1. Der Rhein ist ein grosser Fluss, aber er ist klein gegen das Meer.
Die Russen: Die Newa ist zwar breit, aber der Finnische Meerbusen ist noch breiter. (Altmann V, 79.)
2. Der Rhein ist kein Prasser, gibt er keinen Wein, so gibt er viel Wasser.
Die Russen: Mütterchen Wolga meint es immer gut, entweder sie gibt Störe oder Dünen. (Altmann V, 124.)
3. Der Rhein ist nicht des Mäusethurms1 wegen da.
1) Nach J. Weber aus Mauththurm entstanden. (Demokritos, IV, 65.)
4. Der Rhein trägt nicht leere Leute. – Lehmann, II, 66, 166; Eiselein, 528; Simrock, 8441; Körte, 5066.
Die Weinhändler wollen damit die Schiffreisenden auffordern, sich erst vollzutrinken, ehe sie die Rheinfahrt antreten.
5. Der Rhein wäscht einen nicht ab. – Simrock, 8447.
6. Der Rhein will alle Jahre sein Opfer haben. – Eiselein, 528; Simrock, 8446.
Es vergeht leider kein Jahr, in dem nicht viele Personen im Rhein ihr Leben einbüssen, ohne dass derselbe es gerade verlangt.
7. Der Rhein wird drumb nicht ärger, dass er bissweilen ausslaufft. – Lehmann, 893, 23.
8. Die über den Rhein fahren, brauchen kein Wasser zu sparen.
Einer, der uber Rein ist gefahren, den ubel durst und wasser wil sparen, ist der nicht ein rechter Gauch? (Fastnachtsspiegel, 322, 8.)
9. Dort niden an dem Rheine, da ist ein berg bekant, der tregt den guten Weine, Fürstenberger genannt.
Fischart (Gesch., in Kloster, VIII, 79) charakterisirt ihn so: »Graw ist sein Farb vom Garten darin er wachsen thut, er darff des Manns wol warten, er butzet jhm den Hut, darzu den Kopff erlausen, vmb kein gibt er nit vil, dass Hirn das macht er sausen dem, der jhm trutzen will.«
10. Ehe einer über den Rhein schwimmt, ertrinken zehne. – Simrock, 8444; Körte, 5067.
11. Es gibt nur Einen Rhein, aber viel Schwarzwasser.
Die Russen um Twer sagen: Es gibt viel Flüsse, aber nur eine Wolga. (Altmann V.)
12. Grosser Rhein, saurer Wein; kleiner Rhein, süsser Wein. – Simrock, 8443; Körte, 5069.
Das Anschwellen des Rheins setzt langes Regenwetter voraus, welches aber dem Gedeihen des Weins hinderlich ist.
13. Kleiner Rhein, guter Wein; grosser Rhein, schlechter Wein. – Kehrein, VIII, 196.
14. Lass dem rein sein fluss, du magst jn nicht machen fliessen nach deim wollen. – Geiler, Seelen Paradiss, LXIb, 2.
15. Man kann den Rhein wol schwellen, aber nicht stellen. – Eiselein, 528; Simrock, 8445; Körte, 5068; Körte2, 6348.
Was aufgehalten, aber nicht verhindert werden kann.
Mhd.: Swer der Rîn mit leime wil verswellen, der hat mîn, swie tumbe ich sî, ze helfe nicht. (Murner.) (Zingerle, 121.)
16. Man kann nicht durch den Rhein waten, ohne nass zu werden.
Die Russen: Raffst du deine Kleider auch auf bis über den Kopf, wenn du durch das Meer willst, du wirst doch nass werden. (Altmann VI, 427.)
17. Was kommt über den Rhein, muss vortrefflich sein.
Spott auf das Ueberrheinische und Strafe für die, welche das Einheimische als solches verachten.
18. Was zeucht über den Rhin, ist alles hin. – Eiselein, 528; Simrock, 8450.
Wird im Canton Schaffhausen angewandt, wenn eine weibliche Person über den Rhein in den Canton Zürich heirathet, weil ihr mitgenommenes Vermögen, auch, wenn ihre Kinder sterben sollten, nicht mehr zurückfällt, sondern Mannsgut wird.
19. Wenn einer in den Rhein springt, willst du auch hineinspringen? – Eiselein, 528.
Zu Kindern, welche alles Verderbliche, was sie andere thun sehen, nachahmen wollen.
20. Wenn es am Rhein brennt, ist's Narrheit, dass man aus der Donau (Elbe) Wasser zum Löschen holt.
[1665] 21. Wer am Rhein hinaufgeht, kommt wol nach Schaffhausen, aber nicht ans Meer.
Die Russen: Der Narr geht an der Luga aufwärts, wenn er zum Finnischen Meerbusen kommen will. (Altmann V, 76.)
22. Wer im Rhein ertrunken ist, stirbt nicht mehr.
In Russland heisst es: Wer in der Moskwa ertrunken ist, ist vor dem Tode in der Oka sicher. (Altmann V, 155.)
23. Wo der Rhein fällt, hört man eine Traufe nicht.
*24. Das cha de Rhi nüd abwäsche. (Schweiz.)
*25. Das wäschet jhm der Rhein nicht ab. – Schottel, 1113a; Tappius, 238a; Ayrer, II, 957, 37; Eiselein, 528; Körte, 5068a.
»Doch bleibt bei jn biss in das grab der glantz, des lobs vnd ehren schein, welch nicht abwescht, noch Elb noch Rhein.« (Waldis, III, 99, 64.) »Der Rein jms nit abwaschen mag.« (H. Sachs, III, XL, 2.) In der Schweiz heisst es: Das wäscht em de Rhii nid ab. Das schläckt e kei Geist ewäg. Er git weni ⇒ Milch (s.d. 57) meh. (Sutermeister, 86.) Wenn sich einer durch eine schlechte Handlung mit einem Makel befleckt hat oder wenn Strafe auf jemand wartet.
Lat.: Nec Phasis nec Ister eluet. (Eiselein, 528.)
*26. Dat kann uns de Rhin nitt afwasken. (Iserlohn.) – Woeste, 88, 161; für Osnabrück: Lyra, 63; für die Schweiz: Steiger, 189.
Blutsverwandtschaft, Rechte. »Das wird in nicht abwaschen der Rein.« (Schade, I, 51, 93.)
*27. Dem Rheine nach, nach Beringen gehen. (Schweiz.)
Eine unrechte Strasse gehen, auf der man das Ziel nicht erreichen kann.
*28. Den Rhein anzünden. – Lehmann, 836, 11.
Von dem, was unmöglich ist.
*29. Der Rein zu Cöln lescht mir mein fewr nicht. – Lehmann, 378, 68.
*30. Eher soll der Rhein (oder ein anderes Wasser) brennen.
Um etwas Unmögliches auszudrücken. (Vgl. Germania, VII, 190.)
*31. Eher soll der Rhein (das Meer) trocken werden.
Um etwas Unmögliches oder einen hohen Grad von Unwahrscheinlichkeit auszudrücken. (Vgl. Germania, VII, 191.)
*32. Eher wird der Rhein zu seiner Quelle fliessen.
Um das Unmögliche auszudrücken. Mittelhochdeutsche Dichter thun dies schon: Si möhten ê den Rîn gekeren in den Pfât ê ich mich iemer sîn getroste. (Hausen.) – Er kêrte den Rîn ê in den Pfât ê ich sie lieze, diu mich hât betwungen. (Guotenburc.) Noch mehr Belegstellen. (Germania, VII, 189.)
*33. Er hat den Rhein vnd das Meer angezündet. – Nigrinus, 711.
*34. Er hat den Rhein vnd Thonaw angezündet vnd brennt in allen Gassen. – Theatrum Diabolorum, 225a.
*35. Er sol den rhein ausssauffen. (S. ⇒ Galgen 89.) – Franck, II, 81a; Tappius, 96a; Eyering, II, 406.
*36. Er will den Rhein verschwellen.
Von thörichter oder vergeblicher Arbeit; in dem Sinne: Er trägt Wasser in den Rhein. ( Vgl. Germania, VII, 191.)
*37. Han ich in den Rein verbrant. – Schöpf, 546; Schmeller, III, 102.
*38. Ich hab den Rein hiemit angesteckt. – Schottel, 1116a.
»Er hat den Rein angebrent.« (Mathesy, 200a.)
*39. Man möchte in den Rhein springen. – Eiselein, 528.
*40. Ueber den Rhein fahren.
Der Liebe fröhnen. In den Sätzen von der Löffelei heisst es in Bezug auf verliebte Frauen und Mädchen: »Oft schicken sie ein Kartenblatt, etwa eine 8 oder 9, anzuzeigen, dass der Miles aufn Abend um die 8. oder 9. Stunde kommen soll. Und dies thun nicht allein die Mägdlein, sondern auch die jungen Weiber, wenn der Mann nicht daheim oder wenn der arme Joseph hinterm Ofen leit und schläft, dieweil er nicht mehr übern Rhein fahren, noch seine nächtliche kleine Hausarbeit bestellen kann.« (Schaltjahr, III, 645.)
*41. Wenn der Rhein über sich lauft. – Simrock, 8452.
Als Beigabe zu Versprechungen, die man nicht zu halten gedenkt.
42. Hat der Rhein sehr niedern Wasserstand, wächst Getreide viel im Land.
It.: Arno vuoto, granaio pieno. (Giani, 147.)
Brockhaus-1809: Rhein-Departement · Der Rhein
Brockhaus-1911: Rhein-Rhône-Kanal · Rhein-Ruhr-Kanal · Wacht am Rhein · Rhein · Rhein [2] · Rhein-Marne-Kanal
DamenConvLex-1834: Rhein, Rheingau
Meyers-1905: Rhein-Rhonekanal · Rhein-Marnekanal · Wacht am Rhein · Valser Rhein · Rhein [1] · Lugnezer Rhein · Rhein-Hannoverkanal · Rhein [2]
Pierer-1857: Rhône-Rhein-Kanal · Rhein-Baiern · Vriner Rhein · Unter-Rhein · Rhein [2] · Rheïn · Krummer Rhein · Rhein [1] · Rhein u. Mosel
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro