1. Ain Künig, der auff dem Stul sitzet, zu richten, zerströwet alles args mit seinen augen. – Agricola II, 262.
2. Ain Künig, der die Armen trewlich richtet, des Thron wirdt ewigklich bestehn. – Agricola II, 220.
3. Ain Künig richt das Land auff durchs Recht, ain geitziger aber verderbt es. – Agricola II, 222.
4. Ain Waiser Künig1 zerströwt die gotlosen vnd bringet das Rad über sy. – Agricola II, 259.
1) Ueber die Bedeutung des Wortes »König« selbst heisst es in einem Artikel von A. Helfferich in der Illustrirten Zeitung (Leipzig vom 14. Jan. 1865, S. 23): »Seinem Fürsten gab jedes Volk den Namen von der Lebensweise, die es vorzugsweise führte und wovon alle Einrichtungen des häuslichen und öffentlichen Lebens abhängen. Der indische Fürst heisst Radscha, weil er die Aufsicht über die Pflugräder, also den Ackerbau führt. Bretwald nannten die Angelsachsen denjenigen von ihren Königen, der über das Brot zu walten und Bauern zu Unterthanen hatte. Rex bedeutet einen Gerstemeister oder Getreidefürsten, Czar den Vorsteher von Wein- und Ackerbauern, das bömische Přemýsl einen Bauernkönig, König endlich das Oberhaupt einer Kuhinnung.«
5. Allen kann auch kein König gefallen.
Lat.: Ardua res regi carum simul esse gregi. (Gaal, 25.)
[1480] 6. An eines Königs Hofe ist jeder selbst sein bester Freund.
Frz.: A cour de roi, chacun pour soi. (Cahier, 1564.)
Holl.: Aan's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomée, I, 431b.)
7. An heiligen drei Könige sind die Tage einen Hahnenschritt länger. – Reinsberg VIII, 69.
8. Auch der König isst den Honig nicht mit Löffeln.
Böhm.: Král veliký pan, a lopatou cukru nejí dá. (Čelakovsky, 169.)
Poln.: Król wielki pan, a łopatą cukru niejada. (Čelakovsky, 169.)
9. Auch der König ist ein Mensch.
Frz.: Le roy est home, come vng aultre. (Bovill, II, 42.)
Lat.: Rex etiam homo est. (Bovill, II, 42.)
10. Auch eines Königs Gut kann man verzehren.
Holl.: Aan een konings goed is wel doorkomen. – Zoo kan men wel konigs goed verteren. (Harrebomée, I, 431b u. 432b.)
11. Besser selber zum König gehn, als beim Kammerdiener flehn (stehn).
Frz.: Mieux vaut s'adresser au roi qu'à, ses ministres. (Cahier, 1562.)
12. De hilligen drei Küenige (6. Jan.) bugget 'ne Brügge odder te breaket eine. (Büren.) – Firmenich, I, 361; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 70.
Die Sage hat den drei Königen aus dem Morgenlande die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar beigelegt, echte Könige (s. ⇒ König 4), denn ihre Namen gehören alle dem Hirtenleben an. Kaspar bedeutet Kuhschilder (Kunaspis), einen solchen, der seine Kuhheerden in schildförmigen, d.h. runden Umzäunungen in Sicherheit bringt, eine Lebensweise, von der das Kaspische Meer seinen Namen erhielt, weil in seiner Nähe lauter Hirtenvölker hausten. Melchior war ein Milcher oder Senner, der das Vieh auf die Alpen trieb; und auch Balthasar beschäftigte sich mit Viehzucht, jedoch daneben mit Weinbau. Alle drei bezeigen dem Christkinde ihre dankbare Verehrung dafür, dass fortan unter denen, die den Lehren seiner Religion nachleben, die Scheidewand zwischen den verschiedenen Culturarten und getrennten Ständen fallen müsse. Beschäftigung und Lebensart sind keine Gradmesser für den persönlichen Werth des Menschen; es gehört eben zu den Aufgaben der christlichen Religion, dem Ackerbau überall Bahn zu brechen, weil dieser die sicherste Bürgschaft für festgeordnete sittliche Zustände in sich trägt. Eine bessere Gabe als die Gabe des Pflugs gibt es nicht. Also Ackerbau in Verbindung mit Viehzucht und Weinbau. (Vgl. A. Helfferich, Ueber das Dreikönigsfest, in der Illustrirten, Zeitung, Leipzig vom 14. Jan. 1865, S. 23.)
13. De hilligen drei Küenige küemet te Water an oder gat te Water aw. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 59, 32; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 70.
Die Slowenen behaupten: Wenn an den drei Königen der Mond wächst, wird auch der Preis für alles steigen; wenn er aber abnimmt, wird ein gutes Jahr werden und alles im Preise fallen. (Reinsberg VIII, 70.)
14. De Kinnenk dinken, se tîrften den Angtertônen nor de Ûge lossen, dat se dermät schrâ känden. – Schuster, 517.
15. Dem Könige die Erde, dem Bauer das Holz. – Graf, 67, 26.
Was der für Gemeindegut geltende Wald, der Wald der Almende trug, gehörte den angesessenen Mitgliedern der Gemeinde gemeinschaftlich. Der abgeholzte Boden aber ging keineswegs in das Privateigenthum derer über, die das Holz abgeschlagen hatten, er blieb Gemeindeeigenthum, die Erde gehört dem König. In Jütland: Deme könige de erde, deme bondten dat hoedt. (Thorsen, I, 53, 2.)
16. Dem Könige dienen ist ein' Ehr'; wer's nicht braucht, hat noch mehr.
Dän.: Berøm dig ei at du giør kongen tieneste, men kongen, at han værdiger dig dertil. (Prov. dan., 65.)
17. Dem Könige getreu bis zum Bettelsack.
18. Den König wählt man zum Richter. – Graf, 28, 20.
Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung war der König als Stellvertreter Gottes auch der Vertreter der Gerechtigkeit und wurde als solcher zum Richter gewählt. Nach dieser (idealen) Auffassung konnte er nicht Unrecht thun; und that er es gleichwol, »so steht fest, dass er nicht Kaiser, sondern dem mindesten gleich ist«. (Graf, 30.)
Mhd.: Den konig küset man to richtere. (Homeyer, III, 52.)
19. Der gröst künig, sein selbs künig. – Franck, I, 126a; Petri, II, 91; Gruter, I, 15.
20. Der König befiehlt und das Volk gehorcht.
Böhm.: Car rozkazuje, a bůh pravou cestu ukazuje. (Čelakovsky, 320.)
21. Der König der Wünsche ist im Lazareth gestorben.
[1481] 22. Der König erspart, die Königin gibt aus. (Hind.)
