Mistelgauer

1. Die Mistelgauer fliegen früh aus und führen zu wie die Hummeln.

Der Mistelgau, auch das Hummelland genannt, umfasst den ganzen Grund des Mistelbachs mit den kleinern Nebengründen, etwa vierundzwanzig Dörfer nebst einer Anzahl einzelner Höfe und Mühlen, und gehört zum oberfränkischen Kreise Baierns. Die Mistelgauer heissen auch Hummeln. Dieser Name soll auf folgende Weise entstanden sein. In Volsbach, einem benachbarten, aber schon der Fränkischen Schweiz angehörenden Dorfe, wurde einst eine Kirche gebaut, zu der die Mistelgauer als Nachbarn schon zeitig am Tage Steine zufahren halfen. Da sollen denn die dankbaren Volsbacher obiges Wort ausgesprochen und ihren Helfern zu Ehren als Wahrzeichen in der Kirche ein Hummelnest in Stein haben aushauen lassen. (Vgl. über die Mistelgauer, gewöhnlich Hummeln genannt, den Aufsatz: Land und Leute in der Gartenlaube, Leipzig 1858, Nr. 19, S. 260.)


*2. Er macht's wie die Mistelgauer mit dem Balken.

Die denselben der Länge nach trugen, als sie quer nicht fortkamen. Wie die Ulmer dies von einem Sperling, so hatten sie es von einer Hummel gelernt. (S. Licht 150.) Die Mistelgauer sind dem Volkswitz in Baiern, was die Gansloser den Würtembergern, die Schöppenstädter den Braunschweigern u.s.w.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 673.
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