1. All verloren weisheit in eyns armen manss heupt. – Weinsberg, 78.
2. Auss zu vil grosser weissheit würdt mann auch zu narren. – Franck, II, 187b; Gruter, I, 6; Eyering, I, 159.
3. Bei Weisheit muss eine Thorheit sein. – Simrock, 11499; Körte, 6678; Petri, II, 45; Venedey, 47.
4. Der hat zur Weisheit den ersten Schritt gethan, der verliess der Thorheit Bahn.
Lat.: Sapientia prima est, stultitia caruisse. (Horaz.) (Philippi, II, 166.)
5. Der Weisheit Lob und Ehr' erstirbet nimmermehr. – Simrock, 11511.
6. Der Weisheit Quelle ist ein voller Strom. – Spr. Sal. 18, 4; Fabricius, 42.
7. Die aus Weisheit sorgen, grauen im Haupthaar; die um Nahrung und zeitlich Gut sorgen, grauen im Bart; und die für andere Leute sorgen, grauen im Arsch. – Eiselein, 257.
8. Die beste Weissheit, die man findt, ist, das sich einer selber kennt. – Lehmann, 883, 31.
Holl.: De meeste wijsheid, die men vindt, is, dat een man zich selven kint. (Harrebomée, II, 466a.)
9. Die grosse Weissheit bricht Gläser vnd Krausen. – Henisch, 1627, 18.
10. Die grösste Weisheit ist, sich vor unweis halten. – Opel, 396.
11. Die höchst weissheit im regiment, ist, nicht leichtlich glauben.
»Heisst es.« (Mathesy, Historia Jesu, LVa.)
12. Die höchste Weisheit ist, nicht allzeit weise zu sein.
13. Die Weisheit auf der Strasse hat eine feine Nase. (Leipzig.)
14. Die Weisheit aus dem Himmel verträgt nicht ird'schen Schimmel.
15. Die Weisheit eines Bauern, die Schönheit einer Hure und eines Sackträgers Macht werden nicht hoch geacht't.
Holl.: De wijsheid van een' boer, de schoonheid van een' hoer en zakkedragers kracht 't is al niet veel geacht. (Harrebomée, II, 466a.)
16. Die Weisheit ist aller Dinge Anfang.
Frz.: Sagesse est le commencement de tout. (Kritzinger, 630b.)
17. Die Weisheit lässt sich hören auf der Gasse und niemand achtet darauf. – Simrock, 11514; Sprichwort, I, 20, 24; Schulze, 43.
18. Die Weisheit muss sich in die Schule führen lassen von ihren eigenen Kindern. – Luther's Tischr., 438b.
[140] 19. Die Weisheit nur aus reinem Herzen schaut; wer Unrecht thut, hat ihr den Weg verbaut.
Lat.: In cor malum sapientiae haud aditus patet. (Sailer, Sprüche, 72, 179.)
20. Die Weisheit ohne Geld bleibt stehen vor dem Thor; wenn's sonst im Kopf nicht fehlt, geht doch der Teufel vor. – Chaos, 195.
21. Die Weisheit ruft auf den Gassen, doch niemand will sich lehren lassen.
22. Die Weisheit wird von ihren Kindern gezüchtigt.
Holl.: De wijsheid wordt altijd van hare kinderen getuchtigd. (Harrebomée, II, 466a.)
23. Die Weissheit ist aller Künste Meister. – Petri, II, 148.
24. Die Weissheit steht hinter der Thür, Reichthum dringt herfür. – Petri, II, 148.
25. Durch weisshait wirt ein hauss gebawt, vnd durch verstand erhalten. – Agricola II, 241.
26. Erfahrne weissheit ist besser als gelesne. – Lehmann, 883, 40.
27. Es geht mancher zur Weisheit in die Schule, der unbefriedigt wiederkommt.
Die Russen: Aus der Schule der Weisheit gehen viele unbefriedigt nach Hause; aus der Schule der Narrheit tritt jeder mit voller Zufriedenheit. (Altmann VI, 451.)
28. Es geht viel Weisheit in des Armen Bauch verloren.
29. Es hat nicht Einer alle Weisheit allein.
Frz.: La sagesse n'est pas enfermée dans une tête. (Kritzinger, 630b.)
30. Es hilfft kain waissheit, kain rath, kain verstand wider den Herren. – Agricola II, 252.
31. Es ist grosse Weisheit, für das Alter zu sparen.
32. Es ist keine Weisheit, die über Narren in Zorn geräth.
Die Russen: Die Weisheit gilt nichts, die sich über die Narrheit in gleicher Weise entrüstet, wie die Narren es über die Weisen thun. (Altmann, VI, 445.)
33. Es ist oft viel Weisheit unter einem schlechten Gewand verborgen.
It.: Fra vili panni nobili ingegni spesso si nascondono. – Spesso sotto rozza fronde dolce frutto si nasconde. (Biber.)
34. Es soll sich niemand seiner Weisheit überheben.
35. Es verdirbt vil weissheyt in eines armen mans tasche (seckel). – Franck, I, 77a; Gruter, I, 39; Petri, II, 302; Eyering, II, 597-598; Wachter, Aiij; Lehmann, II, 145, 200; Sailer, 197; Symmict., I, 29; Simrock, 577; Körte, 6677; Grubb, 205.
Manche vortreffliche Anschläge bleiben blos deshalb unausgeführt, weil es dem, der sie fasste, an Mitteln zur Ausführung gebricht und er bei andern durch seinen niedrigen Stand Vorurtheile gegen sich erregt.
It.: Spesso sotto abito vile s' asconde un cuor gentile. (Körte, 6677.)
Lat.: Multa saluberrima consilia contemnuntur, propter personae consulentis humilitatem. (Seybold, 317.) – O quam bella lucet stella in hoc aurisackio, umbrae cedunt, neque laedunt quemquam in palatio. (Chaos, 451.)
36. Frühe Weisheit, späte Liebe.
37. Für weissheit gelt erwehlt die gantze Welt. – Henisch, 1471, 21; Petri, II, 322.
38. Für weissheit mancher schiessen wil, vnd wenig treffen doch das ziel. – Brant, Nsch., 75, in Kloster, I, 629.
39. Gekaufte Weisheit ist besser als geborgte.
Die auf dem Wege zur Erkenntniss, nicht ohne Opfer erworbene Bildung hat den Vorzug.
Holl.: Beter wijsheid gekocht dan ontleend. (Harrebomée, II, 465b.)
40. Idt stickt vake grothe wisheit vnder eins gylers heucke (Mantel). (Westf.) – Tappius, 158a.
Lat.: Saepe etiam est holitor valde opportuna locutus. (Erasm., 342; Tappius, 158a.)
41. In vil Weissheit ist vil Vnmuths. – Petri, II, 406.
42. Je mehr Weisheit, je mehr Verdruss.
Schwed.: Visdom har grämelse med sig. (Törning, 162.)
43. Je mehr Weisheit man schöpft, desto mehr neue Quellen entstehen in ihrem Borne.
[141] 44. Jeder will mit Weisheit prahlen, aber wenig dafür zahlen.
Lat.: Scire volunt omnes, mercedem solvere nemo. (Frisius, 306.)
45. Keiner hat die Weisheit allein.
Frz.: La sagesse n'est pas enfermée dans une seule tête.
46. Man muss nicht seine ganze Weisheit auf einmal auskramen.
Lat.: Eleusina servat, quod ostendat revisentibus. (Faselius, 74.)
47. Man schüttelt die Weisheit nicht aus dem Aermel. – Mayer, II, 27.
48. Mancher will die Weisheit heirathen und hat nicht so viel Verstand, um die Trauung zu bezahlen.
49. Newe weissheit cassirt die alt. – Lehmann, 552, 44.
50. Niemand bey sich alle Weissheit find. – Lehmann, II, 427, 95.
51. Niemand ist Weisheit also voll, lobt man ihn, es thut ihm wohl. – Zinkgref, IV, 415.
Lat.: Laudatur merito laudator, amatur amator; ergo ut laudaris, lauda; ut amaris, ama. (Chaos, 474.)
52. Sehr zeitliche Weissheit wird vnzeitliche Thorheit. – Gruter, III, 81; Lehmann, II, 576, 67.
Dän.: Utidig viisdom bliver tit i alderdommen galskab. (Prov. dan., 22.)
