus in agro. (Fallersleben, 492.)
83. Gut land, feyg (faule, böse) leut. – Franck, I, 156b; Gruter, I, 46; Egenolff, 384b; Petri, II, 367; Henisch, 1042, 37; Latendorf II, 16; Mayer, II, 140; Eiselein, 408; Mathesy, I, 95a; Simrock, 6158.
Von der Grafschaft Kent sagen die Engländer: Bona terra, mala gens. (Binder II, 351.) Cäsar dagegen: Ex his omnibus longe sunt humanissimi, qui Cantium incolunt. (Eiselein, 408.)
Dän.: Der er tit onde mennesker i et godt land, ligesom onde heste af alle slags haar. (Prov. dan., 413.)
It.: Terra buona, ma gente pessima. (Cahier, 3133.)
[1766] 84. Gut Land, grob Volk. – Petri, II, 367.
85. Gut Land will gute Pflege.
Frz.: Bonne terre a mestier (besoin) de bon cultivateur, aussi bonne maison de bon ministrateur. (Leroux, I, 58.)
86. Hast du kein Land, hilf dir mit der Hand. – Mayer, I, 35; Körte, 3661.
87. Hert land, herte leute. – Franck, I, 156b; Gruter, I, 47; Petri, II, 371; Eiselein, 408; Simrock, 6156; Körte, 3672; Braun, I, 2135.
88. Ich bin nicht gern in dem land, da die aussgab grösser ist, denn die einnam. – Henisch, 384, 17; Petri, II, 397.
89. Ich war einmal in einem Land, da war geschrieben an der Wand: Was ich gar nicht verbessern kund, das solt ich lassen, wie ichs fund. – Petri, II, 398.
90. Im eigenen Lande geht die Sonne am schönsten auf.
Daher sagt der Perser: Ich gehe in meinen eigenen Ort, wo ich mein eigener Herr bin. Die Hebräer: In der Fremde bellt der Hund sieben Jahre nicht. Die Finnen: Ander Land – Schwarzbeere, eigen Land – Erdbeere. Und der Este: Besser zu Haus Brotrindchen als Butter in der Fremde.
91. Im fremden Lande schlägt die Kuh den Ochsen.
92. Im Lande der Blinden ist ein Einäugiger König. – Petri, II, 799.
In Libyens Sandwüsten steht ein Mensch da, wie ein Thurm, wie der Mammuth dagegen die Maus in der Falle; und daher der Hochmuth kleiner Männchen an kleinen Orten. Die Italiener: Im Lande der Blinden ist der gesegnet, welcher ein Auge hat. In Venetien: Im Lande der Blinden ist ein Signore, wer ein Auge hat. Die Neugriechen: Im Lande der Blinden kann der Regent auf einem Auge blind sein. Die Ungarn: Unter den Blinden ist der Schielende König. Die Russen: Im Reich der Blinden ist der Lahme Zar. (Reinsberg IV, 152.)
Frz.: Au pays des aveugles les borgnes sont rois. (Bohn I, 6.)
Holl.: In het land der blinden is Éenoog koning. (Harrebomée, I, 7; Bohn II, 329.)
It.: In terra di ciechi beato chi ha un occhio. (Bohn I, 104.)
Port.: Na terra dos cegos, o torto he rei. (Bohn II, 286.)
Span.: En tierra de ciegos el tuerto es rey. (Bohn I, 222.)
93. Im Lande der Hoffnung wird man nicht fett.
94. Im Lande der Lahmen ist das Hinken keine Schande. – Altmann VI, 484.
Es wird vielmehr im Gegentheil der gerade Gang zur Schande gereichen.
95. Im Lande der Lahmen muss auch der Gesunde hinken.
Man berichtet uns wirklich jetzt aus England, das Hinken fange an in der höhern Gesellschaft guter Ton zu werden, weil die Prinzessin von Wales hinkt.
96. Im Lande der Schwarzen gelten die Weissen für Teufel.
97. Im Lande der Versprechungen (Hoffnungen) stirbt man Hungers.
Holl.: In het land van belofte sterft men wel van honger. (Harrebomée, II, 7.)
98. In allen Landen beissen vnd bellen die Hund. – Lehmann, 260, 46.
99. In allen Landen beisst der Hund und lästert der Mund.
Holl.: In alle landen bijten de honden en lastern de monden. (Harrebomée, II, 7.)
100. In allen landen findet man zerbrochene Töpfe. – Simrock, 10413; Körte, 3666.
Holl.: In alle landen zijn holle (gebroken) potten. (Harrebomée, II, 7.)
101. In allen Landen findt man galgen. – Henisch, 1137, 45; Petri, II, 401.
102. In allen Landen sind alte vnd ledige Töpffe. – Petri, II, 401.
103. In allen Landen sind hole Fass vnd Kübel. – Lehmann, 259, 5; Eiselein, 317; Simrock, 4880.
Tunnicius (593): In allem Lande sint holle potte. (Omnibus in terris ollae spectantur canes.)
104. In allen Landen sint gude unde quade. – Tunn., 775.
Lat.: Et bonus et pravus passim cernuntur et excors.
105. In andern landen isset man auch brodt. – Tappius, 107b; Goldschmidt, 150; Simrock, 6162; Körte, 3675; Braun, I, 2145; Reinsberg II, 72; Masson, 114.
[1767] Um zu sagen, ich werde auch anderwärts mein Fortkommen finden.
Dän.: Der bages og godt brød i fremmede lande. (Prov. dan., 91.)
106. In andern Ländern isst man wol auch Brot, aber daheim schmeckt's besser.
107. In andern Landen ist auch gut Brot essen. – Sutor, 273.
108. In andern landen ist auch gut wonen. – Franck, II, 9b; Tappius, 11b; Gruter, I, 51; Petri, II, 401.
Frz.: Le cul est bleu partout. (Masson, 114.)
Holl.: In andere landen is't ook goed wonen. (Harrebomée, II, 7.)
Lat.: Abdera pulchra Tejorum colonia. (Philippi, I, 1.) – Quaevis terra patria. (Tappius, 11b; Philippi, II, 119a.)
109. In diesem Land ist lang die Zung' und kurz die Hand.
Man verspricht viel und hält wenig.
Holl.: 'T is een wijze van het land: lang van tong en kort van hand. (Harrebomée, II, 7.)
110. In dürrem Land ist jedes Wasser willkommen.
Span.: En tierra seca el agua salobre es buena. (Bohn I, 222.)
111. In fetten Landen schwerer Weg. – Petri, II, 404.
Holl.: In vette landen zware weg. ( Harrebomée, II, 7.)
112. In fremdem Land haben die Leut' 'ne harte Hand.
113. In fremden Landen ist gut wancken, aber böss krancken. – Petri, II, 404.
114. In jedem Land gilt der Verstand.
Holl.: In alle tijden en landen eert men groote verstanden. (Harrebomée, II, 7.)
115. In jedem Lande geht des Morgens die Sonne auf. – Reinsberg II, 72.
116. Inn fetten Landen schwerer weg, wer kein Gelt im Beutel hat. – Henisch, 1078, 50.
117. Ist man erst ans Land gebracht, wird selten mehr an Gott gedacht.
Holl.: God wordt niet mer gedacht, is men aan land gebragt. (Harrebomée, I, 6.)
118. Je besser das Land, je schlechter die Wege.
Frz.: En Beauce bonne terre et mauvais chemin. (Leroux, I, 208.)
It.: Di buona terra cattiva strada. – Di terra grassa cattivo camino. (Pazzaglia, 364, 5 u. 42, 1.)
119. Je besser Land, je besser Leut'. – Birlinger, 827.
120. Je besser Land, je böser (gröber) Volck. – Henisch, 319, 59; Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 22; Luther's Tischr., 465a.
Dän.: Je bedre land, jo værre folk. (Prov. dan., 327.)
121. Je fetter das Land, je fauler die Leute.
Dän.: Fedt land dovet folk. (Prov. dan., 172.)
Holl.: Vette landen, luije lieden. (Harrebomée, II, 8.)
It.: Il paese grasso fa l'uomo pigro.
Lat.: Pinguis ubi tellus, piger hic solet esse popellus.
122. Je mehr man ins Land hineinthut, je mehr kommt heraus.
Frz.: Plustot en terre, plustot hors de terre. (Leroux, I, 59.)
123. Je wärmer das Land, je süsser der Wein.
124. Jedes Land bringt etwas anderes hervor. – Eiselein, 408.
Lat.: Nec tellus ea dem parit omnia, vitibus illa convenit, haec oleis, hic bene farra virent. (Ovid.) (Seybold, 334.) – Non opibus bona fama datur, sed moribus ipsis. (Seybold, 377.)
125. Jedes Land hat schlechte Wege. – Hollenberg, III, 28.
Frz.: En tout pays il y a une lieue de mauvais chemin. (Cahier, 325.)
126. Jedes Land hat seine eigenen Gerichte.
127. Jedes Land hat seine Heiligen.
Holl.: Iedes land heeft zijn' sant. (Harrebomée, II, 7.)
128. Jedes Land muss seinen Teufel haben; der von Deutschland heisst Weinschlauch und Saufaus. – Eiselein, 589; Simrock, 10175; Reinsberg V, 60.
129. Jedes landt hat seinn tand (Sand, Weise). – Franck, II, 51b; Petri, II, 390; Gruter, I, 50; Hollenberg, I, 4; Schottel, 1132b; Sutor, 613; Gaal, 1063; Eiselein, 408; Simrock, 6153; Körte, 3665 u. 4604; Reinsberg II, 70; Braun, I, 2134.
Seine Eigenthümlichkeit hinsichtlich des Landes sowol als der Sitten und Gebräuche. Wenn es bei Latendorf (II, 18) heisst: »Jedes Land hat sein Land«, so ist dies wol Druckfehler. Man hat gesagt, Deutschland sei das reichste Land an Kartoffeln und Pedanten, Frankreich an Fleischbrühe und Windbeuteln, Holland und die Schweiz lieferten die meisten Breimäuler. Die Basken [1768] sagen: Jedes Land hat sein Gesetz und jedes Haus seine Gewohnheit. (Reinsberg II, 70.)
Engl.: Every country has its customs. (Gaal, 1063; Eiselein, 408.)
Frz.: Chaque paysases sabots. (Masson, 224.) – Chaque pays a sa guise. (Eiselein, 408.)
Holl.: Elk land heeft zijne manieren. (Harrebomée, II, 6.)
It.: Tal paese, tal usanza. (Gaal, 1063.)
Lat.: Non ubique idem decorum est. (Masson, 224.) – Suus cuique mos loco est. (Gaal, 1063.)
Port.: Cada terra com seu uso, cada roca com seu fuso. (Bohn II, 271.) – Quantos paizos, tantos costumes. (Körte, 3665.)
Span.: En cada tierra su uso. (Bohn I, 221.)
130. Kein besser Land, als das, worein uns die Mutter gesandt.
Span.: La tierra que el hombre sabe, esa es su madre. (Bohn I, 228.)
131. Kein Land ohne Deich und kein Deich ohne Land. – Pufendorf, I, 63; Kraut, Privatrecht, 174, 7; Graf, 130, 378.
In allen Deichordnungen gilt der Grundsatz, dass Deich und Land zusammengehören. Kein durch Wasserflut gefährdetes Land darf ohne Deich sein, sowie wiederum kein Deich ohne Land ist. (Vgl. Runde, Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts, Leipzig 1803, S. 115.)
132. Kein Land ohne Herren (Lehnsrecht).
Frz.: Nulle terre sans seigneur. (Leroux, II, 573.)
133. Kein Land ohne Krieg.
Frz.: Nulle terre sans guerre. (Kritzinger, 671a.)