23. Der König hat die Kirche und die Bettelleute betrogen.
Eine Redensart der Musspreussen nach der Einführung der preussischen Scheidemünze, weil Bettelleute und Kirche erst 15 Pfennige erhalten mussten, ehe sie einen Groschen erwarben, während sie vorher schon bei 12 Pfennigen dazu gelangt waren.
24. Der König hat lange Arme, aber er rafft nicht alles Korn auf seinem Boden.
25. Der König hat nichts von Zufallswerken. – Graf, 292, 57.
Nicht jede ungesetzliche Handlung wurde nach deutschem Recht bestraft, sondern nur dann, wenn sie mit Bewusstsein und Absicht verübt war. Wenn ein Werk des Zufalls des andern Leib oder Gut verletzt, so wird keine Busse gezahlt, was der Sinn des obigen Sprichworts ist.
26. Der König hat von Gott weltliche Gewalt zu weltlichen Dingen. – Graf, 486, 3.
Dän.: Hefir konongr af Gudi veraldlikt valld til veralldligra luta. (Gulath, 42, 2.)
27. Der König heisst; Pfennig, der beisst. – Petri, II, 98.
Befehlen thut's nicht, wenn die Mittel zur Ausführung fehlen.
28. Der König hilft manchem auf die Beine, dass aus einem Reiter ein Fussgänger wird.
29. Der König ist das lebendige Gesetz.
Lat.: Rex viva est lex. (Philippi, I, 157.)
30. Der König ist der Blinden Auge und der Schwachen Arm.
Dän.: Kongen er deres værie som ikke have værie. (Prov, dan., 355.)
31. Der König ist ein Mensch wie ein anderer. – Wurzbach II, 233.
Auf einen sich selbst überhebenden und entlarvten Scheinfrommen ist mir ein jüdisch-deutsches Sprichwort aus der Provinz Posen zugegangen, dahin lautend: »Pareh (Pharao), du kackst.« Nach einer jüdischen Sage hatte sich der ägyptische König Pharao als ein Gott ausgegeben. Damit nun die Leute nicht erfahren möchten, dass er auch menschliche Bedürfnisse habe, verrichtete er alle Tage vor Sonnenaufgang seine Nothdurft am Nil. Moses, der sich auf Gottes Weisung dahin begab (2 Mos. 7, 15), traf ihn gerade, als er sich seiner verdauten Speisen entledigte und hielt ihm vor, wie er sich nun verrathen habe, dass er kein Gott sei. (Kremm, 478.)
Frz.: Le roy est homme comme ung aultre. (Leroux, II, 73.)
32. Der König ist einem Bettler gleich, so keine Freunde hat in seim Reich. – Lehmann, II, 64, 132.
Lat.: Rex est mendicus, cui non est ullus amicus. (Loci comm., 7.)
33. Der König ist fern und unser Herrgott hoch.
Poln.: Król daleko, Pan Bog wysoko. (Lompa, 16.)
34. Der König ist gemeiner Richter überall. – Graf, 28, 21.
Wie der gewöhnliche Richter nur in seinem Kreise Recht zu sprechen befugt ist, so war für den Kaiser jede Stätte, wohin er kam, höchste Gerichtsstätte.
Mhd.: Die koning is gemene richter overal. (Homeyer, III, 52; Gaupp, 289; Daniels, I, 758.)
Dän.: Kongen er loven og lovens ende. (Prov. dan., 355.)
35. Der König ist Gottes Dienstmann. – Graf, 27, 1.
Die höchste Würde im Staate kommt dem König (Kaiser) zu, der nach der Rechtsanschauung des Mittelalters als Schirmer der Menschheit Gottes Stelle vertritt, und daher keines Menschen, auch nicht des Papstes Dienstmann ist. (Dänisch bei Gulath, 42; Rosenvinge, 36b.)
36. Der König ist sich reich und gewaltig. – Graf, 28, 8.
Altfries.: Chi king is him rike and weldich. (Wiarda, 16, 8.)
37. Der König ist todt, es lebe der König. (S. Amtmann ⇒ 3 u. ⇒ 4.)
Lat.: Dignitas non moritur. (Binder II, 784; Lehmann, 12, 7.)
38. Der König kann nicht allweg regieren, wie er will. – Körte, 3182 u. 4361; Simrock, 5839.
Er muss auf Zeit und Umstände Rücksicht nehmen; er muss die öffentliche Meinung beachten, auf Grundsätze der benachbarten Regierungen merken u.s.w.
39. Der König kann sich alle Kämpfer kiesen. – Graf, 32, 53.
Seit dem Bestehen des deutschen Reichs ist er oberster Heerführer und führt den ersten Schild. In seinem Gefolge gehen die ursprünglichen Könige, jetzt Fürsten.
Altfries.: Chi kining wilt him allera campona kiosa. (Wiarda, 16, 8.)
[1482] 40. Der König kennt seine Leute.
Holl.: De koning kent de zijnen. (Harrebomée, I, 431b.)
41. Der König soll erstlich mit seinem besen kehren vor seiner Thür. – Henisch, 312, 68.
42. Der König von Frankreich ist ein König der Esel, denn was er seinen Unterthanen auferlegt, das müssen sie thun; der König in England ist ein König der Leute, was er ihnen auferlegt, das genehmigen sie; aber der Kaiser ist ein König der Fürsten, die thun, was ihnen gefällt. – Zinkgref, I, 68; Blum, 389; Eiselein, 388; Reinsberg V, 6.
Ein Ausspruch Kaiser Maximilian's I. Das obige Sprichwort kommt auch in folgender Fassung vor: Der König von Frankreich herrscht über Esel (denn sie tragen, was er ihnen aufbürden mag); der König von England über Engel (denn sie vollbringen gutwillig, was er ihnen anbefiehlt); der König von Spanien über Menschen (sie gehorchen ihm, aber nur in billigen Dingen); der deutsche Kaiser aber über Fürsten (denn sie thun, was ihnen beliebt). (Vgl. Luther und seine Zeit, von Th. König, Leipzig 1859, I, 1, 79, nach Zinkgref, I, 69.) Die ursprüngliche Form ist folgende: Der König in Frankreich ist Rex asinorum, der König von Spanien Rex hominum, der König von England Rex diabolorum, der Kaiser aber Rex Regum. (Deutsche Romanzeitung, Jahrg. 3, Hft. 39, S. 235; Hesekiel, 8.) In Frankreich lautet der Spruch: Der Kaiser von Deutschland ist König der Könige; der König von Spanien König der Leute, der König von Frankreich König der Esel, und der König von England König der Teufel (oder: ist König in der Hölle). (Reinsberg V, 6 u. 112.)
43. Der König von Frankreich stirbt nicht. – Pistor., VI, 12.
Weil nach dem salischen Gesetz die weiblichen Nachkommen von der Regierung in Frankreich ausgeschlossen sind (daher das Sprichwort: Lilia non nent. Berckenmeyer, 74) und in Ermangelung männlicher, die Erbfolge auf die nächsten männlichen Verwandten des Königs übergeht, so ist das Land stets von einem Könige regiert, daher man sprichwörtlich gesagt hat, der König stirbt nicht.
Lat.: Reges Galliae non moriuntur. (Berckenmeyer.)
44. Der König von Schottland wohnt nicht wie ein Bürger von Nürnberg. – Hesekiel, 14.
45. Der König von Schweden ist mit Tod und Teufel nach Deutschland kommen. – Pistor., VI, 17.
Unter den Generalen, die Gustav Adolf mit nach Deutschland brachte, waren zwei, Namens Achatius Tod und Maximilian Teufel. Dies hat zu dem scherzhaften Sprichwort Veranlassung gegeben, dessen Entstehung und Leben in die Zeit des Dreissigjährigen Kriegs gehört.
46. Der König von Spanien ist Kanonicus zu Burgos. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 47.
47. Der König wird so gut gestochen wie ein Gemeiner. – Parömiakon, 1978.
Hinfälligkeit irdischer Grösse. Vom Kartenspiel entlehnt.
48. Der Könige und Fürsten Hof sind um Fried' und Gnade gesetzt. – Graf, 397, 611.
Mhd.: Der chunig hof und der fürsten sind durch gnad gesezt. (Freiberg, IV, 585, 147.)
49. Des Königes zorn drücket nach. – Mathesy, 181a; Henisch, 757, 60.
50. Des Königs Brot ist besser als Helfdirgott.
51. Des Königs Diener sind Herren.
Frz.: Sergent à roi, est peur à comte. (Cahier, 1568.)
52. Des Königs Freund ist, wer ihm die Wahrheit sagt.
»Sie sind des Königs Freund, der ihm die Wahrheit aus der Lüge schält.« (Bettina an Alexander von Humboldt, S. 363.) Da dies Geschäft weder zu den angenehmsten noch dankbarsten gehört, so ist der Andrang dazu nicht bedeutend. (S. Hof ⇒ 139, ⇒ 141, ⇒ 143 u.a.)
53. Des Königs Gnade und Sonnenschein machen das Leben.
Dän.: Kongens naade er som dag paa græsset. (Prov. dan., 422.)
54. Des Königs Hand reicht durchs ganze Land.
Lat.: An nescis, longas regibus esse manus?
55. Des Königs Hand rührt dich, Gottes Hand heilt dich.
»Le roi te touche, Dieu te guerri.« Mit diesen Worten heilten die frühern Könige von Frankreich die Kröpfe. Nach Berckenmeyer (73 u. 86) sollen sie diese Kraft seit 499 besessen und im Jahre 1654 zu Rheims allein auf einmal[1483] nicht weniger als 3000 Personen mit Kröpfen nicht etwa blos berührt, sondern curirt haben. Seit die französischen Fürsten von Volkes Gnaden regieren, haben sie diese Kraft verloren. Die Kreuzzeitung (nicht etwa in Schildberg, sondern in Berlin) vom 14. Dec. 1864 versichert ihren Lesern, indem sie ihnen die Geschichte von der Macht der Könige von Gottes Gnaden über die Kröpfe erzählt: »Das war durchaus kein dummer Aberglaube, sondern ein höchst löblicher Brauch, bei welchem das tiefe Gefühl der königlichen Würde und Pflicht sich so wirksam erwiesen hat.« (Vgl. Die Verfassung, Berlin vom 31. Dec. 1864, Nr. 14.) Im Jahre 1824 erschien in Leipzig eine Schrift des Professors K.J.H. Windischmann, Ueber etwas das der Heilkunst noth thut, in welcher er behauptet: »Die Heilkunst könne nur im Glauben an den Heiland vollendet werden.«
56. Des Königs Hand und Schwert ist Gottes Hand vnd Schwert. – Petri, II, 118.
57. Des Königs Sohn muss entweder ein König oder ein Narr sein. – Simrock, 5834; Körte, 3481.
58. Des Königs Spreu gilt mehr als anderer Leute Korn. – Simrock, 5835; Körte, 3479; Braun, I, 1930; Masson, 214.
59. Des Königs von Frankreich Mantel, des Pfalzgrafen Hosen, des Kurfürsten von Köln Rock und des Baierfürsten Bruch sind all gemacht von Einem Tuch. – Becker, 592.
Ein Sprichwort aus den Zeiten, als das Elsass, schmählich von Deutschland verlassen, sich in verzweifelnder Ergebung dem Reichsfeinde ausantworten musste.
60. Des Königs Will' hat kein Ziel. – Grubb, 425.
61. Des Königs Wille ist Gesetz.
Ist die kurze Verfassung des absoluten oder genauer des despotischen Staates; im Rechtsstaat gilt der Satz: Das Gesetz ist des Königs Wille.
Frz.: Si veut le roi, si veut la loi. – Volonté de roi, n'a loi. (Cahier, 1565; Leroux, II, 75.)
Lat.: Reges supra leges (sc. esse volunt). (Seybold, 524.)
Span.: Por ser rey, se quiebra toda ley. (Bohn I, 241.)
62. Des Königs Worte sind Eid genug. – Klingen, 8b, 2; Graf, 28, 11.
Nach der deutschen Rechtsanschauung war der König (Kaiser) nicht nur die Quelle des Rechts und der Macht, sondern auch der Finder der Wahrheit; er brauchte nicht zu schwören, denn sein Wort ist Wahrheit. (S. ⇒ Wort.)
63. Des Königs Zorn ist ein Vorbote des Todes. – Spr. Sal. 16, 14; 19, 12 u. 20, 2.
Böhm.: Bez krále není zákona. – Carův hnĕv, posel smrti. (Čelakovsky, 318. u. 321.)
Schwed.: Kongsord åre dunnerslag. (Grubb, 424.)
64. Des Küniges grimm ist ain Bote des Todes, aber ain weiser Man wirt jn versünen. – Agricola II, 275; Sprichwort, 16, 44; Schulze, 69; Simrock, 12141a.
Lat.: Indignatio regis nuncius mortis. (Leibniz, Scr. r. austr., I, 727.)
65. Des Küniges hertz ist in der hand des Herren, wie Wasserbäche, vnd er beuget es, wahin er will. – Agricola II, 255.
Böhm.: Srdce královo v ruce boži. (Čelakovsky, 18.)
Dän.: Kongens hierte er i herrens haand. (Prov. dan., 291.)
66. Die heiligen drei Könige bauen eine Brücke (Eis) oder schlagen sie ein. (Lüdinghausen.) – Boebel, 1.
67. Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, die essen und trinken und zahlen nicht gern. (Schweiz.) Anfang des Goethe'schen Gedichts: Epiphanias (Werke, I, 93).
In Ulm: Die heilig drei König mit ihrem Stearn, die fresset und saufet und zahlet net gearn.
68. Die Könige herrschen über die Völker und Gott über die Könige.
Als Karl I. von England vor seinen Richtern stand, erklärte er, dass er nur Gott über seine Handlungen Rechenschaft zu geben habe, worauf ihm einer, derselben erwiderte, man werde ihn in kurzem hinschicken, damit er diese Rechenschaft ablegen könne. (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 30.) Die Araber: Die Könige richten die Erde und die Weisen die Könige. (Cahier, 2348.)
Frz.: Les rois dominent sur les peuples et Dieu sur les rois. (Kritzinger, 620a.)
69. Die Könige sind die Götter der Erde.
70. Ein gerechter König ist besser als ein frommer.
Holl.: Als de koning een goed voorbeld geeft, regert hij gemakkelijk, maar nog gemakkelijker, als hij onpartijdig is. (Harrebomée, I, 431b.)
[1484] 71. Ein guter König führt nur Krieg um des Friedens willen.
Engl.: Good kings never make war, but for the sake of peace. (Bohn II, 364.)
72. Ein guter König ist besser als ein schlechtes Gesetz.
Dän.: God konge er bedre end gammel lov. (Bohn I, 371.)
73. Ein guter König ist ein Segen für sein Land.
Frz.: Bon roi amende le pais, et de ce que li rois mesprent la terre en est grevée souvent. (Leroux, II, 75.)
74. Ein jeder ist König in seinem Hause. (S. ⇒ Bauer 106, ⇒ Hahn 29 und ⇒ Hund 211.)
Engl.: A beetle on a cow-turd thinks himself a king. – Every coc is proud on his own dunghie.
Lat.: Quilibet in suo domo rex.
Poln.: Doma jako chiesz, u ludzi jak przystoi. – Gospodarz każdy w swém dome pan. – Każdy kur śmielszy na swoich śmieciach. (Masson, 171.)
75. Ein kluger König ist dess Volcks glück. – Petri, II, 209; Henisch, 1661, 46.
76. Ein König braucht nothwendiger weise Leute, als weise Leute einen König.
77. Ein König der Gewalt wird nicht alt.
Ein Fürst, der an die Stelle des Rechts die rohe Gewalt setzt, kann sich in der Regel nicht lange halten. »Zum Königsamte passt nicht der Tyrann, gleichwie der Wolf nicht Schäfer werden kann. Des Reiches Mauer stürzt der König ein, lässt er auf Unrecht sie gegründet sein.« (Moslicheddin Sadi's Rosengarten.)
78. Ein König, der 's Gesetz veracht't, wird gehasst und gar veracht't.
Holl.: Als de koning niet gehoorsaamt aan de wet, zijn de onderdanen oproerig. (Harrebomée, I, 431b.)
79. Ein König, der tyrannisch herrscht, lebt nicht lange.
80. Ein König ist eim bettier gleich, der keinen freund in seinem Reich. – Henisch, 346, 14; Petri, II, 209.
Die Araber sagen: Könige haben keine Brüder. (Cahier, 2322.)
81. Ein König ist wie ein Vnruh in der Vhr. – Gruter, III, 60; Lehmann, II, 321, 92.
82. Ein König kann gut schenken; er hat einen Brunnen, der immer quillt.
83. Ein König kann wol reich machen, aber nicht edel.
84. Ein König muss Gutes thun und Böses hören. – Heuseler, 337.
85. Ein König oder Kayser mag sterben, aber nicht das Reich. – Ludovici, Speculum Saxonicum et Alemannicum (Leipzig 1720), S. 195; Graf, 486, 7.
86. Ein König ohn verstand ist wie ein Bild an der Wand. – Petri, II, 209; Henisch, 380, 10; Wurzbach II, 233; Körte, 3475.
Frz.: Malheur au pays gouverné par un roi jeune et insensé.
87. Ein König ohne Gerechtigkeit ist ein Fluss ohne Wasser.
88. Ein König wird ein stiller Mann, wenn (wo) er nicht mehr gehen kann.
Span.: El rey va hasta do puede, y no hasta do quiere. (Bohn I, 220.)
89. Ein uugelehrter König ist ein gekrönter Esel.
Ein Wort des Alfons von Aragonien. (Gottfr., 660a.)
90. Ein wüster König verderbt Land und Leute.
91. Einem jungen König fehlt es nicht an Freuden.
Lat.: Rex puer, et principes mane comedentes. (Bovill, I, 32.)
92. Einem König dient man am besten durch Gehorsam.
It.: Ai commandi regii non si deve rispondere se non coll' ubbidienza. (Pazzaglia, 326, 1.)
93. Einen König in der Regierung, einen Feldherrn in der Anführung, einen Soldaten in der Schlacht der Name Jesu siegen macht. – Parömiakon, 2277.
94. Eines Königs Bitten (Wünsche) sind Befehle.
Port.: Rogos de rei mandados são. (Bohn I, 293.)
95. Eines Königs Wunsch ist, Prinzen und Prinzessinnen zu bekommen.
96. Entweder König oder Bettler. (S. ⇒ Bischof 2.)
Die Osmanen sagen: Entweder das Haupt über alle erhaben oder als Leiche ein Futter der Raben. (Schlechta, 467.)
[1485] Dän.: Enten konge eller karl. (Prov, dan., 354.)
Frz.: Roi ou rien. (Kritzinger, 620a.)
Lat.: Aut Caesar, aut nihil. (Binder II, 302; Philippi, I, 52; Zinkgref, III, 76.)
97. Es hat kein König einen andern anfang seiner geburt als ander Leuth. – Henisch, 1400, 62.
98. Es hat wol mehr ein künig bettelt. – Franck, II, 133a; Petri, II, 251; Gruter, I, 31; Henisch, 347, 41; Eiselein, 387; Simrock, 1058.
99. Es ist ein guter König, der sich nicht auf anderer Witz verlassen muss.
100. Es ist ein guter König, der sich selbst regieren kann.
It.: Non può esser buon Rè degli altri, chi non l' è di se stesso. (Pazzaglia, 319, 1.)
101. Es ist ein yeder künig vnd keyser in seinem hauss. – Franck, II, 102b; Tappius, 157a; Lehmann, II, 141, 147; Petri, II, 201; Simrock, 4420; Graf, 497, 77.
Wenn's die Frau nicht ist. Ein rabbinischer Spruch lautet: In seinem Hause ist auch der Weber ein Fürst. (Jüdisches Volksblatt, 1865, S. 188.)
Dän.: Hver er konge i sit eget huus. (Prov. dan., 354.)
Frz.: Chacun est roy en sa maison. (Leroux, II, 197; Kritzinger, 620b.)
Holl.: Elk is koning in zijn huis. (Harrebomée, I, 432a.)
It.: Ogn' uno è Rè in casa sua. (Pazzaglia, 319, 3.)
Lat.: In tuo regno. (Tappius, 156b.) – Qui libet est rex in sua domo. (Herberger, I, 2, 801.)
102. Es ist kein König so wohl gebett't, dass er nicht noch gern ein paar Federn hätt'.
Mhd.: Nie kein künec sô ebene gesaz, im würre dannoch eteswaz. (Freidank.)
103. Gib den Künigen nicht Wein zu trincken, noch den Fürsten starcke getrancke. – Agricola II, 218.
104. Herr König, 'n Dreier is zu wenig, 'n Dahler is zu viel, sechs Dreier wagt man ans Spiel. (Pommern.)
Spottanhängsel dem, der den Namen König führt. (S. ⇒ Lanz, ⇒ Müller, ⇒ Meier und ⇒ Schmidt.)
105. Heute König; morgen todt. – Sirach 10, 12; Egenolff, 97a; Schulze, 149; Zaupser, 364.
Lat.: Rex hodie est et cras morietur.
Schwed.: Idag en konung, i morgen dödh. (Törning, 81.)
106. Heute König, morgen wenig. – Petri, II, 380.
Holl.: Heden koning, morgen keutel. (Harrebomée, I, 432a.)
107. Hilge drei Könige bûet 'ne Brüe oder hei brekt eine. – Schambach, II, 636.
Findet der Dreikönigstag (6. Jan.) keine Eisdecke, so bildet er eine; findet er eine, so bricht er sie. An diesem Tage oder um diese Zeit soll das Thauwetter in Frostwetter oder umgekehrt übergehen.
108. Hilge drei Könige hâchgebôren hebbet Appel un Bêren den Smack verloren. – Schambach, II, 233.
109. Hilge drei Könige hâchgeboren hebbet de Roiwen den Smack verloren. – Schambach, II, 233.
Länger als bis zum Neujahr oder dem heiligen Dreikönigstage sind die Rüben nicht schmackhaft.
Holl.: Als het kindeken is geboren, hebben de knollen hun smaak verloren. (Harrebomée, I, 400b.)
110. Hilgen drê König hett de Dag en Hânentritt wunnen. (Insel Fehmarn.) – Schütze, II, 317.
111. Ich will König sein, sagte der Dornstrauch zu den Bäumen.
Die Russen: Man sprach von dem König der Fische, der Sterlet schwamm ruhig unten, aber die Karausche erhob ihr Haupt über die Wolga. (Altmann VI, 387.)
112. Ich will lieber den mächtigsten König zum Feinde haben, als einen Bettelorden, sagte der Papst Alexander. – Klosterspiegel, 35, 10.
113. Je mehr Könige der Feind, desto leichter der Sieg.
114. Kommst du in eines Königs Haus, geh' blind hinein und stumm heraus. – Riehl, Gesellschaft, I, 168.
115. König, die tyrannisch herrschen, leben nicht lang. – Lehmann, II, 323, 93.
116. König ohne Verstand, ist wie ein Bild an der Wand.
117. Könige haben lange Arme (Hände). – Herberger, Herzpostille, I; Gaal, 1030; Eiselein, 388; Lohrengel, I, 446; Simrock, 8831; Körte, 3478 u. 4356; Wurzbach II, 233; Braun, I, 1934.
Sie können manches durchsetzen, wan andere nicht vermögen.
[1486] Engl.: Kings have long hands. (Eiselein, 388; Gaal 1030.)
Frz.: Les rois ont les bras longs. (Gaal 1030; Cahier 1569; Bohn I, 36; Leroux, II, 72.)
Holl.: Koningen hebben lange banden. (Harrebomée, I, 432b.)
It.: I prinicipi hanno le braccia lunghe. (Kritzinger, 620a.)
Lat.: An nescis longas regibus esse manus. (Gaal, 1030.) – Longae regum manus. (Erasm., 951; Tappius, 91a.)
Poln.: Panowie i królowie daleko widza, wiele słysza. (Masson, 218.)
Schwed.: Konungar hafwa långa armar. (Rhodin, 85.)
Span.: Con el rey y con la inquisicion chitos.
118. Könige haben viel Augen und Ohren.
Daher, weil die Fürsten überall Diener haben, deren sie sich gleichsam als Augen und Ohren bedienen.
Böhm.: Králové daleko vidí a slyší. (Čelakovský, 321.)
Lat.: Multae regum aures et oculi.
Poln.: Panowie królowie daleko widzą, wiele słyszą. (Čelakovsky, 321.)
119. Könige lassen Kirchen gründen und Bauern vollenden. – Graf, 537, 39.
Der Landesfürst gibt die Erlaubniss zum Bau, der Bischof segnet sie ein, wenn sie fertig ist; das dazwischenliegende Uebrige thut das gute Volk, dem sie, sobald sie fertig ist, nicht einmal durchgehends gehört. (S. ⇒ Kirche 129.)
120. Könige lieben den Verrath, aber nicht den Verräther.
Engl.: Kings love the treason but not the traitor. (Bohn II, 108.)
Span.: Los reyes se pagan de la traycion, pero non del traydor.
121. Könige regieren über die Welt, die Weisen über die Könige. – Winckler, X, 33.
Was den andern Theil betrifft, in einzelnen Fällen auch wol Narren, Kreuzjunker u. dgl.
122. Könige sind auch Menschen.
Die Letten: Ein König, der in die Sonne sieht, wird auch geblendet. (Reinsberg II, 79.)
123. Könige verrichten das Land mit Recht. – Graf, 486, 16.
Dän.: Kongrinn vidhrettir landidh med lögum. (Jonssyn, 190.)
124. Königs Satzung die ist Recht. – Graf, 17, 198.
Altfr.: Koninges setma dat is riucht. (Hettema XXIX, 1, 228; Richthofen, 424, 7.)
125. Königs1 Satzung ist vortrefflich. – Graf, 17, 197.
1) In dem Sinne als Vertreter der Gesammtheit = Staatsoberhaupt.
Altfr.: Dis koninges setma dat is treftelick. (Wetten, II, 148, 17; Hettema, XXIX, 1, 226.)
126. Lässt der König etwas ungerichtet, so hab' ich zum Kaiser Muth. – Graf, 426, 225.
Wer unten kein Recht findet, wendet sich an die höhere Stelle. »Der Oberrichter soll den untern schlagen und stossen, bis er Recht thut.« (Grimm, Weisth., I, 511.) Und ist auch der höhere Richter nicht zu bewegen, so geht man zum höchsten, vom Könige zum Kaiser.
127. Man lasse keines Königs Mund lügen vmb eines Pfaffen willen. – Petri, III, 8.
128. Man muss ein König oder ein Narr geboren werden. – Simrock, 5833.
Vgl. über dies Sprichwort die Schrift: Das Sprichwort: man muss entweder ein konig oder aber ein narr geborn werden. Mit seiner Ausslegung von Herrn Erasmo Roterodamo beschrieben vnd aussgelegt von den Tugenden, einem Christlichen Fürsten vnd Herrn zuständig, verdeutscht durch G.S. (Spalatin), Logau 1520, in Nopitsch, 12.
129. Mit Königen tat nicht gut scherzen.
Span.: Con el rey y con la inquisicion, chitos. (Cahier 3682.)
130. Nach drei Königen wachsen die Tage um einen Hahnenschritt. – Simrock, 4229; Orakel, 182.
131. Nahe bei Königen, nahe beim Galgen.
132. Newer König, new Gesetz. – Henisch, 1560, 27; Gaal, 692; Graf, 17, 206; Simrock, 5838; Körte, 3476; Braun, I, 1935.
Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Man soll für keinen neuen Meilech (König) beten, weil im Mittelalter auf einen judenfeindlichen Fürsten oft noch ein schlimmerer folgte. (Kremm, 25.)
Engl.: New kings, new laws. (Kritzinger, 620a.)
Frz.: De nouveau roy nouvelle loy. (Leroux, II, 554; Kritzinger, 620a.)
Span.: Nuevo rey, nueva ley. (Cahier, 3682.)
133. Op hillgen drai Küenige sint de Dage en Hanenschriet lenger. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 31.
[1487] 134. Prange nicht vor dem Künige vnd trit nicht an den ort der grossen. – Agricola II, 232; Reinsberg VIII, 69.
135. Seid ihr der König oder der Bauer?
Wenn jemand, der in eine Gesellschaft tritt, aus Unbedacht oder Grobheit den Hut auf dem Kopfe behält. Nach einer Anekdote aus dem Leben Heinrich's IV. von Frankreich, der zufolge der König und der Bauer, der ihn nicht kannte, aber sehen wollte, in der Gesellschaft allein noch den Hut auf dem Haupte hatten. Da der unerkannte König dem Bauer vorher gesagt hatte, derjenige sei der König, welcher in der Gesellschaft, in die sie kommen würden, das Haupt bedeckt behalten werde, so sagte der Bauer, als nur sein Begleiter und er noch den Hut auf dem Kopfe hatten: »Nun seid entweder Ihr der König oder ich bin's.«
136. So lange der König schläft, ist er um seine Krone.
137. Unter dem König von Sachsen iss, trink und lass den Bauch dir wachsen. (Poln.)
Charakterisirt die Schwelgerei, welche unter den sächsischen Königen in Polen herrschte. (Wurzbach I, 28.)
138. Vor dem Könige muss jeder antworten. – Graf, 28, 22.
Da der König nach mittelalterlichem Recht überall befugt war, Gericht zu halten, so war keine Competenz im voraus zu erheben.
Mhd.: Jewelk man mut ok antwerden vorme koninge. (Daniels, 214, 23; Homeyer, III, 33, 2.)
139. Vor den Künigen vnrecht thun, ist ain grewel, dann durch Gerechtigkeit wirdt der Thron bestätigt. – Agricola II, 277.
140. Vor Künigen schweig oder redt, das sie gern hören. – Franck, I, 158b; Lehmann, II, 794, 153; Simrock, 5832.
Frz.: Devant les rois et les grands sois muet ou complaisant. (Cahier, 1570.)
Span.: Con el rey y con la Inquisicion, chitos. (Bohn I, 209.)
141. Wann des Königs angesicht freundtlich ist, das ist leben vnnd seine gnade ist wie am abent regen. – Agricola II, 274.
142. Was der König nicht nimmt, das bleibt dem Volke.
Frz.: Tout au roi, dit le François, et puis a moi. (Kritzinger, 620a.)
143. Was so ein König alles sprechen muss, sagte der Bauer, als er die Thronrede gehört.
Engl.: It's only once a year, as the Queen said to Dr. Locock. (Hagen, 105, 36.)
144. Wem der König hilfft, dem ist wol geholffen. – Petri, III, 13.
145. Wenn dem Könige Gnade mangelt, fehlt ihm der schönste Stein an seiner Krone.
Engl.: A king's face should give grace.
146. Wenn den Königen zu wohl ist, gehen sie in den Kaukasus.
Dies Sprichwort ward in einer Zeitung im Jahre 1840 oder 1841 bei Gelegenheit einer Niederlage der Russen im Kampfe gegen die Tscherkessen angeführt.
147. Wenn der König den Schnupfen hat, kann kein Schranze für ihn niesen.
148. Wenn der König fünf Eier zu nehmen erlaubt, so braten die Soldaten tausend Hühner am Spiesse.
149. Wenn der König getrunken hat, ist Frankreich süssen Weines voll.
150. Wenn der König krank ist, krankt auch das Volk.
151. Wenn der König niest, schreit das ganze Hofgesinde: Gott helf!
152. Wenn der König schläft, so schläft auch der Rath. – Graf, 523, 294.
»Wenn die Oberaufsicht aufhört, schiesst der Schlendrian in die Halme, und alle Wächter der Ordnung fallen in süssen Schlummer.«
153. Wenn der König wissen will, wie reich er ist, muss er mit den Knechten selber rechnen.
154. Wenn die Könige bauen, haben die Kärrner zu thun. – Eiselein, 388; Braun, I, 1933; Büchmann, 18.
155. Wenn die Könige seufzen, holen auch die Bettler schwer Athem.
156. Wenn ein König nicht gütig ist, fehlt ihm der rechte Arm.
[1488] 157. Wenn ein König nur noch ans Einpacken denkt, so gibt er die Krone selber verloren.
158. Wenn ich ein König wäre, sagte der Gänsejunge, so hütete ich die Gänse zu Pferde.
159. Wenn ik König wêr, sagte, der Bauer, so wull ik alle Dag braden Speck êten. (Holst.) – Schütze, IV, 237.
160. Wenn ik König wêr, sagte der Sauhirt, so wull ik min Swîn to Pêr höden. (Holst.) – Schütze, IV, 238.
161. Wenn sich die Könige raufen, müssen die Bauern die Haare lassen.
Böhm.: Cožkolio králové bláznivê spáší, toho lid zlým užiti musí. (Čelakovsky, 326.)
Lat.: Quidquid delirant reges plectuntur Achivi.
162. Wer auf der Könige Freundschaft baut, hat auf die Discantstimme eines Knaben vertraut.
163. Wer bei dem König steht in Gnaden, an dem kriecht das ganze Hofgewürm hinauf.
It.: Chi hà la grazia del rè, è un mezzo rè. (Pazzaglia, 319, 2.)
164. Wer dem Könige dient, der will vom Könige leben.
Port.: Quereis que vos sirva, bom rei, dai-me, de que viva. (Bohn I, 293.)
165. Wer dem Könige dient, hat einen guten Herrn.
Frz.: Qui sert le roy il a bon maistre. (Leroux, II, 74.)
166. Wer dem Könige gefällt, dem fehlt's nicht an Fett zum Brot.
167. Wer dem Könige treu dient, dient auch Gott treu.
Frz.: Qui est au roy il est à Dieu. (Leroux, II, 74.)
168. Wer den König zum Vetter hat, kann leicht eine Pfarre bekommen.
Einst meldete sich ein Candidat des Predigtamts, der zurückgesetzt war, weil er keine einflussreichen Verbindungen hatte, bei Friedrich II. von Preussen, der ihm eine Predigt mit dem Bemerken auftrug, dass er den Text auf der Kanzel erhalten werde. Dort brachte ihm der Kirchendiener ein versiegeltes Blatt, das sich, als er es öffnete, als leer erwies. Er hielt über das Nichts eine treffliche Predigt. Der König schrieb an das Consistorium, dass er den Candidaten zu seinem Vetter annehme und beanspruchte eine gute Pfarrstelle für ihn, die er auch bald erhielt. Wer einen König zum Vetter hat, dem kann's nicht fehlen. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, 1, 68.)
169. Wer des Königs Hund geschlagen, dem (den) bellen alle andern Köter nach (an).
170. Wer des Königs Kuh isst, muss ihre Knochen noch nach hundert Jahren bezahlen. – Winckler, XI, 77.
171. Wer des Königs magere Kuh gefressen, muss sie für eine fette bezahlen. (S. Gans ⇒ 144 u. ⇒ 148.) – Winckler, XVI, 89.
Engl.: He that eats the king's goose shall be choked with the feathers. (Bohn II, 12.)
172. Wer mit Königen redet, muss ein Messer an seine Kehle setzen.
Man soll die Worte auf die Goldwage legen und eher ein Wort zu wenig als zu viel sagen.
173. Wer mit Königen sprechen will, muss zu gelegener Zeit kommen.
174. Wie dem Könige unter den Kegeln, der Eul' unter den Vögeln, der Taub' unter den Raben, dem Pelzwerk unter den Schaben, dem Esel unter Treibern, der Schönheit unter den Weibern, dem Käs' unter den Ratzen, dem Korn unter den Spatzen; so stossen in der Zeit dem Menschen tausend Widerwärtigkeit. – Parömiakon, 2264.
175. Wie der König im Kartenspiel, bald gilt er nichts, bald gilt er viel.
176. Wie der König, so das Gesetz; wie Gesetz, so Volk. – Körte, 3480; Graf, 524, 317.
Die Tataren: Wie (wo) der Khan, so die Horde. (Reinsberg V, 48.)
Frz.: Tal roy, telle loy. (Leroux, II, 74.)
Port.: Qual o rei, tal a lei, qual a lei, tal a grei. (Bohn I, 292.)
Span.: Tal la ley, qual el rey. (Cahier, 3491.)
177. Wie der König, so das Volk.
Span.: Qual es el rey, tal es la grey. (Bohn I, 243.)
178. Wie der König, so die Unterthanen.
Holl.: Zoo koning, zoo kudde. (Harrebomée, I, 432.)
[1489] 179. Wiltu sein ein künig, so regier dich selbs. – Franck, I, 126a u. 135a; Schottel, 1141b.
180. Wo der König die Jagd liebt, da gelten die Hunde (Hirsche) mehr als die Menschen.
Die Russen: Wo der König Menschenfleisch liebt, sind die Unterthanen in steter Lebensgefahr. (Altmann VI, 497.)
181. Wo der König ein Kind, da weht im Lande böser Wind.
Wehe dem Lande, dessen König ein Kind ist.
Mhd.: Lant und liute geirret sint, swâ der künec ist ein kint und sich die fürsten flîzent, daz si fruo enbîzent. (Freidank.) (Zingerle, 83.)
182. Wo der König ein Kind, ist Recht und Gesetz eitel Wind.
Dän.: Hvor ingen konge er: der staaer riget værgeløs. (Prov. dan., 354.)
183. Wo der König hinkommt, ist das Gericht ledig. – Graf, 28, 13.
Da alle gesetzten Richter nur an seiner Stelle und in seinem Auftrage Recht sprechen, weil er selbst nicht überall sein konnte, so wich da, wo er selbst war, der Stellvertreter.
Mhd.: Wo der koning hyn kompt do ist ledig gerichte. (Thüngen, 62, 289; Homeyer, III, 60.)
184. Wo der König ist, ist sonst kein Richter. – Graf, 28, 24; Klingen, 26b, 1.
185. Wo der König sitzt, da ist's obenan. – Pistor., V, 42; Körte, 3477; Eiselein, 388; Simrock, 5836; Graf, 486, 6; Braun, I, 1932.
186. Wo ist ein grosser König, der nicht hett ins beth gethan. – Henisch, 343, 68; Petri, II, 806.
187. Wo schwache Könige sind, da herrscht der Adel.
188. Won der Kinenk Stêfe siss Waimern ässt Vil geât wéinj. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 33.
189. Zum Könige möchte jeder gern sagen: Mein Vetter. (Wend. Lausitz.)
*190. Als wenn der König sein Vetter wäre.
Holl.: Je kunt wel denken, dat de koning je oom is. (Harrebomée, I, 432b.)
*191. Dem Könige treu bis zum Bettelsack.
*192. Des Königs Brot essen.
Ein Diener des Königs sein; man wendet das Wort auch, aber unrecht, auf Staatsbeamte an, die des Volkes Brot essen.
*193. Des Königs Rock tragen.
Soldat sein. »So lange des Königs Geld noch rollet, trage ich des Königs Rock.« (Alfr. Hartmann, Junker Hans Jakob, S. 20.)
*194. Ein König oder ein Esel, ⇒ Bischoff (s.d. 2) oder ⇒ Bader (s.d. 4). – Henisch, 939, 36.
*195. Er hat schon unter dem blauen Könige gedient. – Tendlau, 560; Wurzbach II, 37.
Unter dem alten Fritz, dessen Soldaten blaue Montur hatten.
*196. Er is a König, wus reibt Leuchter. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Ein König, welcher Leuchter putzt. Hat seinen Ursprung wahrscheinlich daher, dass der vertriebene König von Polen Boleslav der Kühne später in Ungarn einen Küchendienst versah.
*197. Es ist der König Siciliae, dem all sein thun zurück thut gehn. – Eyering, II, 388.
*198. Er ist der künig im karten spil. – Franck, II, 85b; Tappius, 109b; Lehmann, II, 315, 74.
»Wann einer das nit ist, das er scheint und wil gesehen sein.« Franck stellt, um denselben Gedanken und die lateinische Redensart: Bos in quadra argentea, auszudrücken, noch folgende daneben: Ein Niclasbischoff. Ein narr, wann er noch ein mal ein doctor war. Sie ist mit vrlaub ein hur in der kut. Wer sehe für eine solche an.