53. Vberhebe dich nicht deiner Weissheit. – Lehmann, II, 786, 10.
54. Verborgene Weisheit ist ein vergrabener Schatz.
It.: Fra sepolto tesoro ed occulta sapienza non vi è gran differenza. (Pazzaglia, 336, 1.)
55. Verborgene Weisheit stirbt an der Auszehrung.
56. Viel Weissheit macht keine gute Kriegsleut. – Lehmann, 445, 152.
57. Viel weissheit macht nit dapffere Kriegsleuth. – Lehmann, 447, 31.
58. Was nützt Weisheit, wo Dummheit Trumpf ist.
Jüd.-deutsch: Wus taug die Chochme (Weisheit) wenn dus Narreschkeit (Dummheit) gilt. Wozu nützt die Weisheit, wenn man mit der Dummheit fortkommt. Wird angewandt, wenn eine dumm eingeleitete Sache guten Erfolg hat.
59. Was Weisheit nicht bindet, löst Thorheit leicht auf. – Simrock, 11505; Körte, 6679.
60. Was Weisheit noch am Ende ist, das ist die rechte Weisheit.
Holl.: Het is goede wijsheid, die in het einde wijsheid is. (Harrebomée, II, 466a.)
61. Weisheit baut ein Haus, wo die Thorheit nahm reissaus.
Engl.: Wisdom rides upon the ruins of folly. (Bohn II, 143.)
62. Weisheit beherrscht das Geschick.
Lat.: Victrix fortunae sapientia. (Juvenal.) (Philippi, II, 248.)
63. Weisheit der Welt ist Thorheit bei Gott. – 1 Kor. 3, 19; Schulze, 256.
64. Weisheit, die den Tag scheut, ist Thorheit.
Poln.: Mądrość skryta, głupstwo. (Čelakovsky, 206.)
65. Weisheit, die erst durch Gold geprüft werden soll, wird sich kaum in der Probe bewähren. – Altmann VI, 459.
66. Weisheit führt zu Reichthum.
Frz.: De prudence vient abondance. (Kritzinger, 570b.)
67. Weisheit hat bei Armuth Leid. – Körte, 6676; Simrock, 11520.
68. Weisheit hat ein hartes Lager.
Verweichlichung wird der Verständige vermeiden.
Poln.: Mądrość rada ma twarde łože. (Čelakovsky, 206.)
69. Weisheit ist aller Künste Mutter.
»Wilt du nach künsten graben, so solt du weyssheyt lieb haben; denn weyssheyt, als man lisst, aller künst muter ist.« (Werdea, Eiiij.)
70. Weisheit ist Alter.
Dennoch schützt Alter, wie ein anderes Sprichwort sagt, vor Thorheit nicht.
71. Weisheit ist besser als Gold und Silber. – Teller, 132; Sprichwort, 3, 14 u. 8, 10; Schulze, 46; Zehner, 262.
It.: Sapienza in ogni stato è un gran tesoro. (Pazzaglia, 336, 3.)
Lat.: Doctrinam magis quam aurum eligite. – Sapientiae acquisitio melior est auro primo.
[142] 72. Weisheit ist besser als Stärke (Gewalt). – Zehner, 299.
Frz.: Sagesse vaut mieux que force. (Venedey, 45; Kritzinger, 630b.)
Lat.: Multum ingenium valet virtute et semper praevalet sapientia. (Phaedrus.) (Philippi, I, 264.)
73. Weisheit ist besser, denn Harnisch. – Körte2, 8368; Petri, II, 618; Schulze, 125.
Die Neugriechen: Ein Tropfen Weisheit ist besser als ein Haufen Glückes. (Sanders, 229, 97.)
Mhd.: Wîsheit ist bezzer denn gewalt. (Boner.) (Zingerle, 172.)
Lat.: Melior est sapientia, quam arma.
74. Weisheit ist das Sonnenlicht des Geistes.
Lat.: Sapientia animo splendet, ut oculis Dies. (Sailer, Sprüche, 36, 69.)
75. Weisheit ist der Seelen Auge.
Lat.: Virtute ex cultum decorat sapientia vultum. (Chaos, 825.)
76. Weisheit ist des Lebens Leuchte.
Lat.: Oculus vitae sapientia. (Sailer, Sprüche, 119, 86.)
