Niemals

Niemals, niemals, niemals!

Dieser in Deutschland sprichwörtlich gewordene Ausruf hat seinen Ursprung in der am 23. April 1849 stattgefundenen Sitzung der zweiten preussischen Kammer. Als es sich da um Anerkennung der von der frankfurter Nationalversammlung vollendeten Verfassung seitens Preussens handelte, schloss der Ministerpräsident Graf Brandenburg eine im Namen der Regierung abgegebene ablehnende Erklärung mit einer allgemeinen Betrachtung über die Stellung derselben zur öffentlichen Meinung mit den Worten: »Es ist hier vielfach die Rede von der öffentlichen Meinung gewesen. Ich erkenne diese Macht an im vollen Masse; sie erstreckt sich über die ganze bewohnte Erde; sie besteht, so lange die Geschlechter der Menschen leben. Ich erkenne sie aber an in der Art, wie das Schiffsvolk die Macht der Elemente auf hoher See anerkennt, indem es sich nicht den Winden und Strömungen hingibt und auf diese Weise herrenlos auf der See treibt; denn auf diese Weise würde das Schiff nie den rettenden Port erreichen, der Rettungsanker nie einen festen und sichern Grund finden. Niemals! Niemals! Niemals!« Dies dreifache Niemals ist seitdem im deutschen Munde sprichwörtlich geworden, aber dessenungeachtet nicht neu; denn schon im Jahre 1777 wurde es vom ältern Pitt im englischen Parlament in einer Rede gegen die Verwendung der Indianer im amerikanischen Kriege gebraucht, wo er ausrief: »Wäre ich ein Amerikaner, wie ich ein Engländer bin, nie würde ich meine Waffen niederlegen, so lange noch ein feindliches Truppencorps in meiner Heimat ans Land stiege. Niemals! Niemals! Niemals!« Dies Niemals ist aber in fünfmaliger Wiederholung in der Schlussscene von König Lear zu lesen. Endlich hat der französische Minister Rouher in der Sitzung vom 5. Dec. 1867 bei Erörterung der italienischen Frage den gesetzgebenden Körper durch dies wiederholte Niemals in stürmische Bewegung versetzt. (Büchmann, 6. Aufl., S. 241.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1025.
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