1. Eine alte Peitsche hängt der Kutscher nicht zur Schau auf.
Böhm.: Starý bičík pod lavicí leží, a nový na bidelci visí. (Čelakovský, 379.)
2. Eine Peitsche, die immer knallt, achten die Pferde nicht.
Die Russen: Wer immer knallt, hat Pferde, die der Peitsche nicht achten. (Altmann VI, 429.)
3. Es ist um die Peitsche schade, wenn der Kutscher ein stätiges Pferd schlägt.
4. Gib die Peitsche nicht aus der Hand.
D.h. behalte selbst die Leitung deiner Angelegenheiten, die Verwaltung deiner Güter, des Geschäfts, Vermögens u.s.w.
5. Ick heww' uk 'n neu Peitsch, seggt Johann, drum wull he sprichen1. (Pommern.)
1) Sprichen = hochdeutsch reden.
6. Lieber Peitsche sein als Ross.
Frz.: Il vaut mieux estre l'esguillon que le boeuf. (Leroux, I, 95.)
7. Man muss die Peitsche nicht eher kaufen als den Gaul.
8. Man muss die Peitsche nicht gebrauchen, wenn man das Pferd mit einem Laute lenken kann.
Böhm.: Ne vše praskem a bičem, mnoho zmůžeš i hvizdem. (Čelakovský, 85.)
9. Mit eigener Peitsche und fremden Pferden ist gut fahren. – Eiselein, 504; Körte, 4690; Simrock, 7732; Masson, 43; Braun, I, 3195; Frischbier2, 2884.
10. Peitsche ist keine Marter, aber eine Lehre für die Zukunft. – Kiesewetter, 1.
Es ist dies ein russisches Sprichwort, wie man aus dem Inhalte auch schon ersehen wird.
11. Wenn die Peitsche Hafer wäre und das Fluchen ziehen hülfe, so hätte mancher ein gut Gespann. (Wend. Lausitz.)
12. Wenn du die Peitsche hast, so schwinge sie tapfer (rüstig).
»Hast du die Peitsche, so schwing' sie nicht träge, kriegt sie ein anderer, kriegst du die Schläge.«
13. Wer der Peitsche nicht folgt, bekommt den Pfriemen.
14. Wer die Peitsche nicht kann ertragen, den wird der Schall der Kanonen verjagen.
Sprichwort der englischen Offiziere, welche meinen, dass die Prügelstrafe Nerven und Muskeln stärke.
15. Wer die Peitsche nimmt, muss auch fahren.
16. Wo es an Peitschen fehlt im Lande, zerreissen Esel und faule Pferde keine Bande.
*17. Das mag er an die Peitsche schmieren. – Eiselein, 504.
*18. Du nimmst die Peitsche und fährst. – Klix, 58.
*19. He haut met de Pitsch önt Water. (Stallupönen.)
Fällt mit der Thür ins Haus.
*20. Seine Peitsche schwingen.
Frz.: Faire claque son fouet. (Leroux, II, 120.)
21. Die Peitsche lehrt das Pferd ziehen.
Nicht immer kommt man mit Güte (Milde) aus; es muss oft mit Strenge nachgeholfen werden.
22. Egen Pîtsch un frömd Pêrd, det föhrt bannig. – Hausblätter, 1867, III, 454.
Eigene Peitsche und fremdes Pferd, das fährt unbändig.
23. Wo die Peitsche hintrifft, da hört man's schreien. – Deutsche Dichterhalle, 1875, S. 286.
Buchempfehlung
Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
106 Seiten, 6.80 Euro