Baiern

[221] 1. Aus Baiern kommen die Diebe, aus Sachsen die Trinker, aus Friesland die Meineidigen.

Die Sprichwörter sind nicht nur voll Neckereien des Volkswitzes gegen Berufsarten (Bäcker, Müller, Schneider u.s.w.) und Stände (Bauern, Priester u.s.w.), sondern auch von scherz- und boshaften Verspottungen der verschiedenen Ortschaften und Volksstämme untereinander. Der deutsche Sprichwörterschatz ist reich an Sprichwörtern wie das obige, wenn wir auch nicht bei jedem einzelnen daran erinnern; und andere Völker haben die ihrigen auch.


2. Baiern hat ganz Deutschland mit Dieben, und Schwaben hat es mit Huren versehen. Berckenmeyer, 211.

Jedes Land hat seine Diebe und liederlichen Dirnen. Die Culturgeschichte hat aus den Zuständen früherer Zeit das Wahre, was diesem Sprichwort zu Grunde liegt, nachzuweisen.

Engl.: Sutton for mutton, Cashalton for beeves, Epsom for whores, and Ewel for thieves. (Bohn, 221.) – Who goes to Westminster for a wife, to Paul's for a man and to Smithfield for a horse may meet with a whore, a knave and a jade. (Bohn, 215.)


3. In Baiern wächst das Gold auf den Bäumen und das Silber wird aus dem Wasser gesotten.Berckenmeyer, 211.

Von der vortrefflichen Mästung Baierns.


[Zusätze und Ergänzungen]

Baiern und Pfalz, Gott erhalt's.

Dies Sprichwort entstand, als durch Vermählung des Herzogs Otto des Erlauchten mit der Pfalzgräfin Agnes die Pfalz an Baiern kam.


zu3.

Lat.: Quod donare potes, gratis concede roganti; nam recte fecisse bonis, in parte lucrorum est. (Catull.) (Philippi, II, 142.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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