1. Der Juli bringt die Sichel für Hans und Michel.
Er heisst daher auch bei uns der Heumond. Die Letten sagen: Wer Kühe hat, sagt Heumonat; wer Bienen hat, sagt Lindenmonat. Die Russen: Wer das Gerstenfeld hat, nennt den Juli Gerstenmonat; wer den Bohnengarten hat, nennt ihn Bohnenmonat. Die Sarden nennen ihn Plagemonat (Trialas triulado), weil die Landleute in diesem Monat mehr arbeiten müssen als sonst. Denn wie in Deutschland gibt der Juli in Oberitalien und Frankreich die Sichel in die Hand. Auch die Czechen sagen: Im Juli die Schnitter aufs Feld, die Bienen vom Feld. (Reinsberg VIII, 151.)
Frz.: Au mois de juillet faucille au poignet. (Leroux, I, 69; Kritzinger, 405b.)
2. Der Juli und ein Executor nehmen den Rock vom Leibe.
In Russland: Im Juli ziehe die Kleider aus, im December lege die wärmsten an. (Reinsberg VIII, 152.)
3. Heisser Juli verheisst guten Wein. – Orakel, 622.
4. Im Juli ist der Mehlthau am schädlichst. – Orakel, 628.
5. Im Juli und August hüte dich vor Frauenlust.
Frz.: Juillet et août ni femme ni choux. (Leroux, I, 69.)
6. Ist im Juli das Land reich, so ist das Wasser arm. – Boebel, 100.
7. Juli trocken, August hass (heiss), füllt den Bauern Scheuer und Fass.
[1051] 8. Was Juli und August am Wein nicht vermocht, das wird vom September nicht gar gekocht. – Boebel, 105.
9. Was Juli und August nicht gerathen, das lässt September ungebraten. (Wohlau.) – Boebel, 106; Orakel, 624.
10. Was Juli und August nicht kochen, das lässt (das kann) der September ungebraten (nicht braten). – Blum, 260; Nass. Schulbl., XIV, 5; Reinsberg VIII, 160.
Da Juli und August die wärmsten Monate des Jahres sind, so hängt es besonders von ihnen ab, ob das Obst, namentlich aber der Wein gerathen werde. Wegen der geringern Sonnenwärme und den kältern Nächten ist der September schon weniger zur Zeitigung der Früchte geeignet. Auch die Polen: Was Juli und August nicht gar kocht, das röstet der September nicht. (Reinsberg VIII, 160.)
11. Wenn es im Juli bei Sonnenschein regnet, man viel giftigem Mehlthau begegnet. – Orakel, 627.
12. Wenn im Juli die Ameisen ungewöhnlich tragen, wollen sie einen frühen und harten Winter ansagen. – Boebel, 99; Orakel, 626.
13. Wenn im Juli die Immen hoch baun, kannst du dich nach Holz und Torf umschaun.
14. Wenn im Juli stets wechselt Regen und Sonnenschein, so wird im nächsten Jahr die Ernte reichlich sein. – Reinsberg VIII, 153.
Die Engländer erwarten aber auch für die jetzige Ernte von einem mässigen Regen im Juli viel Gutes; sie sagen: A shower in July when the corn begins to fill, is worth a plough of oxen, and all belongs there till. Dagegen wollen sie keine Stürme: No tempest, good July, lest corn come off blue by. (Bohn II, 33 u. 34.)
15. Wenn Juli fängt mit Tröpfeln an, wird man lange Regen han.
Engl.: If the first of July it be rainy weather, 't will rain more or less for four weeksg together. (Bohn II, 33.)
16. Wenn Juli und August nicht kochen den Wein, so wird er gar auch im Herbste nicht sein.
17. Wenn's im Juli beim Neumond donnert, so verdirbt der Roggen in den Thälern und die Gerste im Gebirge. – Orakel, 625.
18. Wie der Juli war, so ist (wird) der Jänner. – Boebel, 100; Reinsberg VIII, 152; Orakel, 618.
19. Wie Juli und August sein, so gerathet der Wein. (Luzern.)
20. Wird der Juli trocken sein, kannst du hoffen auf guten Wein.
21. Im Juli den Regen entbehren müssen, das hilft zu kräftigen Kernen den Nüssen. – Wunderlich, 28.
22. Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll gerathen. – Payne, 27.
23. Ist der Juli für die Bienen gut, so brechen die frühern Monate nicht den Muth.
D.h. es schadet nicht, wenn auch die vorhergehenden Monate schlecht sind.
24. Juli Sonnenbrand, gut für Leut und Land. – Marienkalender, 1879, S. 21.
25. Tönt im Juli Kukuksgeschrei, ist die Hälfte des Jahres vorbei. – Egerbote, 1879.
26. Wenn der Juli die Aehren wäscht, bleibt ihm das Mehl an den Fingern kleben. – Wunderlich, 28.
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