Frz.: C'est un roi en peinture. (Leroux, II, 73.)
Holl.: Het is een koning in het kaartspel. (Harrebomée, I, 432a.)
Lat.: Bos in quadra argentea. (Erasm., 336; Tappius, 109a.)
*199. Er könnte König sein unter den Blinden.
Holl.: Welk een koning zult gij wezen onder de blinden. (Harrebomée, I, 432b.)
*200. Er will künig oder dräck sin. – Franck, II, 71b; Tappius, 85a; Henisch, 745, 11; Gesner, I, 17; Lehmann, II, 315, 75; Grimm, II, 1356, 8; Reinsberg IV, 116.
Das äusserste Gegensätze aufstellende »Entweder – oder« ist eine beliebte Form des Sprichworts bei verschiedenen Völkern. So die Franzosen: König oder nichts. Die Engländer: Mann oder Maus, Pfennig oder Pfund. Entweder tanze oder halte das Licht. Ich wollte entweder das Pferd gewinnen oder den Sattel verlieren. Die Hindus: [1490] Entweder kaue die Erbsen oder spiele den Dudelsack. Die Neugriechen: Entweder weiche aus oder wende ab (wo Gefahr ist). Die Perser: Entweder Edelmann oder Plebejer. Entweder ein Thron oder ein Sarg. Entweder soll mein Körper zur Geliebten kommen oder meine Seele den Körper verlassen. Die Polen: Entweder Kapuziner oder Starost. Die Spanier: Eins oder hundert. (Reinsberg IV, 116.) Im Sinne der obigen Redensart dachte der Leibkutscher Friedrich's des Grossen, den dieser wegen Liederlichkeiten aller Art einmal nach Spandau geschickt hatte. Als ihn der König dort einmal fragte: »Wie geht's, Christian?« erwiderte derselbe weniger höflich als philosophisch: »I, ist mir jetzt einerlei, ob ich Euere Majestät fahre oder Dreck.«
Frz.: Roy ou rien. (Leroux, II, 72.)
Lat.: Rex aut asinus. (Tappius, 85a.) – Victor aut victus. (Henisch, 145.)
*201. Es ist ein neuer König, der nichts von Joseph weiss. – Schulze, 6.
Sinn: Wohlthaten sind bald vergessen.
Lat.: Surrexit interea rex novus super Aegyptum qui ignorabat Joseph.
*202. Für den König von Preussen arbeiten. (S. ⇒ Arbeiten 68.)
*203. He sühd de hilgen drei Küenige füär Spitsbauwen ân.
*204. König oder Esel, Esel oder König. – Eyering, III, 146.
*205. Wie an König Artus hoff. – Eyering, I, 17 u. 27.
206. Der König von Polen ist ein König der Könige.
Rex regum, denn er selbst nannte alle Edelleute Mosci Panowic Bracia, d.i. gnädige Herren Brüder. (Beiche, 235a.)
207. Der Könige Dienste sind Hoffnung zu Brot und Gefahr zum Tode. – Wirth, I, 285.
208. Die könig und grosse potentaten haben durchgebohrte oren und lange hendt, vernemen von weitem und greifen auch von weitem zu. – Zimmerische Chronik, IV.
209. Ein guter König ist mehr werth als ein gutes Gesetz.
It.: Meglio un buon re che una buona legge. (Giani, 1445.)
210. Ein König braucht viel Augen und Ohren.
Böhm.: Král mĕj mnoho očí a mnoho uší. (Rybička, 350.)
211. Ein König, Ein Gesetz.
Motto der Einheit. Chambord (Heinrich V.) soll den Wahlspruch haben: »Un roy, une loi, une foi.«
212. Ein König soll keine Baumwolle in den Ohren tragen.
213. Ein narrichter König auf dem Thron ist wie ein Affe auff dem Tach.
Lat.: Rex fatuus in solio est simia in tecto. (Dietrich I, 587.)
214. Einem König zu rathen, sagte jener, ist schwer. – Lauterbeck, CXLIIa.
[1513] 215. Sei der König absolut, wenn er uns nur den Willen thut.
Ein Spruch zur Schilderung des märkischen Junkerthums. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung.)
216. Spricht der König mittags: es ist Nacht, sprich du: Ja, ja, der Mond hat sich schon aufgemacht. – Pers. Rosenthal, 63.
217. Vier vnuernünfftige künig: lew, der thieren; adler, der vögl; hecht, der fischen; natter, würmern. (Rasch, 94.)
218. Was der König gegeben, haben die Diener genommen.
Von den Ränken und dem Ausbeutungssystem der Untergebenen.
Poln.: Król dał, a Gasztold wział. – Co Witold dał, to Gasztold wydarł. – Miód Gasztoldów. (Kijew, 19.)
219. Wenn der König einen Apfel nimmt, so reissen seine Hofleute den Baum gar um. – Harssdörffer, 907.
220. Wenn der König Kläger und Richter ist, so hat der Unterthan das Recht verloren. – Wirth, II, 235.
221. Wer bei Königen etwas bitten will, muss die Zeit in Acht nehmen. – Wirth, I, 284.
222. Wer König wird, dem wachsen die Vettern wie Hederich im Hafer. – Freytag, Nest der Zaunkönige, S. 110.
*223. Der blaue König. (S. ⇒ König 195.) – Frommel VI, 71.
Die Brandenburger hatten unter Max Emanuel von Baiern gegen die Türken gefochten, die ihn »den blauen König« wegen seiner hellblauen Uniform nannten.
*224. Der König ist nicht zu Hause.
Wenn's lustig hergeht, wol gar drüber und drunter. Wenn der König Friedrich II. von Dänemark (gest. 1558) nach vollendeter Tafel guter Laune war, so sprach er: »Der König ist nicht zu Hause.« Die Diener liessen sich gehen und der König ergötzte sich an ihren Possen. (Beiche, 228b.)
*225. Der König von Cypern ist bei ihm zu Besuch. – Germania, IX, 209.
Er ist von der Gicht heimgesucht. Wortspiel zwischen Cypern, Zippern und Zipperlein.
*226. Es scheint, dass der König Geld benöthigt.
Wenn Victor Emanuel, König von Italien, Geld brauchte, so suchte er den Minister seines Hauses, der sich in diesem Falle oft sehr engherzig zeigte, dadurch milder zu stimmen, dass er ihm Wildpret schickte; zuerst einen Fasan, dann zwei, dann vier, und wenn man nun glaubte, den Minister genügend angelockt zu haben, ersuchte man um einen kleinen Vorschuss von 20- oder 30000 Frs. Der Minister gewöhnte sich so sehr an dieses Vorgehen, dass er, wenn er Fasane bringen sah, zu seinen Hausgenossen obige Worte sagte. (Neue Freie Presse, 4955.)
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