Schleier

1. Der Schleier allein macht die Nonne nicht.

Aehnlich die Russen in Beziehung auf den Mönch. (Altmann VI, 468.)


2. Der Schleier deckt nicht stets ein schönes Gesicht.

Die Russen: Der Schleier, welcher das Gesicht deckt, deckt selten die Schönheit.


3. Der Schleier einzig macht no kei Chlosterfrau. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 45.


4. Der Schleier verdeckt oft ein hässlich Gesicht.


5. Ein Schleier und ein Federhut, das steht der Lady gar zu gut.

Damit werden in Neuyork die Dienstmädchen verspottet, welche sich durch den Ankauf der beiden genannten Artikel schnell in Damen verwandelt zu haben glauben. (Neuyorker Journal, 1869.)


6. Es ist nicht alles Schleier, was man aus Linnen webt.

Aehnlich russisch Altmann V, 87.


7. Schleier vnd Schöppel versperren vielen den Himmel.Lehmann, 399, 26.


8. Vnter einem weissen Schleyer sind die Motten verborgen.Petri, II, 563.


9. Weisse Schleier verbergen braune Gesichter.


10. Wenn ein Schleier am Südpol und eine Kapuze am Nordpol wäre, so kämen sie doch in der Mitte zusammen.Klosterspiegel, 34, 4.


11. Wo kein Schleier (Weib), da ist keine Freude.Simrock, 9082; Körte, 5345.

Ohne Theilnahme der Frauen verlieren Gastmähler und Gesellschaften ihren erheiternden Charakter.

Lat.: Ubi non est peplum, ibi non est gaudium.


*12. Darüber muss man einen Schleier werfen.

Holl.: Laat ons daar maar een' sluijer overwerpen. (Harrebomée, II, 276a.)


*13. Den Schleier nehmen.Eiselein, 551.

Sie hat den Schleier genommen, d.i. sie ist Nonne geworden. (Braun, I, 3898.)


*14. Einen Schleier umhängen.

Sein Gesicht verstecken.


*15. Er muss sich lassen den Schleyer auffsetzen.Mathesy, 50b u. 260b.

Steht unter dem Pantoffel.


*16. Es liegt ein Schleier über der Sache.Braun, I, 3899.


*17. Etwas nur durch den Schleier sehen.

Lat.: Per nebulam aliquid videre. (Cicero.) (Binder II, 2535.)


*18. Sich unter (mit) einem andern Schleier schmücken.


*19. Unter dem Schleier sein.Eiselein, 551.


[Zusätze und Ergänzungen]

20. Der Schleier ist kostbarer als das Gesicht. Merx, 141.


21. Ein Schleier gehört zu jedem Spiel.Schaltjahr, IV, 104.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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