134. Kennst du das Land, wo man aus Holz die Schuhe macht, wo man aus Morast Töpfe brennt und den Teufel Fannen (Fanden) nennt?
So umschreiben die Schleswiger Jütland. »Das letzte grosse schleswigsche Dorf mit stattlichen Bauerhöfen jenseit Christiansfelde ist Wonsild, jenseit dessen dann das Land beginnt, von dem man in Schleswig sagt: Kennst du das Land u.s.w.« (Vgl. Schleswig-Holstein, Land und Leute von Günnel, Zwickau 1865, S. 6.)
135. Klein Land braucht keine grossen Scheuern.
136. Klein Land, kleiner Gewinn.
Holl.: Klein land, kleine winst. (Harrebomée, II, 7.)
137. Land blifft Land, Land lopt ton Siel nich ut. – Eichwald, 1152.
138. Land gibt Pfand.
Span.: Onza de estado libra de oro. (Bohn II, 238.)
139. Land hat den Zank1 immer bei der Hand.
1) Für dessen Besitzer.
Frz.: Qui a terre ne vit sans guerre. (Leroux, I, 59.) – Qui terre a, guerre a; qui rien a, pis a. (Cahier, 6.)
140. Land kann man nicht als Geschenk nehmen. – (S. ⇒ Landprang.) – Graf, 103, 216.
141. Land kaufen und eine gute Heirath thun, kommt nicht alle Tage.
Holl.: Land koopen en een goed huwelijk doen gebeurt niet alle dagen. (Harrebomée, II, 7.)
142. Land, sä Baiser, dôr lêg he in'n Graben. – Goldschmidt, 164; Hoefer, 27.
143. Land und Gesetz nicht verletz'.
Lat.: Lex et regio. (Erasm. 686; Philippi, I, 225.)
144. Land und Haus soll man fertig kaufen.
Frz.: On ne doit pas bonne terre pour maulvais seigneur laisser. (Leroux, II, 77.) – On doit achepter pais et maison faite. (Leroux, II, 272.)
145. Land vnd Leut regieren ist arbeit vber arbeit, so man trewlich sorget. – Petri, II, 430.
146. Land will rüstige Hand.
Engl.: He that hath some land must have some labour. (Bohn II, 109.)
147. Landes Brauch ist Landes Recht. – Körte, 3664.
Böhm.: Co se mnohým hodí, to v obyčej vchodí. – Jak by poznal cizí mrav, na to neni práv. (Čelakovsky, 338.)
Lat.: Si fueris Romae, Romano vivito more, si fueris alibi, vivito sicut ibi.
Poln.: Co się wielom godzi, to w obyczaj wchodzi. (Čelakovsky, 338.)
148. Landes Gewohnheit (Brauch, Sitte, Weise) ist des Landes Ehre. – Eisenhart, 513; Eiselein, 92; Körte, 3669 u. 4609.
Von den Fremden, die sich in einem Lande aufhalten. Es weist sie an, sich den Gewohnheiten und Rechten des Orts zu unterwerfen, wo sie sich aufhalten, weil unmöglich das Gastrecht so weit ausgedehnt werden kann, das Land zu verpflichten, sich nach den darin aufhaltenden Fremden zu richten, obgleich nach den Reichsgesetzen bestimmt wird, ihre Streitigkeiten auf eine kurze und billige Weise zu entscheiden.
[1769] Lat.: Quod terrae mos est, hoc terrae semper honos est. (Latendorf, II, 45.)
Span.: Donde fueres, harás como tu vieres. (Cahier, 3454.)
149. Lands Wise, Lands Ehre. – Hauskalender, I.
150. Leicht Land, leichte Sitten.
Holl.: Ligt land, ligte zeden. (Harrebomée, II, 7.)
151. Lieber Land und Leute verloren als einen falschen Eid geschworen. – Blum, 77; Pistor., IX, 19; Simrock, 1898; Körte, 3676; Graf, 374, 478.
Grundsatz Wilhelm's von Hessen-Kassel, nach welchem er im Dreissigjährigen Kriege dem Prager Frieden nicht beitrat, um sein den Schweden gegebenes Wort nicht zu brechen. Eine Münze hat diesen Grundsatz auf die Nachwelt gebracht.
152. Luns Wiis, Luns Iar. (Amrum.) – Haupt, VIII 365, 245.
153. Man find in allen landen gut vnd böss. – Henisch, 464, 26; Petri, II, 445.
154. Man kan einen wol auss seinem Lande bringen, aber nicht aus seinem Sinn. – Petri, II, 455.
155. Man muss ein gutes Land nicht wegen eines bösen Herrn verlassen. – Winckler, XV, 9.
Die Araber empfehlen, sich in keinem Lande niederzulassen, dessen Fürst in keiner Achtung steht, wo also auch der Rechtsschutz ein sehr ungenügender sein werde.
156. Man soll das Land so bauen, dass man darauf nicht zum Ochsen wird.
Dän.: Man skal saa dyrke jorden, at man ei glemmer at dyrke sig selv. (Prov. dan., 328.)
157. Man soll ein Land nicht eher glücklich nennen, bis man sein Strafbuch geprüft und seine Kerker gesehen hat. – Meyer's Universum, V, 103.
158. Man soll nicht nach dess Lands sitten vnd gewohnheit sündigen. – Lehmann, 320, 84.
Lat.: Juxta consuetudinem Cananeorum et Aegyptiorum non facietis. (Lehmann, 320.)
159. Mancher kann wol ein ganzes Land, aber nicht sein Haus regieren.
160. Me muess sich gege 's Land helde (hälden, beugen), 's Land heldet sich nit gege-n eus. – Sutermeister, 148; Eiselein, 408.
Man muss Uebungen und Bräuche des Landes, in dem man wohnt, mitmachen, wenn man mit den Leuten auskommen will.
161. Nahe am Lande ist gut schiffen.
Holl.: Langs het land is het best, om te roeijen. (Harrebomée, II, 7.)
162. Nasses Land bedarf kein Wasser.
Einen Betrübten muss man nicht noch mehr betrüben.
163. Nicht jedes Land hat alles zur Hand. – Eiselein, 408; Simrock, 6154; Braun, I, 2137.
Lat.: Non omnis fert omnia tellus. (Ovid.) – Non tellus eadem parit omnia. (Virgil.) (Binder I, 1187; II, 2203.)
164. Reiches Land, armes Herz.
It.: Il paese grasso fa l'uomo poltrone. (Cahier, 3018.)
165. Rühme fremde Länder, aber bleib' in deinem eigenen.
Die Oberlausitzer: Lobet das Draussen und bleibet drinnen. (Reinsberg III, 113.)
166. 'S git viel Land und Lüt, hät de Stammener Joggeli g'seit, wo-n er e Geiss g'seh hät am Hag frässe. – Sutermeister, 46.
167. 'S Land uf schwarz wie 'n en Huet macht's Wetter guet. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 15.
168. Sändekene Ländeken ackert sich leicht und eggt sich glatt, gibt aber beim Mähen keine Schwad. (Oppeln.) – Boebel, 133.
169. So manch Land, so manch Sitten (Weise). – Petri, II, 537; Coler, 403a; Lehmann, II, 369, 9; Hollenberg, I, 4; Latendorf II, 25; Luther, 195 u. 400; Oec. rur., 414; Simrock, 6148; Gaal, 1063; Körte, 3665; Graf, 13, 165; Grubb, 446; Masson, 223.
Engl.: So many countries, so many customs. (Bohn II, 81; Gaal, 1063.)
Frz.: Autant de pays, autant de coutumes. (Gaal, 1063.) – Autant de villes, autant de guises, autant des femmes mal apprises. (Kritzinger, 49.) – Tant de gens, tant de guises. (Bohn II, 81.)
Holl.: Also menich lant, so menighe sede. (Tunn., 3, 7.)
It.: Tanti paesi, tante usanze. (Bohn I, 127.)
Lat.: Dic patrie quot sunt, harum mores scio tot sunt. (Fallersleben, 47.)
[1770] 170. So manches Land, so manche Sitt', wer werth sein will, der mach' es mit.
»So manches Land, so manche Sitte«, sagt das gemeine Sprichwort. (Aus Luther's Vorrede zum Traubüchlein für den einfältigen Pfarrherrn aus dem Jahre 1546; vgl. auch Luther's Werke, XXIII, 82.)
Holl.: Zoo menig land, zoo menigerlei zeden. (Harrebomée.)
It.: Paese dove vai, fà come vedrai. (Pazzaglia, 259, 1.)
171. So mannig Land, so mannge Wise, so manngen Kuok (Koch), so mannge Spise. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 50; Woeste, 72, 178; Reinsberg II, 70.
172. So viel Land, so viel Deich. – Hillebrand, 182; Beseler, System des gemeinen deutschen Privatrechts, III, 193.
Das Sprichwort handelt von der Pfanddeichung, nach welchem System die Deiche nicht aus einer gemeinschaftlichen Deichkasse, sondern von den Mitgliedern des Deichverbands nach Verhältniss ihres Landes erhalten werden. (Runde, 116; Weiske, Rechtslexikon, III, 292.)
173. So viel Land, so viel Tand.
174. Soll das Land gut tragen, so muss man es gut pflügen.
Frz.: Terre bien cultivée moisson espérée. (Leroux, I, 58.)
175. 'T is gên Land van Gewalt, 't is 'n Land van Recht. – Hauskalender, III.
176. Unser freies Land ist der rechte Freistuhl. – Graf, 41, 115.
Der freie Grundbesitz ist der sicherste Beweis voller Freiheit. (S. ⇒ Friese 2.)
Altfries.: Vse fri-lond, thet is thi riuchta fria stol. (Richthofen, 538, 10.)
177. Vber Landt macht vnnd erhelt ein buch Papier viel Freundschafft. – Lehmann, 108, 49.
178. Vberall in allen Landen gehet die Sonn morgens frühe auff. – Lehmann, 260, 47.
179. Viel Land, viel Brüch. (Luzern.)
180. Viel sind jhrer Land vnd Leute mächtig, wenig jhrer selbst. – Petri, II, 575.
181. Vmb des Landes sünde willen werden vil newe Herren, aber vmb der Leute willen, die verstendig vnd vernünfftig seind, bleiben sy lang. – Agricola II, 231.
182. Vol Land, faule Leuth. – Henisch, 1021, 1.
183. Voll Land, toll Land. – Gruter, I, 41; Körte, 3671; Simrock, 6159; Braun, I, 2139.
Lat.: Satietas fastidium parit. (Schonheim, S, 7.). – Satietas parit ferociam. (Sutor, 157; Hauer, Mij2; Froberg, 563.)
184. Von fernen Landen lügt man viel.
Holl.: Van verre landen liegt man veel. (Harrebomée, II, 9.)
185. Was nützen einem Lande gute Gesetze, wenn sie nicht gehalten werden!
Dän.: Et land med gode lover er ei at prise; men det hvor lovene holdes. (Prov. dan., 393.)
186. Was soll der von eines Lands rechten, gesetzen vnd gewonheiten wissen, der durchs Land wie ein Katz durch'n regen laufft. – Lehmann, 689, 35.
187. Wehe dem Lande, dess König (oder: wo der Herr) ein Kind ist. – Pred. Sal. 10, 14; Lehmann, II, 836, 183; Sutor, 217; Schulze, 127; Simrock, 6168; Körte, 3652; Graf, 523, 28; Braun, I, 2137.
Mhd.: Wê dem lande, daz ein kind haben muosz ze einem herren. (Ring.) (Zingerle, 198.)
Holl.: Wee het land, welks koning een kind is. (Harrebomée, II, 8.) – Wee dien lande, daer die here een kint is. (Tunn., 25, 20.)
Lat.: Vae, pueri, terrae, saepissime sunt tibi guerrae. (Sutor, 217.) – Vae tibi terra, cujus rex puer est.
188. Wehe dem Lande, dessen Herren lange schlafen!
H. Heine (Reisebilder) behauptet, in manchen Ländern würde es noch weit schlechter mit dem Volke stehen, als es steht, wenn die Minister nicht lange schliefen.
189. Welch schönes Land, sagte der Blinde, als er durch die lüneburger Heide ging.
Holl.: Wat is dit een vruchtbar land, zei blinde Top, en hij stond midden op de Mookerheide. (Harrebomée, II, 8.)
190. Welches Land liefen die Schwaben nicht aus! – Simrock, 9302; Körte, 5449; Reinsberg V, 65.
»Ist nicht ein guter Gesell' aus Beblingen hie?« fragte einst ein Schwabe, der eben aus dem Schiffe in Asien ans Land gestiegen war.
[1771] 191. Wen das Land ernährt, der soll das Land schützen. – Simrock, 6169; Körte, 3686.
192. Wenn das Land arm ist, ist das Wasser reich. – Blum, 218; Simrock, 6166.
Wenn das Getreide gut geräth; fängt man nicht viel Fische, weil jenes meist in (trockenen) warmen Jahren der Fall ist, in denen der Fischfang sich weniger ergiebig zeigt. Die Russen sagen: Wo Gott das Holz im Walde verkümmern lässt, so lässt er den Dünger der Kühe gedeihen. Wo Gott den Bäumen das Obst verweigert, da vermehrt er die Beeren der Sträucher. (Altmann V.) Und in Abyssinien heisst es: Wo Gott den Spechten die Birnen schmälert, da lässt er ihnen die Sykomoren wuchern. (Altmann II.)
193. Wenn das Land auf den Knien liegt, muss der Regent aufrecht stehen. – Winckler, VIII, 60.
194. Wenn das Land reich ist, ist das Wasser arm. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
195. Wenn ein land bestehen soll, so muss es zwey stuck haben: Recht vnd macht. – Henisch, 332, 3; Petri, II, 632.
196. Wenn ein Land reiff ist zur Straffe, so helffen weder Warnung noch Zeichen. – Petri, I, 96.
197. Wenn ek det Land bedreige, bedreig' ek mek sülwst. – Schambach, II, 483.
Der Acker wird betrogen, wenn man ihn ungenügend düngt, ihn schlecht behandelt oder von dem rechten Mass der Aussaat abzieht.
198. Wenn es im Land wär die Sitt, dass man jeder Huren die Nasen abschnitt; so müsste mancher gute Mann sein Hausfrau ohn die Nasen han. – Possierl. Marcolfus, S. 52.
199. Wenn man ein Land bethören will, muss man es mit der Jugend anfangen. – Opel, 391.
200. Wer auf dem Lande nicht stehen kann, muss sich nicht aufs Meer wagen.
201. Wer auf fremdes Land pflanzt (säet), der kommt um die Ernte.
Holl.: Wat men op eens anders land zaait of plant, is men kwijt. (Harrebomée, II, 8.)
202. Wer auf sein Land kein Korn säet, der wird Disteln ernten. – Winckler, I, 66.
203. Wer auff dem Lande felt, der kan wieder auffstehen. – Petri, II, 682.
204. Wer ausser Landes ist, den kan niemand verlustig machen. – Graf, 96, 903.
Die sonst gesetzlichen Verjährungsfristen fanden ebenso wenig wie gegen ⇒ Gotteshaus (s.d.), ⇒ Reich (s.d.), gegen die statt, die ausser Landes oder über ⇒ See (s.d.) waren.
Mhd.: Wer usse wendig landes ist, den en mag nymant verlustig gemachen. (Kl. Kaiserrecht, II, 92.)
205. Wer dem Lande den Buhlen nimmt, muss ihm denselben wiedergeben. – Körte, 3673.
206. Wer durch viel Land reiset, der erfähret der Land lust vnd vnlust. – Lehmann, 688, 23.
207. Wer ein Landt oder Statt will verderben, der stifft Trennung. – Lehmann, 813, 16.
208. Wer festes Land hat, baut keine Luftschlösser.
209. Wer gesehen Land und Leut', der wird ohne Buch gescheit.
210. Wer immer auf dem Lande lebt, verbauert. – Eiselein, 409; Braun, I, 2142.
Lat.: Rusticanum oratorem ne contemnaris. (Eiselein, 409.)
211. Wer in frembde Land reiset, der muss dass Maul zu vnd den Seckel offen haben. – Lehmann, 688, 25.
212. Wer ins Gelobte Land will, muss sich vor der Wüste nicht fürchten. – Sprichwörtergarten, 177.
213. Wer Land hat, der hat Krieg.
Die Italiener: Wer Grund und Boden hat, der hat Krieg, und wer keinen Grund und Boden hat, liegt zu Boden. – Besitz bringt Sorgen, sagen die Russen, aber Armuth hat sie schon. (Reinsberg II, 119.) Wer Land hat, der darf um Krieg nicht sorgen. (Altmann VI, 391.)
Frz.: Qui terre a, guerre a. (Lendroy, 662; Bohn I, 53; Leroux, II, 65; Gaal, 1065.)
It.: Chi compra terra, compra guerra. (Bohn I, 79.)
214. Wer Land hat, muss eine Hand haben. – Frischbier2, 2285.
215. Wer nicht besucht hat fremdes Land, dem ist es eine grosse Schand'.
[1772] 216. Wer nur ein paar Fuss Land besitzt, dem sind sie doppelt lieb.
Die Russen: Man achtet sein Land weniger, wenn man tausend, als wenn man blos zehn Desjatinen (Morgen) besitzt. (Altmann V, 100.)
217. Wer sein Land bestellt, säet (pflanzt) in Gottes Hand.
Span.: Quien sembra en Dios espera. (Bohn II, 40.)
218. Wer sein Land nicht bescheisst (düngt), wird von seinem Lande beschissen.
Holl.: Wie zijn land niet bestruivet, wordt ervan besch .... (Harrebomée, II, 8.)
219. Wer stets in einem Lande wont, der weiss, woher der Wind weht. – Eyering, III, 502.
220. Wer über Land und Leute wachen soll, der kann nicht die ganze Nacht schlafen.
Friedrich der Weise, dem es ein Ernst mit seiner Regentenpflicht war, hatte das obige Wort an die Wand seines Schlafzimmers schreiben lassen; und darunter: Dir ist dein Sparta zugetheilt worden, das schmücke. (Murner in Callenberg, Ueber Friedrich den Weisen.)
221. Wer von fernem lande leugt, der leugt mit gewalt. – Tappius, 227a; Lehmann, II, 852, 350; Simrock, 6649; Sailer, 125.
Lat.: Deos absentes testes facit. (Tappius, 227a.)
222. Wer wissentlich eines andern Land ehrt, verliert seine Arbeit. – Graf, 75, 68.
Wer wissentlich fremden Acker rechtswidrig benutzt, der verliert Saat und Arbeit.
Mhd.: Wie wetende eens anders lant oret, die verlieset sijn arbeit. (Holl. Sachsenspiegel, 33, 25.)
223. Wessen das Land ist, dess ist auch die Religion.
Aus der Zeit, in der es in Deutschland noch viertehalbhundert grössere und kleinere Souveräne gab, aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhundert, wo bald dieser, bald jener Landesfürst seine Unterthanen ihres Glaubens wegen verfolgte und wo sehr häufig der Glaubenswechsel des Landesherrn den seiner Unterthanen zur Folge hatte. (Vgl. Land und Leute in der Union, von Ad. Douai, Berlin 1864, S. 197.)
224. Wie das Land ist, also die Leute.
Lat.: Mores hominum regioni respondent. (Hauer, Miij2; Philippi, I, 255; Seybold, 316.)
225. Wie Land, so Volk.
Dän.: Hart land, hart folk. (Prov. dan., 172.)
226. Wie viel land, so viel tand. – Franck, I, 76b; Lehmann, II, 855, 410.
227. Wir han das land, Wissberg die Schand. – Gottfrid, 775a.
228. Wo das land voller blinden ist, da ist der einäugig König. – Henisch, 420, 62.
*229. Auer Lun an Lidj bring. (Nordfries.)
Ueber Land und Leute bringen, d.h. berüchtigt machen.
*230. Auf eines andern Land grasen.
Holl.: Zij grazen in eens anders land. (Harrebomée, II, 8.)
*231. Auf trockenem Lande fischen.
».... Vnd auf trocknem Land oder in trübem Wasser gefischt hatten.« (Gottfried, 792a.)
*232. Aus einem Lande ins andere gehen.
*233. Ausgewandert alle Länder ün heimgekümmen uhn (ohne) Hemder. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von denen, die nutz-, verstand- und zwecklos in der Welt herumlaufen.
*234. Darum geht noch kein Land verloren.
*235. Das Land durchziehen wie eine Laus den Pelz.
»Es seindt etliche, die durchziehen das Landt gleich wie eine Lauss ein alten Beltz.« (Geiler, Nsch., 34, in Kloster, I, 414.)
*236. Das Land steht auf zwei Augen.
Es regiert das einzige noch lebende Glied seines Fürstenhauses.
*237. Dat es et Lank, wo men vör der Honk »Rüe« sät. (Gladbach.) – Firmenich, III, 517, 66.
Das ist das Land, wo man für Hund »Rüe« sagt; scherzhafte Umschreibung für Westfalen.
*238. Dat Lank drät kêne Wêss. (Bedburg.)
*239. Des Landes not aussrichten. – Theatrum Diabolorum, 478a.
Klatschen, fraubasen.
*240. Ein Land verlieren, um ein Dorf zu gewinnen.
Dän.: At tabe et land, og vinde en lands bye. (Prov. dan., 542.)
*241. Einen des Landes verweisen.
Lat.: Aqua et igni interdicere. (Seybold, 32.)
[1773] *242. Er darf nicht vom Lande stechen.
Nicht in See gehen. Um anzudeuten, dass jemand etwas nicht unternehmen darf.
*243. Er hat viel Land durch ein Kellerloch gesehen.
Von einem, der nicht vom Heimatsorte weggekommen ist, sagt man in der Schweiz: Er het vil Land dur e Källerloch g'seh. In demselben Sinne auch: Er het si nid wit useglo; wenn d' Mueter bachet, so kan er de Wegge, ase warm ha. Er ist en gewanderete Gsell, kunnt ali O be wider hei wie en Mülikare. (Sutermeister, 90.)
*244. Er hat weder Land noch Pfand.
*245. Er ist für sein kleines Land viel zu gross.
Von jemand, dessen Kraft in dem ihm angewiesenen Kreise nicht zur vollen Entwickelung kommen kann. Auch wol ironisch von denen, die mehr wollen, als sie vermögen.
*246. Er sagt von manchem Landt vnd Stadt, der er keins nie gesehen hat. – Eyering, II, 418.
*247. Er saugt das Land aus.
Holl.: Hij mergelt het land uit. (Harrebomée, II, 7.)
*248. Es ist ein Land, in dem einen die gebratenen Tauben ins Maul fliegen.
Frz.: C'est un païs de Cocagne. (Kritzinger, 149b.)
*249. Es ist ein Land, worin Milch und Honig fleusst.
Frz.: Une terre coulante de lait et de miel. (Kritzinger, 205b.)
Holl.: Het is een land, overvloeijende van melk en honig. (Harrebomée, II, 6.)
Lat.: Thasus bonorum est. (Philippi, II, 218.)
*250. Es ist ein schön Land, gebratene Aepfel sind das einzige Obst, das dort reif wird.
*251. Et öss nich blos e Hand voll, et öss dat ganze Land voll. – Frischbier2, 2286.
Nämlich voll heirathsfähiger und heirathslustiger Mädchen. Trostwort für einen, der einen Korb erhalten hat.
*252. Etwas ans Land ziehen. – Frischbier, 435; Frischbier2, 2284.
Sich eine Sache recht- oder unrechtmässig aneignen, namentlich beim Handel oder Spiel. Die Redensart gehört dem sogenannten Strandrecht an, nach welchem alle die Güter und Sachen der Schiffbrüchigen, die vom Meere ans Land gespült wurden, den Strandbewohnern gehörten. In manchen Strandkirchen wurde sogar Gott um einen gesegneten Strand, d.h. den Untergang einiger Schiffe angefleht. In den Königsbergschen Frag- und Anzeigungsnachrichten (1752, Nr. 14, S. 2) heisst es: »... Es wird dieses oder jenes vor Recht ausgegeben, so doch nicht Recht heissen mag, zum Exempel, dass den Ketzern kein Glauben zu halten sey, dass in Kriegszeiten alles ohne Unterschied freistehe, dass Gott den Strand segnen wolle u.s.w.«
*253. He kumt in't Gelobte Land. (Holst.) – Schütze, III, 8.
Ironisch, um zu sagen: er kommt übel an, wahrscheinlich von den Kreuzzügen entstanden, die mitunter einen unglücklichen Ausgang nahmen.
Holl.: Hij kwam in het beloofde land. (Harrebomée, II, 6.)
*254. Ich merke Land (Grund).
An der Tafel, um anzudeuten, dass man gesättigt ist.
*255. Ich sehe Land.
Die Sache wird mir klar, meine Hoffnung erfüllt sich, bald wird's besser. Die Redensart wird angewandt, um nahe Hülfe, Rettung, Erlösung, Erreichung eines Ziels anzudeuten. Die Matrosen bedienen sich der Redensart, wenn der Mundvorrath zu Ende geht und sie den Boden der Speisekisten erblicken. Die alten Griechen brauchten es auch, um das Ende einer langen weitschweifigen Rede anzudeuten. Als Diogenes ein langes Buch vorlas und endlich dahin gekommen war, dass er das Ende sah, sagte er: Es steht gut, meine Freunde, ich sehe Land.
Holl.: Ik zie land. (Harrebomée, II, 7.)
Lat.: Iterum tranquillitatem vides. (Philippi, I, 215.) – Terram video. (Erasm., 894; Faselius, 254; Eiselein, 408; Wiegand, 3.)
*256. Im Lande der Hoffnungen leben.
Holl.: Hij leeft in het land van belofte. (Harrebomée, II, 327.)
*257. Jetzt bin ich in bekanntem Lande.
Holl.: Nu ben ik in bekend land. (Harrebomée, II, 7.)
*258. Land entdecken.
Holl.: Land ontdekken. (Harrebomée, II, 7.)
*259. Land gewinnen.
Zeit, Kraft, Grund, Boden zur Vertheidigung bekommen.
*260. Land, Land!
*261. Landt vnnd leut. – Pauli, Schimpff, VIIb.
*262. Nog kên Land seen. – Dähnert, 266a.
Noch nicht wissen, ob die Sache einen günstigen Verlauf haben werde.
[1774] *263. Noh öss Land, noh öss Land. (Königsberg.)
Um zu sagen: Noch ist die Gefahr nicht zu gross.
*264. Sich zu Land und Wasser schlagen. (Altgr.)
Das Aeusserste versuchen.
*265. Vom Lande aus dem Schiffbruch zusehen. – Körte, 3678.
Bei einer Gefahr in Sicherheit sein.
Lat.: E terra spectare naufragium. (Faselius, 71; Wiegand, 472.)
*266. Weder Land noch Pfand haben. – Parömiakon, 147.
*267. Wunderbares Land, da gehen die Gänse barfuss. (Rottenburg.)
268. Altes Land verbessere und neues erringe, Ausgaben und Einnahmen zu Buche bringe. Mit scharfer Egge und starkem Pflug ackere fleissig und tief genug, das sind für den Landwirth Regeln genug.
269. Auf dem trockenen Lande ist es schwer zu ertrinken.
270. Behielt ein jedes Land sein weiss, sein Kleiderpracht, sein Tranck vnd Speiss; lies man England sein Woll' und Tuch, India sein Gewürz vnd Geruch, Welschland sein Geschleck und stolze Pracht, Frankreich und Spanien ihr Kleidertracht: so stünd' es besser in der Welt, wir Deutschen behielten unser Geld. – Illinger, Altmodischer Kleider- Teuffel (Frankfurt 1629).
271. Besser des eigenen Landes Brei als fremde Leckerei.
Dän.: Bedre er gammel mad efter disse landes skik, end løbe sledse med skillingen i haanden efter færsk. (Prov. dan., 53.)
272. Das eigene Land ist eine Erdbeere, das fremde nur eine schwarze. – Bertram, 60.
273. Dem einen glückt's im Lande, dem andern am Strande.
274. Ein jedes Land hat seine eigne Art. – Franck, Weltbuch, LXVa.
275. Ein Land, das reich begütert, viel Vagabonden füttert.
It.: Paesi fecondi, rendon molti vagabondi. (Giani, 1239.)
276. Ein wohlgebautes Land bringt Früchte allerhand.
It.: Terra coltivata, raccolta sperata. (Giani, 1634.)
277. Einen trägt und ernährt das Land, der andere trägt und verzehrt das Land. – Harssdörffer, 825.
Von einem Verschwender.
278. Es ist ein fruchtbar Land, in dem die Weiber alle Jahre gebären, wenn auch die Männer nicht zu Hause sind. – Wirth, I, 118.
279. Freies Land, freie Zunge.
Dän.: I en fri stad ere fri tunger. (Prov. dan., 198.)
280. Geschütztes Land grünt.
Wo man geht und fährt, kann sich kein Pflanzenkeim, kein Grashalm entwickeln.
281. Ich kam einst in ein fremdes Land, da stand geschrieben an der Wand: bis fromm und sei verschwiegen, und was nicht dein ist, das lass liegen. – Hertz, 54.
282. Ick bin ne öäwer Land, söä Schuoster Lütt, un schloch sînen Lihrjong'n den Pickdroaht üm dê Oahren. – Schlingmann, 969.
283. In allen land find man die schand, dass gäben vil verrucken das zil. – Loci comm., 139.
Lat.: Munera per gentes corrumpunt undique mentes. (Loci comm., 139.)
284. Ist das ein schönes Land, sagte ein Schuldner, der gehört hatte, dass die Polarnacht hundertvierzig Tage dauere, wo man sagen kann: übermorgen werde ich zahlen.
285. Jedes Land hat die Juden, die es verdient. – Franzos, Vom Don zur Donau.
286. Jedes Land hat seine Sitten. – Frischbier, 1292.
Poln.: Co kraj, to obyczaj.
[1535] 287. Jedes Land nährt die Kunst.
Lat.: Artem quaevis terra alit. (Frisius, 37.)
288. Land, rêp de Bû'r, doa sach 'r 'n Schîthope för 'n Körchthorm an. – Schlingmann, 141.
289. Leidlicher ist in frembdem land' Ellend, dann da man ist bekandt. – Loci comm., 154.
Lat.: Dulcius est miseris, alienis uiuere terris. (Loci comm., 154.)
290. Verdammtes Land, wo man alles ertragen muss, räsonnirte der »arme Reisende«, da will ich neulich einen Dukaten wechseln, und habe gar keinen.
291. Wer das Land wechselt, muss auch die Sitte wechseln.
It.: Chi cambia terra, dee cambiare usanza. (Giani, 1129.)
292. Wer das Land wechselt, wechselt das Glück.
It.: Chi muta paese, muta ventura. (Giani, 1129.)
293. Wer durch das Land der Blinden reiset, der mache wenigstens Ein Auge zu. – Neue Freie Presse, 4592.
294. Wer in sein Land kein Korn gesä't, ist sicher, dass er Disteln mäht.
Holl.: Wie in sijn lant geen koren zaeyt, 't is seker dat hij distels maeyt. (Cats, 286.)
295. Wer in seinem land lobe treit, das ist ein seltzsam würdigkeit. – Loci comm., 155.
Lat.: In patria natus, non est propheta uocatus. (Loci comm., 155.)
296. Wer Land' und Leut' verderben will, der setze Juden drein.
»Es ist ein alt und wahr Sprichwort.« (Sarcerius, 261.)
297. Wer wechselt das Land, der wechselt den Stand.
It.: Chi muta lato, muta stato. (Giani, 1130.)
298. Wer zu Lande gehen kann, der gehe nicht zu Wasser. (Welschtirol.) – Hörmann, 28.
299. Wie das Land, so das Sprichwort.
300. Wie das Land, so die Sitte; und wie die Sitte, so das Sprichwort. – Neue Freie Presse, 4592.
301. Wie das Land, so die Sitte; wie der Türke, so die Pistole; wie der Heilige, so der Weihrauch. – Schuller, 42.
302. Wohl dem Lande, dess Fürsten essen zu rechter Zeit. – Schuppius, Schriften, I, 10.
*303. Auf trockenem Lande ertrinken.
Da umkommen, wo keine Gefahr ist.
*304. Das Land, wo die Citronen blühen.
Wie volksthümlich Italien bezeichnet wird. (Aus Goethe's Wilhelm Meisters Lehrjahre, I, 3, 1.)
*305. Dem Lande einen Buben geben. – Fischer, Psalter, 243, 4.
Dem Strafgesetz verfallen, auf schlechte Wege gerathen.
*306. Ein ander Land an die Hand nemen. – Mathesius, Postilla, CCXVIIIa.
*307. Kein Fuss breit unsers Landes, kein Stein unserer Festungen.
Der sprichwörtlich gewordene Ausspruch Jules Favre's, Mitglied der provisorischen Regierung in Frankreich im Jahre 1870, womit er sagen wollte, dass bei dem ausgebrochenen Kriege zwischen Deutschland und Frankreich seitens des letztern auch nicht an die geringste Landabtretung zu denken sei.
*308. Sie ist die Unschuld vom Lande. – Allihn.
Adelung-1793: Land-Salamander, der · Land-Polizey, die · Land-Syndicus, das · Land-Sarsche, die · Land-Miliz, die · Land-Accise, die · Land, das · Land-Inspector, der · Land-Commenthur, der
Brockhaus-1809: Das Waadt- oder Waat-Land
Brockhaus-1837: Johann ohne Land
Brockhaus-1911: König-Oskar II.-Land · Kronprinz-Rudolf-Land · König-Karl-Land · Kaiser-Wilhelms-Land · King William Land · Prinz-Albert-Land · Salisches Land · Louis-Philipp-Land · Land · Land- und Sumpfschildkröten · Franz-Joseph-Land · Gasa(land) · Desolation-Land · Altes Land · Arnhem-Land · Hide of Land · Kaiser-Wilhelm II.-Land · Grinnell-Land · Gelobtes Land · Grant-Land
Herder-1854: Land · Salisches Land · Alte Land · Johann ohne Land
Lueger-1904: Land- und Seewinde · Acre of land
Meyers-1905: Kaiser Franz Joseph-Land · Heiliges Land · Hauensteiner Land · Knox-Land · Kaiser Wilhelms-Land · Kaiser Wilhelm II.-Land · Franz Joseph-Land · Desolation Land · Alte Land, das · Hanauer Land · Grinnell-Land · Gelobtes Land
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