1. Alte Kuchen und böse Gewohnheit muss man brechen.
Frz.: Gâteau et mauvaise coutume se doivent rompre. (Bohn I, 19.)
2. Auch gefülltem Kuchen schadet die Butter nicht.
3. Bamme (wenn man) für 'n Tâler Kuche bäckt, erspart me für'n Batze Brûd. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 47.
4. Der Kuchen schmeckt immer nach der Bäckerin. – Reinsberg I, 134.
Dän.: Kagen er altid konenliig. (Prov. dan., 331.)
5. Ein Kuch vber den Zaun vnd einen wieder herüber. – Eyering, II, 137.
[1656] 6. Ein Kuchen, der lange im Bratrohr steht, bäckt gut aus.
Um zu sagen, dass ein Mädchen, das lange auf einen Freier wartet, einen um so zuverlässigern finden werde, hatben die Böhmen das Sprichwort: Je länger der Kuchen im Bratrohr steht, desto besser wird er dem Gaste schmecken.
Böhm.: Čím déle hnĕtinka v troubĕ stoji, tem lepšího hosta se dočeká. (Čelakovský, 385.)
7. Ein Stück Kuchen in Ruh ist besser als eine Pastete im Streit.
Dän.: Bedre en kage med ro end to med uro. (Prov. dan., 478.)
8. Einen Kuchen, den man verschenken will, zerbricht man nicht.
Schwed.: Den kakan, man will ha till heders, bryter man ej. (Wensel, 15.)
9. Es ist schlimm, Kuchen backen ohne Butter und Mehl.
Holl.: Het is kwaad koeken bakken zonder vuur of vet. (Harrebomée, I, 426b.)
10. Immer Kuchen verdirbt den Appetit.
Frz.: On se soûle bien de manger tartes. (Bohn I, 43.)
11. Jeder kann sich seinen Kuchen so süss backen, als er will (als er Zucker hat).
Holl.: Hij kan zijne koekjes zoo zoet bakken, als hij wil. (Harrebomée, I, 426b.)
12. Jeder scharrt auf seinen Kuchen.
Die Bulgaren: Jeder scharrt die Kohlen zu seinen Eiern. Die Serben: Jeder leitet das Wasser auf seine Mühle. (Reinsberg III, 44.)
13. Kuche rü, Platz nü. (Meiningen.)
Kuchen herüber, Platz hinüber. Es ist ganz einerlei, die Sache ist dieselbe.
Dän.: Ei finder kage sin mage. (Prov. dan., 331.)
14. Kuchen, der sitzen geblieben, ist zu kauen, aber schwer zu verdauen.
15. Kuchen gegen Kuchen.
16. Kuchen im Rauch füllt auch den Bauch.
Dän.: Krum kage retter og bug. (Prov. dan., 331.)
17. Kuchen is a Brat. (Franken.)
Gut ist gut, aber besser ist besser.
18. Kuchen ist Kirmes. (Nordböhmen.)
19. Kuchen ohne Butter ist ein schlechtes Futter.
20. Kuchen zum Leide und Kuchen zur Freude, Gottes Liebe send't alle beide. – Hertz, 74.
Dieser Spruch befindet sich auf einer westfälischen Kuchenform (s. ⇒ Feuer 211) und will sagen, dass Leiden- und Freudentage von Gott kommen. (J.G. Kohl, Nordwestdeutsche Skizzen, Bremen 1864, II, 217.)
21. Lieber alten Kuchen als gar kein Brot.
Böhm.: Lepší at' i černý koláč, nežli prázdná mošna. (Čelakovský, 177.)
22. Lieber keinen Kuchen, als der mit räudigen Händen geknetet ist.
23. Man mag schon Kuchen essen, wenn man kein Brot hat.
Holl.: Ik zal zoo lang koeken eten, tot dat het brood gaar wordt. (Harrebomée, I, 427a.)
24. Man muss Kuchen essen, wenn's am Brot fehlt.
Die Spanier: Gibt's kein Fleisch, sind Hühner mit Speck ganz gut. (Reinsberg IV, 89.)
25. Man soll nicht nach fremdem Kuchen gelüsten.
Böhm.: Na cizí koláč očí nevyvaluj, a svůuj pečuj. (Čelakovský, 54.)
26. Mancher isst Kuchen, weil ihm das Brot zu theuer ist.
Die Russen: Mancher kauft sich Lampreten, weil ihm die Heringe zu theuer sind. (Altmann VI, 473.)
27. Mit Kuchen lockt man kein Kind vom Kirchhofe.
28. Mit Kueche ka mer 's Brod spare. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 63.
29. Mögen andere Kuchen backen wie sie wollen, wenn ich nur nicht den Teig dazu liefern muss.
Holl.: Hij mag wel lijden, dat anderen groote koeken bakken, als zij maar de handen uit zijn deeg houden. (Harrebomée, I, 426b.)
30. Ohne Kuchen ist keine Kirmes. (Kamnitz.)
Böhm.: Bez koláčův není svatby. – Koláč grunt všeho. (Čelakovský, 297.)
Poln.: Bez kołaczy nie wesele. – Kołacz grunt wszystkiego. (Čelakovsky, 297.)
31. Vom Kuchen nascht man, vom Brote isst man.
32. Wenn der Kuchen auf den Tisch kommt, wird sich's zeigen.
[1657] 33. Wenn du den Kuchen nicht issest, was kümmert's dich, wenn er verbrennt!
Wird zu denen gesagt, die sich in fremde Sachen mischen.
34. Wer alle Tage Kuchen isst, sehnt sich nach Brot.
Die Russen: Der Kuchenbäcker isst Brot am liebsten. (Altmann V, 82.)
Böhm.: Koláč se brzo přejí, ale chléb nikdy. (Čelakovský, 297.)
35. Wer an Kuchen gewöhnt ist, dem schmeckt das Brot nicht.
36. Wer den Kuchen bestellt, der kann ihn auch bezahlen.
37. Wer den Kuchen ohne Sorge essen will, muss mit dem Rande anfangen.
38. Wer kann Kuchen backen für jedermann (für alle Welt)!
Böhm.: Nikdo nemůže celému svĕtu kolačův napeci. (Čelakovsky, 285.)
39. Wer kann solche Kuchen backen ohne Butter und Mehl.
Holl.: Men moet zeggen, dat het veel is, zulke koeken te bakken waar geen meel is. (Harrebomée, I, 427a.)
40. Wer keinen Kuchen hat, dem schmeckt auch Butterbrot.
Engl.: They that have no other meat, bread and butter are glad to eat. (Gaal, 935.)
41. Wer Kuchen gekostet hat, weiss wie Kuchen schmeckt.
Nur Erfahrung gibt über die meisten Angelegenheiten ein richtiges Urtheil.
42. Wer Kuchen hat, findet leicht einen Freund, der mitisst.
Böhm.: Kdo má koláč, najde i družbu. (Čelakovsky, 166.)
43. Wer Kuchen will, muss den Ofen heizen.
Wer die Tochter will, schmeichelt der Mutter. (Reinsberg I, 73.)
44. Wer seine Kuchen aus gestohlenem Mehle bäckt, verdirbt sich den Magen.
Die Russen: Man kann auch Kuchen backen aus gestohlenem Mehl. (Altmann V, 98.)
45. Wer sich will mit Kuchen laben, muss zuvor den Weizen haben.
Lat.: Ubi non est triticum, ibi non est placenta. (Binder II, 3386; Weber, I, 63.)
46. Wer will guten (schönen) Kuchen backen, der muss haben sieben Saken: Eier und Salz, Butter und Schmalz, Milch und Mehl, Safran macht die Kuchen gêl.
47. Wie man den Kuchen bestellt, so knetet der Bäcker den Teig.
»So gehts aber nicht überall, z.B. nicht bei Gedichten und andern Werken des Geistes, die man nicht nach Belieben bestellen kann, denn: Phantasie und Sonnenlicht erscheint nicht auf Bestellen: und fehlt sie, können Kerzen nicht die Nacht zum Tag erhellen.« (H. Stieglitz.)
48. Wo der Kuchen fehlt, schmeckt auch Brot.
Poln.: Dobry chléb, gdy kołacza nie masz. (Lompa, 10.)
49. Wo keine Kuchen sind, da ist auch keine Kirmes.
50. Wo Kuchen rauchen, mundet das Brot nicht.
It.: Chi ha vitella in tavola non mangia cipolla.
*51. Auf seinen Kuchen rahten. – Theatrum Diabolorum, 540b.
Seinen eigenen Vortheil im Auge haben.
*52. Das ist alles in einen kuchen geschlagen. – Luther's Werke, VII, 68b.
*53. Das ist Ein kuchen. – Luther's Werke, VII, 211b.
*54. Das ist kein Kuchen für mich.
Keine Kleinigkeit, keine angenehme Sache.
*55. Das ist Kuchen von deinem eigenen Teige.
Holl.: Het is een koekje van uw eigen deeg. (Harrebomée, I, 426a.)
*56. Das ist Kuchen von demselben Teige.
Holl.: Dat is een koekje van het zelfde deeg. (Harrebomée, I, 426a.)
*57. Das lässt sich mit Kuchen nicht zustopfen.
*58. Den Kuchen unter dem Arm fallen lassen.
»Nicht die Hände in den Schos legen, sondern den Arm fallen lassen und die Arbeit frisch angreiffen.« (Coler, 210.)
*59. Der hat ihm seinen Kuchen gegeben.
Holl.: Hij geeft hem zijn koek. (Harrebomée, I, 426b.)
[1658] *60. Der Kuchen ist gut, aber ich mag ihn nicht.
Es mag gut sein, aber mich kann es nicht befriedigen.
*61. Der Kuchen ist in einer andern Form (auf andere Weise) gebacken.
Holl.: Die koek is op eene andere manier gebakken. (Harrebomée, I, 426a.)
*62. Ein Kuchen und ein Deckel. (Deutz.)
*63. Einem Kuchen aus etwas machen. – Luther's Tischr., 114b.
*64. Er hat Kuchen für Brot gegeben. – Bazar, XIII, 26, 214.
Er hat einen schlechten Tausch gemacht.
*65. Er isst den Kuchen aus der Asche, wenn er hineingefallen ist.
Er fügt sich in die Umstände.
*66. Er ist mit seinem Kuchen fertig.
Holl.: Hij heeft zijnen koek al op. (Harrebomee, I, 426b.)
*67. Er kann's als Kuchen essen, wenn's ihm schmeckt.
Holl.: Hij moet het maar voor zoete koek opeten. (Harrebomée, I, 426b.)
*68. Er möchte den Kuchen schenken, er will ihn aber für morgen zum Frühstück behalten. – Reinsberg IV, 112.
Die Engländer: Man kann den Kuchen nicht essen und auch zugleich behalten. (Reinsberg IV, 115.)
*69. Er theilt den Kuchen und isst die Stücke selbst.
Dän.: Han skærer kagen i to, og tager selv begge stykker. (Prov. dan., 501.)
*70. Er will auch etwas Kuchen haben.
*71. Er will den Kuchen anders gebacken haben.
Dän.: Han vil ikke saa have sin kage baget. (Prov. dan., 331.)
*72. Es gibt heut' keinen Kuche, sie sind alle hintennaus geschosse (worden). (Meiningen.)
Die Mutter zu dem Kinde, wenn es nicht schmecken will; auch wol sonst, um zu sagen, dass nichts Besseres kommt.
*73. Es ist wieder Ein Kuchen und Ein Platz.
In Thüringen ein schlechter breiter Kuchen. Um zu sagen: Pilatus und Herodes sind wieder gute Freunde.
*74. Geht mir mit Kuchen in der Woch'! (Nordböhmen.)
*75. Ich werde diesen Kuchen nicht anschneiden.
*76. In Kâg as eg föör Sewerin beegen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 187.
Der Kuchen ist nicht vor Sanct-Severin gebacken.
*77. Ja, Kuchen! – Frischbier2, 2213.
Um etwas als überflüssig zu verweigern, da hier Kuchen im Gegensatz zu Brot, das für alles Unentbehrliche steht, das Ueberflüssige bezeichnet. Demgemäss gilt dem nothwendigen Brotbacken gegenüber das Kuchenbacken für Verschwendung. (Vgl. Fr. Hasenow, Deutsche Sprachbilder im Bazar, Bd. 13, Hft. 26, S. 214.) In den Fliegenden Blättern (München 1855, S. 107a) heisst es: »Ja, Kuchen, sagt der Berliner.«
*78. Kuchen und Brot in Einer Pfanne backen. – Altmann VI, 521.
*79. Man muss den Kuchen anders theilen.
Holl.: Daar is koek te deelen. (Harrebomée, I, 426a.)
*80. Seine Kuchen sind aufgezehrt.
Holl.: De koek is op. – De koeken ontbreken hem. (Harrebomée, I, 426a.)
*81. Seinen Kuchen verschenken und Brot betteln. – Altmann VI, 513.
*82. Sie seynd mit einander ein Kuchen. – Lehmann, 166, 8; Luther's Tischr., 361a.
Lehmann: »Von denen, die einig seind, sagt man: sie schlagen einander den Ballen zu, sie liegen vnter einer deck; sie spannen zusammen seynd mit einander ein kuchen, tragen Wasser an einen Stangen; sie leichen mit einander.«
*83. Sie sind Kuchen von demselben Teige.
*84. Sie theilen den Kuchen miteinander.
Frz.: Avoir part au gâteau. (Lendroy, 830.)
*85. So ist der Kuchen nicht zu theilen.
86. Auf versprochenen Kuchen muss man lange warten.
Böhm.: Slíbené se čeká. (Čelakovský, 94.)
87. Ein feiner Kuchen macht dem Bäcker (Müller) Ehre.
88. Ein guter Kuchen findet viel Freunde.
89. Kalter Kuchen ist leicht zu kauen, aber schwer zu verdauen.
Wie der kalte Kuchen zum Magen, so verhalte sich Liebe und Ehe. (Witzfunken, IVb, 120.)
90. Kuchen falle, damit ich dich essen kann. (Kephalonia.)
91. Manchmal Kuchen und Kürbisflasche, manchmal Kuchen allein. (Kephalonia.)
[1525] 92. Wo Kuchen im Haus gehen Freunde ein und aus. – Wenzig, 80.
93. Wo Kuchen ist, kommt Kuchen hin.
*94. Das taugt in seinen Kuchen. – Nigrinus, Inquisition, 133.
*95. Er hat schöne Kuchen, aber die Hefen und das Mehl hat der Vetter gegeben.
Wenn in Polen jemand weniger durch eigene Kraft und Tüchtigkeit als durch fremde Vermittelung zu Macht und Ansehen gelangt, sagte man: Durch das Geld der Chodkiewicz ist Zaranko reich geworden: Za Chodkiewiczowy hroszy i Zaranko staw choroszy. (Kijew, 10.)
*96. Er will den Kuchen vnter den Armen nicht herfür fallen lassen. – Theatr. Diabolorum, 224b.
Er ist faul, arbeitsscheu.
*97. 'S ist älles oin Kuach und oin Mues. (Ulm.)
Buchempfehlung
In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro