Zurückweichen

1. Wer zurück weicht, flieht nicht, sagte jener, und schmierte seine Schuhe mit Hasenfett.

Holl.: Hij vlugt niet, die wijkt, zei de boer, en hij smeerde zijne schoenen met hazevet. (Harrebomée, II, 254b.)


2. Zurückweichen ist der beste Kampf, wenn man nicht durchdringen kann.

Böhm.: Dobře ustoupiti kde zniku není. (Čelakovsky, 370.)


*3. Zurückweichen wie der Hund vor der Peitsche.

Der französische Preussenhass hat, um diesen Gedanken auszudrücken, die Redensart erfunden: La Prusse cane. Veranlassung dazu gab der Umstand, dass die spanische Regierung den Prinzen Leopold von Hohenzollern als Candidaten zur Wahl ihres Königs aufgestellt hatte, worin ein Theil der französischen Presse (der chauvinistische) eine Gefahr für Frankreich erblickte und darum zum Kriege gegen Preussen hetzte. Girardin machte unter andern den Vorschlag, die »Preussen mit Kolbenschlägen über den Rhein zurück zu jagen.« Da die preussische Tagespresse die Angelegenheit in einer sehr ernstvollen ruhigen Sprache behandelte, so legte man dies, nachdem namentlich der Prinz Leopold, um keinen Krieg zu veranlassen, von der Candidatur zurückgetreten war, als Schwäche aus und erblickte in der Versicherung, dass Preussen und Deutschland mit der spanischen Königswahl gar nichts zu thun habe, ein Zeichen der Furcht. Man bezeichnete in journalistischen wie höhern politischen Kreisen dies Verhalten durch die Redensart: La Prusse cane. Das Zeitwort caner vom [648] lateinischen canis abgeleitet, wodurch man das Zurückweichen des Hundes vor der Peitsche bezeichnet. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1870, Nr. 321 und in der National-Zeitung im Schreiben von Paris vom 10. Juli.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 648-649.
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