* Er ist ein (alter) Riemenstecher. – Frischbier2, 3142.
Als die Bücher noch durch lederne Riemen und weniger durch Büchertaschen zusammengehalten wurden, war das Riemchenstechen ein beliebtes Spiel der Schuljugend. Es kam darauf an, den Griffel in einen der mannichfachen Schlingen des doppeltgerollten Riemens so geschickt zu stecken, dass dieser durch den Gegner angezogen, festgehalten wurde. Ein Riemenstecher ist mithin ein schlauer und gewitzter Mensch, der alle Vortheile für sich wohl wahrzunehmen versteht, ein Praktikus, ein Schlauberger. Nach Campe (Wb., III, 831) ist Riemenstecher der Name gewisser betrügerischer Landstreicher, welche besonders auf Jahrmärkten ihr Wesen treiben und einen Riemen mit darin befindlichen Krümmen zusammenrollen und andere darin stechen lassen, wobei sie machen können, dass der Stich allemal neben den Riemen gehe. Nach Adelung (Wb., III, 1112) kommen die Riemenstecher unter dieser Bezeichnung schon in dem alten augsburgischen Stadtbuche aus dem 13. Jahrhundert vor. Ein Edict Friedrich Wilhelm's I. von Preussen vom 28. Jan. 1716 bringt »Marktschreier, Comödianten, Gaukler, Seiltänzer, Riemenstecher, Glückstöpfer, Puppenspieler u. dgl. Gesindel«, das im Lande nicht geduldet werden soll, in Eine Klasse.