Packselholen

'S Packselholen ist nicht alle Tage.

Diese Redensart bezieht sich auf eine Sitte in Schlesien, die wol in den meisten Gegenden seit ein paar Jahrzehnten gänzlich oder grossentheils eingeschlafen ist. Es war nämlich in vielen Gegenden Brauch, dass wenigstens die wohlhabendern Pathen aus dem Bauernstande ihren Täuflingen, bis diese die Schuljahre hinter sich hatten, alljährlich zu Weihnacht und (oder) zu Ostern beschenkten. Die Geschenke bestanden in Pfefferkuchen verschiedener Form, in Aepfeln, Nüssen, Kuchen, zu Ostern auch in gemalten Eiern; in den Aepfeln steckte auch wol ein Geldstück. In Begleitung der Mutter holten sich die Täuflinge diese Geschenke bei den Pathen. Zum Aufnehmen der Gaben nahm man ein Stradetten oder ein Tuch mit, und nannte dies, z.B. in der Gegend von Ottomachau, das Packselholen. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1866, S. 670.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1167.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: