Gesindel

1. Gesindel und Gesind, das sind Geschwisterkind. (Ohrdruff.)


2. Skrofulöses Gesindel.Büchmann, 188.

Dieser sprichwörtlich gewordene Ausdruck rührt von dem Prof. Leo in Halle her und befindet sich im Geschichtlichen Monatsbericht vom Juni 1853 im Volksblatt für Stadt und Land, X, Nr. 61. Die Stelle, in der er vorkommt, lautet: »Gott erlöse uns von der europäischen Völkerfäulniss und schenke uns einen frischen, fröhlichen Krieg, der Europa durchtobt, die Bevölkerung sichtet und das skrofulöse Gesindel zertritt, was jetzt den Raum zu eng macht, um noch ein ordentliches Menschenleben in der Stickluft führen zu können.« Neben dem »skrofulösen Gesindel« redet Leo auch a.a.O. von der »Canaille des materiellen Besitzes« und der »prahlerischen Bestie«. Das Volksblatt meint, gegen das skrofulöse Gesindel sei nichts besser als Thadden's Recept: »Nimm ein paar Pfund ungebrannte Asche in cylindrischer Form und reibe sie so lange auf dem Rücken ein, bis er blau wird.« In der Neuen Oderzeitung (Breslau 1853, Nr. 569) hat sich ein Glossator zu der obigen Leo'schen Redensart gefunden. Uebrigens finden wir in der von K. Heinzen redigirten Neuyorker Deutschen Zeitung vom 3. Sept. 1851 (Jahrg. 1, Nr. 2) und zwar in einer Correspondenz von der Donau denselben Gedanken. Es heisst dort: »Die beste innerliche Cur für uns ist ein Krieg und sei es auch ein Bürgerkrieg, der das faule überflüssige Blut abzapft.«

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1628.
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