77. Weisheit ist ein Bach, der den Schmuz der Leidenschaften wegspült. – Altmann VI, 448.
78. Weisheit ist mit Thorheit gefüttert.
»Es blieb doch bei dem alten Reim: bei Weissheit mus ein Thorheit sein.« (Froschm., Kkiii.)
79. Weisheit kommt in keine boshafte Seele. – Schulze, 132.
80. Weisheit kommt langsam, schnell der Tod.
Denselben Gedanken als lateinische Sentenz schrieb der Fabeldichter Gellert einem Freunde ins Stammbuch: Tarda sapientia, cita mors. (Duncker's Sonntagsblatt, Berlin, 1873, Nr. 44, S. 527.)
81. Weisheit, Kraft und Stärke erbitt' von Gott zum Werke.
82. Weisheit lehnt sich nicht ans Fenster und steht nicht am Markte.
Böhm.: Kdo neumí sebe skrýti, ten nemůže moudrým býti. (Čelakovsky, 206.)
83. Weisheit leidet Noth, regiert Gewalt das Boot.
Schwed.: Visdom lider nöd, när rätten lig. (Grubb, 858.)
84. Weisheit lernt man nicht spielend.
Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 464.)
85. Weisheit ohne Tugend ziert weder das Alter noch die Jugend.
Holl.: Fij wijsheid, daar geene deugd bij is. (Harrebomée, II, 466a.)
86. Weisheit reitet oft auf Eseln und kommt zu spät. – Chaos, 824.
87. Weisheit schafft (erhält) Friede, Friede schafft Reichthum.
Engl.: By wisdom peace, by peace plenty. (Bohn II, 143.)
88. Weisheit scheint den Schlechten schlecht.
89. Weisheit sieht nicht den wahren Dreck, sie sieht über die Nase hinweg.
»Das ist Weissheit, das man nicht sehe, was einen für den Füssen stehe, sondern was künftig ist hernach, was für Ausgang folg in der sach.« (Froschm., Rriiiib.)
90. Weisheit soll Klugheit zur Dienerin haben. – Gutzkow, Ritter vom Geist, VI, 83.
91. Weisheit übertrifft Gewalt und Macht. – Graf, 529, 346.
92. Weisheit und Buhlschaft vertragen sich nicht in Einem Haus.
Mhd.: Das man wyszheit pfleg und buol, mag gantz nit ston in einem stuol. (Zingerle, 144.)
93. Weisheit und Kraft gehören zusammen.
94. Weisheit und Tapferkeit geht vor Macht und Reichthum.
95. Weisheit und Thorheit sind Zwillingsschwestern. – Dove, 938.
96. Weisheit und Vorsicht ist die beste Kriegskunst.
Holl.: Wijsheid een voorzigtigheid is beter dan alle instrumenten van oorlog. (Harrebomée, II, 467.)
97. Weisheit wächst nicht im Magen.
98. Weisheit wohnt nicht unter Weinfässern.
99. Weisheit wohnt oft unter einem schlechten Rock.
Holl.: De wijsheid schuilt dikwijls onder een versleten kleed. (Harrebomée, II, 466a.)
100. Weissheit bedarff glück zum geferten, aber das glück ist der weissheit feind. – Lehmann, 887, 83.
101. Weissheit beschirmt. – Petri, II, 618.
[143] 102. Weissheit der lehrer sind der Thaten störer. – Lehmann, 455, 35.
103. Weissheit erhelt jhre Kinder.
104. Weissheit findt man ehe vnter runzeln, als vnter glatten backen. – Henisch, 795, 12; Petri, II, 618.
105. Weissheit folgt dem fleiss. – Henisch, 1139, 67; Petri, II, 618.
106. Weissheit gar weit für Stärke goht, damit uns schirmen ist der Todt. – Pauli, Schimpff, 107.
Lat.: Plus valet ad ictum mortis esse sapiens, quam fortis. (Pauli, Schimpff, 107.)
107. Weissheit gehet allzeit oben. – Petri, II, 618.
108. Weissheit gehet für Stercke. – Petri, II, 618.
Holl.: Wijsheid gaat het al te boven. (Harrebomée, II, 467a.)
109. Weissheit hat jhr absehen auff nutz vnd Erbarkeit, die Witz allein auff nutzbarkeit. – Lehmann, 904, 5.
110. Weissheit hilfft nicht allezeit, dass es wol geht, thorheit hilfft nicht, dass es vbel geht; Gott waltet alles. – Lehmann, 880, 5.
111. Weissheit im hertzen, scham in augen vnd ein bedächtige rede zieren die Knaben wol. – Henisch, 229, 64; Petri, II, 618.
112. Weissheit ist aller Künste Meisterin. – Petri, II.
113. Weissheit ist der grossest Reichthumb. – Petri, II, 618.
114. Weissheit ist eine Sammetene Mütze auff einem grawen Haupt. – Mathesy, I, 156a.
115. Weissheit ist gut; der es thut, das ist der muth. – Lehmann, 882, 25.
116. Weissheit ist gut mit einem Erbgut. – Henisch, 906, 53; Petri, II, 618.
117. Weissheit ist nicht alzeit der gerechtigkeit freund vnd beistand. – Lehmann, 883, 43.
118. Weissheit kömmt nicht für Jahren vnd Klugheit wächst nicht unter einem kalen Kinne. – Herberger, Ib, 143.
119. Weissheit kompt nit vor den jaren. – Pauli, Schimpff, LIa; Alsatia, 1862-67, 461; Eiselein, 638; Simrock, 11494; Tendlau, 832.
120. Weissheit kompt von Gott, Witz auss listigem Kopff. – Lehmann, 904, 12.
121. Weissheit lesst sich finden von denen, die sie suchen. – Petri, II, 619.
122. Weissheit macht eine glückliche Hand. – Henisch, 1655, 40; Petri, II, 619; Froschm., Hhi.
Mhd.: Guot reiche witz ist sâlikait. (Wolkenstein.) (Zingerle, 172.)
123. Weissheit pflegen vnd bulen will nicht zusammen stehn. – Petri, II, 619.
124. Weissheit regiert durch Wort, nicht durch gewalt. – Henisch, 1593, 1.
125. Weissheit regiert vber gewalt. – Henisch, 1592, 70.
126. Weissheit sihet, was noth ist vnd nutz, der muth hälts im Schirm vnnd Schutz. – Lehmann, 884, 48.
127. Weissheit tregt man nicht in Kleidern. – Petri, II, 619.
128. Weissheit und guter Rath hat im feisten Wanst kein Statt. – Froschm., KVIb; Petri, II, 619.
Die Araber: Weisheit wohnt nicht an reichen Tafeln und bei Gelächter. (Cahier, 2442.)
129. Weissheit vnd Lehr behüt Gott gefehr. – Petri, II, 619.
130. Weissheit wächst im Hirn, die erfahrung schärpfft sie, die lehr bestettigt vnd bekräfftigt sie. – Lehmann, 886, 74.
131. Weissheit wird ein Leichtfertigkeit, wenn sie nicht fusset auff bestendigkeit. – Lehmann, 883, 42.
132. Weissheit wird Thorheit, Witz wird Vnuerstand, wo man jhrer nicht recht gebraucht. – Petri, II, 619.
[144] 133. Weissheyt ist des lebens aug. – Franck, I, 54b; Petri, II, 618; Lehmann, II, 837, 208; Simrock, 11507; Körte, 6674; Venedey, 46.
Die Araber: Weisheit ist ein Baum, der im Herzen wächst und auf der Zunge seine Früchte trägt. Die Chinesen: Meinen Geist bereichern und mein Herz erleichtern; meine Zunge ausruhen lassen und meinen Arm ermüden; langsam essen und schnell schlafen, das ist meine ganze Weisheit. (Cibot, 153.)
Lat.: Oculus uitae sapientia. (Franck, I, 54b.)
134. Wenn man weissheit vnnd eine Narrenkapp in ein wag legt, so gewints die Thorheit. – Lehmann, 887, 84.
Eines verständigen Menschen Unverstand ist immer grösser als seine Weisheit.
135. Wenn Weisheit und Kraft im Barte stäken, so könnte der Ziegenbock König sein. (Westf.)
136. Wenn Weissheit vnnd Rhat den krebsgang gehen, so muss gedult das best thun. – Lehmann, 888, 91.
137. Wer auf der Weisheit Boden will, muss die Narrheit ausschöpfen.
138. Wer der Weisheit gehorcht, lernt die Narrheit beherrschen. – Altmann VI, 447.
139. Wer die strass der Weissheit nicht wohl vnnd gewiss weiss, der Stürtzt sich in die grub der Thorheit. – Lehmann, 884, 52.
140. Wer die Weisheit freien will, muss sie jung lieben.
Die Araber sagen: Wer in der Weisheit etwas leisten will, darf sich nicht von Frauen beherrschen lassen. Sie sagen dann: Es gibt fünf Wege und Mittel zur Weisheit zu gelangen: schweigen, hören, sich erinnern, handeln und studiren. (Cahier, 2258 u. 2352.)
141. Wer die Weisheit im Bettlerrock nicht findet, der fängt sie auch im Purpur nicht. – Sprichwörtergarten, 60.
142. Wer die Weisheit schiessen will, der muss halten Mass und Ziel.
143. Wer lang auf seine Weisheit studirt, ist noch nicht von der Thorheit curirt.
144. Wer mit seiner Weisheit prahlt, gleicht einem, der seine Kornhaufen anzündet, damit man seinen Vorrath sehe.
145. Wer mit Weissheit vmgeht, der hat viel sorgen vnnd vnmuth. – Lehmann, 888, 14.
»Denn weise Leuth sehen vnd finden viel, das jhnen wehe thut.«
146. Wer nach Weisheit will ringen, dem hilft nicht das Schlingen.
147. Wer nicht nach seiner Weisheit thut, ist ein gepflügter Acker, der ruht. – Wirth, II, 481.
148. Wer sich auff sein weissheyt steuet, der felt. – Franck, I, 128b; Gruter, I, 82; Petri, II, 757.
149. Wer Weisheit bei Narren sucht, dem rappelt's selbst im Oberstüblein.
Die Russen: Der ist ein Narr, der sich der Weisheit entschlägt, der ein grösserer, welcher sie bei Narren sucht. (Altmann VI, 447.)
150. Wer Weisheit sucht, muss nicht auf schöne Röcke sehen.
151. Wer Weissheit such, der findt sie. – Henisch, 1099, 58.
152. Wer Weissheit vnnd Kunst gern hett, der muss sie nicht suchen im weichen Bett. – Lehmann, 524, 7; Schuppius, Schr., III, 391.
153. Wo die Weisheit aufhört, da fängt die Narrheit an.
154. Wo viel Weisheit, da ist viel Unmuth. – Pred. Sal. 1, 18; Körte, 6675.
»Denn wenn weise Leut ein Ding nicht bessern können, thut's jhnen wehe.« (Lehmann, 890, 107.)
155. Wo viel Weissheit ist, da ist viel gremens. – Petri, II, 817.
156. Wo vil Weissheit ist, da ist vil nutz. – Petri, II, 817.
157. Wo Weisheit einziehen soll, müssen fünf Thore offen stehen. – Sprichwörtergarten, 449; Schulzeitung, 1835, 29.
Die fünf Thore sind die fünf Sinne; sie haben die Bestimmung und den Beruf, der Seele von allen Erscheinungen der Aussenwelt Bericht zu erstatten.
[145] 158. Wo Weisheit einzieht, da wohnt Gott.
Lat.: Nullum numen abest, si sit prudentia. (Juvenal.) (Philippi, II, 53.)
159. Zu grosse Weisheit macht Narren.
Holl.: Door al te groote wijsheid wordt men een nar. (Harrebomée, II, 466a.)
160. Zu viel Weisheit ist (beschissen, halbe) Thorheit. – Petri, II, 858; Braun, I, 2948; Frischbier2, 4015; Simrock, 11496.
161. Zur Weisheit gehört mehr als ein rother Hut. – Simrock, 11495; Petri, II, 827.
162. Zur weissheit seind zweyerley Weg: eigne erfahrung vnd frembde Exempel. – Lehmann, 183, 3.
*163. D' Weisheit aus de Nägel sauge. (Ulm.)
*164. De Wiysheit met Schiumliepels freaten. (Westf.)
*165. Der wird ihm die Weisheit eintrichtern.
*166. Die Weisheit guckt heraus.
Scherzhaft, um zu sagen, dass zwischen schadhaften Kleidern der blosse Körper sichtbar wird, also hier die Weissheit. (S. Fleischer ⇒ 9 u. ⇒ 13.)
*167. Die Weisheit ist bei ihm im Sack verborgen.
Lat.: In sacco sedeo, sedet sapientia mecum. (Sutor, 739.)
*168. Einem die Weisheit eintrichtern.
Holl.: Hij zal hem de wijsheid door den Neurenburger trechter in den kop gieten. (Harrebomée, II, 466b.)
*169. Er besitzt die Weisheit Salomo's (jüdisch: Chochmes Schloome). – Tendlau, 29.
Ernst, wie im ironischen Sinne.
*170. Er besitzt die Weisheit von Aristoteles. – Tendlau, 46.
*171. Er besitzt ein ganzes Fass voll Weisheit, der Boden ist nur heraus.
Holl.: Hij heeft eene ton vol kennis, maar de boden is eruit. (Harrebomée, I, 392b.)
*172. Er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen. – Körte, 6679; Dove, 1040; Frischbier2, 4014.
In Henneberg: Hä hoatt die Weisheit mit Läffeln gefresse onn die Klughät mitten Stiel. Er ist ein unwissender, beschränkter Mensch, so viel er sich auf sein Wissen und auf seinen Verstand einbildet.
Böhm.: Myslí, že všecky pojedl rozumy. (Čelakovsky, 546.)
Holl.: Hij denkt, dat hij de wijsheid in pacht heeft. (Harrebomée, II, 466a.)
*173. Er hat die Weisheit mit Schaumlöffeln gegessen. – Simrock, 6594; Klix, 122.
Der Ueberkluge.
*174. Er hat seine Weisheit aus Heften (Büchern).
Lat.: E commentario sapit. (Seneca.) (Binder II, 894.)
*175. Er hot Schloime Hamelechs (König Salomo's) Weisheit. (Jüd.-deutsch. Brody.)
*176. Er ist mit Weisheit gespickt, wie der Hund mit Flöhen. – Blass, 10.
*177. Er trägt seine Weisheit im Pelze.
Bildet sich viel auf seine theuern Kleider ein.
Böhm.: V kožiše (v čubĕ) moudrost nositi. (Čelakovsky, 549.)
*178. Ihre Weissheit ist Schmeissheit, jhr Klugheit – Lugheit.
»Was sind dieser Fretter Künst als Kuntzenwerck vnd Kühdünst; jhr Weissheit ist Schmeissheit u.s.w., damit sie die Kinder, wie mit den Winterhandschuhen schrecken.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 264.)
*179. Was ein anderer aus Weisheit wegwirft, wird er aus Narrheit nicht auflesen.
Holl.: Wat een ander in wijsheid wegwerpt, zal hij uit zotheid niet oprapen. (Harrebomée, II, 466b.)
180. Die Weisheit ist ein Baum, der im Herzen wächst, und dessen Früchte auf der Zunge sind. – Genlis, I, 278.
Einer der acht Sprüche des Ptolemäus.
181. Die Weisheit ist ein Johanniswürmlein, das in der Finsterniss leuchtet. – Harssdörffer, 2504.
182. Lieber ein Tropfen Weisheit als ein Abgrund voll Glück. – Iken, Denksprüche aus dem Neugriechischen; Eunomia, II, 12.
183. Menschen Weisheit ist vor Gott Thorheit. – Pauli, Schimpff, 305.
Lat.: Sapientia humana stultitia est apud Deum.
184. Weisheit ist der beste Adel.
185. Weisheit ist ein Arzt, der alle Schwächen heilt.
Lat.: Sapientia est medicina languorum omnium. (Sailer, Sprüche, 9.)
186. Wer die Weisheit verschlingt, verdaut sie nicht. – Löwenheim, 103, 28.
*187. Er hat alle Weisheit allein gefressen.
Lat.: Solus sapit. (Plato.) (Erasm., 276; Philippi, II, 195.)
*188. Er schwitzt Weisheit. (Köthen.)
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Nach Caesars Ermordung macht Cleopatra Marcus Antonius zur ihrem Geliebten um ihre Macht im Ptolemäerreichs zu erhalten. Als der jedoch die Seeschlacht bei Actium verliert und die römischen Truppen des Octavius unaufhaltsam vordrängen verleitet sie Antonius zum Selbstmord.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
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