[476] 1. Ein X und ein Z, die Färber sind nett, sind grundbrave Leut' und haben gern Freud'.
2. Ich lasse mir das X nicht nehmen, wer könnte sonst für U ein X wol machen? – Witzfunken, VIIb, 86.
3. Man darf ein X hinter sein O setzen. – Simrock, 11953; Eiselein, 654.
4. Schreib a X fer a U, su kimmste der Rechnung zu. (Schles.) – Frommann, II, 249, 268; hochdeutsch bei Simrock, 11951.
5. Wer ein X schreibt für ein V, kompt in der Welt am besten zu. – Petri, II, 706.
»Ein X für ein V schreiben, 20 Gulden für Petersilge vnd 40 Gulden für Papier und Dinte u.s.w.« (Mathesy, 346b.)
*6. Ein X für ein U machen. – Wurzbach, II, 362; Eiselein, 654; Körte, 7043.
Die Redensart findet bekanntlich in dem den Buchstaben beigelegten Zahlenwerthe ihre Deutung, und drückt eine, auch wol betrügerische, Täuschung aus. Weil das U, oder wie es bei den Alten geschrieben ward, V, grosse Aehnlichkeit mit dem X hat, ja die Hälfte desselben ist, auch bei den Deutschen ebenfalls U (oder V) mit dem X übereinstimmt, so liegt der Sinn, den man gewöhnlich damit verbindet, nahe, nämlich einem zehn für fünf berechnen, ihn übervortheilen, betrügen, oder überhaupt etwas anders machen als es ist, d.i. fälschen. Dieser gewöhnlichen Erklärung gegenüber versucht nun Alb. Höfer eine andere Deutung, die ihn beim Lesen altdeutscher Glossen entgegengetreten ist. »Unter den verschiedenen Geheimschriften, deren unsere Vorfahren sich bedienten, war die gewöhnlichste und mindestens bis ins 15. Jahrhundert fortdauernde Art bekanntlich die, welche statt des Vokals den zunächst folgenden Consonanten setzte, also b statt a, f statt e, k statt i, p statt o und endlich x für u, v, sowie xx für w. Hier ward also wirklich ein x für ein u gesetzt. Und da die Absicht dieser Schreibweise, mag sie oftmals auch als Zeitvertreib und Spielerei geübt sein, ursprünglich nicht sowol auf ein Betrügen und Fälschen, als auf ein Verbergen und Täuschen hinauslief, so scheint mir unsere in völlig gleichem Sinne gebrauchte Redensart auch hier ihren ersten Ursprung zu haben, wobei nicht geleugnet werden soll, dass später auch die Bedeutung des x und u als X und V eingewirkt habe.« (Germania, XIII, 270; XIV, 215; IV, 216.)
Engl.: He would make me believe the moon is made of green cheese.
Frz.: Faire accroire que les vessies sont des lanternes. – Faire avaler le goujon. – Faire la barbe sang rasoir. – Faire passer douze pour quinze. – Faire passer du blanc pour noir. – Faire voir des étoiles en plein midi. (Masson, 147.)
Holl.: Hij kan wel eene X voor eene V schrijven. (Harrebomée, II, 354a.)
It.: Vender lucciole per lanterne. (Masson, 174.)
*7. En X vör en U mâken (schriven). – Schütze, IV, 294; Eichwald, 2096.
Durch Reden irreleiten, etwas anderes vorspiegeln, als man denkt.
*8. Lass dir kein X für ein U machen. – Lohrengel, II, 205; Simrock, 11950.
Lat.: Palumbem pro columba. (Philippi, II, 60.) – Umbra pro corpore. (Philippi, II, 232.)