Riemen

1. An den riemen lernen die hund das leder fressen.Franck, II, 70a; Egenolff, 310a; Gruter, I, 5; Lehmann, 18, 29 u. 400, 36; Schottel, 1123b; Blum, 115; Pistor., VII, 71; Siebenkees, 126; Marvillon, I, 17; Ramann, Unterr., IV, 2; Körte, 5076; Körte2, 6357; Simrock, 8465; Masson, 224.

Im 10. Jahrhundert: Fóne démo limble se begin nit tir húnt lèder ézzen.

Frz.: On ne commence jamais par de grands crimes.

Lat.: A teneris assuescere multum est. – Canis a corio nunquam absterrebitur uncto. (Horaz.) (Binder II, 413.) – Difficile est assueta relinquere. – Ligularum fur tandem et marsupia suppilat. – Periculosum est, canem intestina gustare. (Philippi, I, 226.)


2. An klein Rêms lehr'n de Hunn Lärrer kau'n. (Altmark.) – Danneil, 277; Schwerin, 48.


3. Es ist gut riemen auss ander leut heut zu schneiden.Franck, II, 84a; Gruter, I, 33; Dove, 275 u. 638.

In Bedburg: Et ess god Reme schniggn van anger Löcks Ledder. – Es ist ein gemein sprichwort: es ist gut breit riemen schneiden auss frömden heütten. (Geiler, Seelen-Paradiess, LXXXIXb, 2.)

Engl.: To cut large shives of another man's loaf. (Bohn II, 148.)

Frz.: Il coupe large courraye de cuir d' autrui.

Holl.: Het is goed breede riemen snijden van eens andermans leêr. (Harrebomée, II, 219b.)

It.: Del corio d'altri si fanno le coregge large.

Lat.: De alieno corio liberalis.

Span.: De piel ajena larga la correa.


4. Geweisste Riemen gelten das Geld. (Eifel.)

Was sich als gut erprobt, behält seinen Werth.


5. Man schneidet die Riemen, nachdem die Haut ist.Körte, 5074; Körte2, 6355.

Mhd.: Ein man den riemen snîden sol, nach der hiute; daz stât wol. (Freidank.) (Zingerle, 121.)

Lat.: Scindit corrigias ex pelle tua sibi latas.


6. Man schneidet nicht blos Einen Riemen aus der Haut.

Mhd.: Es ist nicht umb einn riemn allein, wisst, es gilt die haut gemain. (Ring.) (Zingerle, 121.)

7. Schneid nicht Riemen auss Gotts Wort, sie könnten dich leicht zu Tode geisseln.Henisch, 1702, 12; Sailer, 382.


8. Vam Reimen tanen1 (Reimken trecken) lêrt de Rüens Leader freaten. (Westf.)

1) Tanen, wörtlich zahnen, mit den Zähnen ziehen, nagen.


9. Viel schneiden Riemen, weil sie leben von armen vnd reichen; wenn sie gestorben, seynd sie heilige Leut vnd geben viel Almoss, wie feiste, gemästete säw gute Würst.Lehmann, 910, 41.


10. Wer die Riemen schneidet zu breit, dem thut nachher das Leder leid.

Mhd.: Machet ern riemen iht ze breit daz wirt im an der hiute leit. (Freidank.) (Zingerle, 121.)


[1683] *11. Dä läet alle Rême zo Bord. (Bedburg.)

Die Ruder der Schiffer werden auch Riemen genannt. Der obere Rand des Schiffes heisst Bord. Wenn nun alle Riemen thätig zu Bord gelegt werden, hat der Schiffer alles aufgeboten, um seinen Zweck zu erreichen.


*12. Den Riemen strecken.

Weiter um sich greifen, seine Rechte u.s.w. weiter ausdehnen.

Frz.: Il a alongé la courroie.


*13. Er musste den Riemen ziehen.Eiselein, 529; Klix, 74.

Er musste zahlen. »Es geht niemand, wenn man nicht den Riemen ziehe, einem übers Ecke.« (Keller, 147b.)


*14. Es geht ihm an die Riemen.


*15. Es geht um seine Riemen. (Nürtingen.)

Um Riemen aus seiner Haut geschnitten; auf seine Kosten und Gefahr.


*16. Es ist jm an die Riemen gangen.Eyering, I, 349.

Lat.: Nunc meae in angustum coguntur copiae. (Terenz.) (Binder I, 1243; II, 2314.)


*17. Riemen schneiden.

Vortheil ziehen, während das doppelte, zweifache Riemenschneiden wol sträfliche Uebervortheilung anzeigt. So heisst es bei Waldis (IV, 13, 55): »Die gselln, die so jrn datum setzen vnd all morgen jr messer wetzen, damit sie zwiefach riemen schneiden, ob sie denn auch an galgen leiden, des soll man kein mitleiden hon.«


*18. Vam Raimen trecken küemt de Rü'e ant Liär friäten. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 263.


*19. Vun't Rem'n tahnen lehrt de Hünn' dat Schohfrêten.Eichwald, 859.


*20. Zieht a Riemen und gatten (gebt einen) Bîmen.Robinson, 501; Gomolcke, 1123; Keller, 169b.

Aufforderung, die Börse zu öffnen und für irgendeinen Zweck, gewöhnlich zum Vertrinken, einen Beitrag zugeben. Bîme, Bihm oder Böhmen = Silbergroschen. »Unterdessen soa ich noch a mol: Ziht a Riemen, gat a Bîmen.« (Keller, 170a.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1683-1684.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Prinzessin Brambilla

Prinzessin Brambilla

Inspiriert von den Kupferstichen von Jacques Callot schreibt E. T. A. Hoffmann die Geschichte des wenig talentierten Schauspielers Giglio der die seltsame Prinzessin Brambilla zu lieben glaubt.

110 Seiten, 4.40 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon