Pantoffel

1. Die Pantoffeln der barfüsser Mönche sind vom Holz des verfluchten Feigenbaums gemacht.


2. Wenn der Pantoffel knarrt vnd das Weib scharrt, so ists nicht gut.Petri, II, 637.


[1171] *3. Den Pantoffel küssen.

Holl.: Hij kust de pantoffel. (Harrebomée, II, 170b.)


*4. Der Pantoffel hurt mit dem Stiefelknecht. (Breslau.)


*5. Er hat seine Pantoffeln geradezu aufs Dach geworfen. (Türk.)

Sein Unglück absichtlich herbeigeführt. Findet seine Erklärung wol in der bekannten Erzählung von den unglücklichen Pantoffeln.


*6. In Pantoffeln gehen.

Nachlässig, vielleicht mit Anspielung auf das mit dieser Beschuhung verbundene Geräusch, besonders der Holzpantoffeln.


*7. Unter dem Pantoffel stehen.Körte, 4673; Lohrengel, I, 479; Masson, 90; Wurzbach II, 629; Braun, I, 3176.

In demselben Sinne sagt man: Seine Frau hat die Hosen an. Sie führt das Regiment im Hause. Er ist Meister, wenn sie nicht daheim ist. Er parirt ihr auf ein Haar. Er tanzt nach ihrer Pfeife. Bei Henisch findet sich als damit verwandt die Redensart: Er reitet das Geckenpferd. S. auch Esel 587. Die symbolische Bedeutsamkeit des Pantoffels als Zeichen der Herrschaft, welche noch in dieser Redensart sich erhalten hat, geht in das höchste Alterthum zurück und lässt sich in einer merkwürdigen Uebereinstimmung bei den verschiedensten Völkern der Alten Welt nachweisen. Bei den Indiern deutet das Uebersenden der Sandalen auf Unterwerfung, und im Epos überträgt Romas seinem jüngern Bruder Bharatas die Regierung, indem er ihm seine Pantoffeln einhändigen lässt; denn der Indier setzt dem überwundenen Feinde den Fuss auf den Nacken. Und so ist es zu verstehen, wenn die Rasbuten einen Verbrecher mit einem Kranz von Sandalen um den Hals auf einem Esel durch die Stadt reiten lassen, als habe jeder das Recht ihn zu treten; oder, wenn die indische Jungfrau das Sandalenmal des Geliebten auf ihre Brust sich prägt. Bei der jüdischen Leviratsehe zog die Witwe dem Bruder ihres Gatten, der sie wieder zu ehelichen sich weigerte, den Schuh aus, weil er die Herrschaft über sie verlor. Denselben Gebrauch hatten nach Schlözer's Nestor auch die russischen Slawen, indem die Neuvermählte vor dem Beilager ihren Mann entschuhen musste. Die griechische Frau handhabte den Pantoffel in allem Ernste, und bei Aristophanes droht ein Weib, sie wolle den Mann mit den Sandalen auf die Backen schlagen; ja selbst der arabische Beduine sagt, wenn er von seinem Weibe sich scheidet: Ich habe meinen Pantoffel weggeworfen. Baldäus erwähnt eines Amorbildes mit dem Pantoffel in der Linken und der Inschrift: »Jus meum alteri trado.« Sinnreich war auch das Mittel, welches Clemens von Alexandrien angibt, nämlich, mittels eingeprägter Charaktere in den Sandalen dem Liebhaber durch die Fussstapfen ein Stelldichein zu geben. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1837, Nr. 79, S. 553.) Die griechische Fabel von der schönen Jungfrau, die in Thrazien im Hebrus badete, ist bekannt. Ein Adler flog mit einem ihrer Pantoffeln im Schnabel davon und liess ihn in Memphis auf den Schos des Königs fallen, der nicht eher ruhte, bis der Fuss, dem der Pantoffel, und die Schöne, welcher der Fuss gehörte, gefunden war. Sie wurde seine Gemahlin, und von ihr leitete man wol die Redensart ab, denn auf ihren Befehl musste der König die grosse Pyramide bauen. – Nach altdeutscher Sitte wurde der Schuh als Symbol der durch das Verlöbniss bewirkten Mundschaftsübertragung gebraucht. Der Bräutigam bringt den Schuh der Braut; sobald sie ihn an den Fuss gelegt hat, wird sie seiner Gewalt unterworfen betrachtet. Später war es üblich, der Braut neue Schuhe darzubringen. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 155.) Man spricht daher noch heute von einer Pantoffelherrschaft (s. Pantoffelholz), wenn der Mann in den Schuh oder Pantoffel der Frau gestiegen zu sein scheint. (Vgl. Graf, 174.) Die Holländer nennen die Frau, die ihren Mann beherrscht, Kapitän Roodhemd. Ueber Pantoffel vgl. auch Bazar, 1861, Nr. 1.

Engl.: To stand upon one's pantoufles. (Bohn II, 173.)

Frz.: Être sous la pantoufle. (Starschedel, 434.) – Il dîne à table de son maître. – Il est sous la pantoufle. – Il est sous les lois de sa femme. – La femme a la culotte. – Le mari n'a point de voix en chapitre. – Madame porte le haut de chausses. (Masson, 91.)

Holl.: Hij dient onder kapitein Roodhemd. – Hij zit onder de pantoffel. (Harrebomée, I, 281b; II, 170b.)


*8. Wenn man ihm den Pantoffel gibt, greift er nach dem Stiefel.


[Zusätze und Ergänzungen]

9. Wer unter dem Pantoffel steht, der ist kein freier (ist nur ein halber) Mann.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika