Rocken

1. Den Rocken, den man angelegt, muss man auch abspinnen.

Lat.: Colo quod aptasti, tibi ipsi nendum est. – Tute hoc intristi, tibi omne exedendum est. (Egeria, 33; Gaal, 345.)


2. Einer legt den Rocken an, der andere muss ihn abspinnen.

Die Russen: Einer hat den Rocken, einer das Gewebe. (Altmann VI, 412.)


3. Schöne Rocken machen faule Mägde nicht lustig zum Spinnen.Sailer, 351.

Ebenso wenig vergoldete Bücher faule Studenten fleissig zum Lernen.


4. Was du an Rocken gelegt, das spinn auch selber ab.Suringar, CCXXX, 25.


5. Was man am Rocken hat, muss man abspinnen. (S. Kunkel 3.) – Suringar, CCXXX, 2; Eiselein, 531; Simrock, 8485.

»Vnd was einr an sein rocken bindt, ist bilch, das ers auch selb abspinnt.« (Waldis, II, 23.)

Holl.: Ghy hebt dit gerockent, ghy sult het ook self afspinnen. (Sartorius; Latendorf, 220.)

Lat.: Tute hoc intristi, omne tibi est exedendum. (Terenz.) (Tappius, 96b.)


6. Wenn man meint, der Rocken sey bald abgesponnen, so führt der Teuffel new verworren wergk daran.Lehmann, 630, 47; Eiselein, 530; Körte, 4965.

Herzog Julius von Braunschweig vom Rechtswesen (Processen).


7. Wie man den Rocken anlegt, muss man ihn abspinnen.


8. Wo der Rocken commandirt, ist das Haus übel regiert.

Port.: Mal vai á casa, onde a roca manda á espada. (Bohn II, 282.)


*9. A îs m'r amôl zum Rocka kumma. (S. Messer 91 und Schoten.) (Oesterr.-Schles.) – Peter, 450.


*10. An Einem Rocken mit jemand spinnen.Eiselein, 530; Simrock, 8486; Körte, 5085.


*11. Den angefangenen Rocken vollends abspinnen.Coler, 500a.


*12. Er weiss wol, was er noch am Rocken hat. Eiselein, 830; Simrock, 8487.


*13. Spinne deinen Rocken ab.Oec. rur., 946.

Vollführe deine Arbeit.


[Zusätze und Ergänzungen]

*14 Zu Rucken giehn.Larisch, 29.

Heisst jemandem einen Besuch abstatten. In Lusdorf sagt man: »zun Racken giehn« = zum Rocken gehn. Diese Redensart ist dadurch entstanden, dass manche Frauen mit dem Spinnrocken in Gesellschaft zusammenkamen, um gemeinschaftlich zu spinnen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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