Dryden

Dryden

[602] Dryden (John), geb. 1631 in der engl. Grafschaft Nordhampton, ein fruchtbarer und berühmter engl. Dichter, dessen Verdienst aber nicht auf der Tiefe seines Gefühls und dem Reichthume seiner Phantasie, sondern hauptsächlich im geschmackvollen Ausdruck und in einer außerordentlichen Sprachgewandtheit, also in der Vollendung der Form besteht, [602] wodurch er auch einen wichtigen Einfluß auf den Versbau im Englischen ausübte.

Nach zurückgelegten Universitätsstudien suchte D. seit 1654 in London eine Anstellung durch Vermittelung Verwandter zu erhalten, welche Einfluß bei dem damaligen Protector O. Cromwell (s.d.) besaßen, den er auch in einem Lobgedicht feierte, was er aber ebenfalls bald darauf nach Wiederherstellung der kön. Gewalt mit Karl II. that. Indessen erreichte der unbemittelte D. dadurch nichts und wurde nun Schauspieldichter, wovon er sich den meisten Gewinn versprach. Trotz seines Mangels an Talent dazu brachte er es doch durch Fleiß und Studium dahin, daß seine dramatischen zahlreichen Arbeiten Beifall fanden, obgleich sie nicht seine gelungensten sind. Endlich wurde er 1668 mit einem geringen Gehalte zum Hofpoeten ernannt, verfaßte nun mehre Satiren wider die Gegner der Hofpartei, trat nach der Thronbesteigung Jakob II. (1685) selbst zur katholischen Kirche über und würdigte in einem Gedicht »Die Hindin und der Panther« den Protestantismus als Panther dem Katholicismus gegenüber herab. Nach der Entthronung Jakob II. (1688) verlor D. seine Stelle, und nun wieder ganz auf die eignen Mittel angewiesen, erwarb er sich besondere Verdienste durch seine metrischen Übersetzungen der röm. Classiker Virgil, Juvenal und Persius, sowie durch mehre Abhandlungen um die Kritik in den schönen Wissenschaften. Um diese Zeit dichtete er auch seine berühmte Ode auf den Cäcilientag, »Das Alexandersfest«, die 1725 von Händel in Musik gesetzt und von Ramler, später von Kosegarten verdeutscht worden ist. D. starb 1701 und wurde auf Kosten seiner Freunde in der Westminsterkirche zu London beigesetzt, wo man ihm auch ein Denkmal errichtete. W. Scott besorgte eine neue Ausgabe seiner sämmtlichen Werke (18 Bde., Lond. 1818).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 602-603.
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