[653] Elisabeth (die Heilige), Landgräfin von Thüringen, war eine Tochter König Andreas II. von Ungarn und 1207 in Presburg geboren, von wo sie schon 1211 als Verlobte des elfjährigen Ludwig, eines Sohnes des Landgrafen Hermann von Thüringen, nach der Wartburg gebracht und dort am landgräfl. Hofe erzogen wurde. Ludwig folgte seinem Vater 1215 in der Regierung und vermählte sich 1221 mit E., obgleich seine Mutter dies zu hintertreiben suchte. Beide Gatten waren ein Muster der Treue, Liebe und Frömmigkeit, und E. war insbesondere nicht nur die sorgsamste Mutter, die Wohlthäterin der Nothleidenden und die Pflegerin der Kranken, sondern strebte auch mit schwärmerischer Religiosität, sich durch alle nur mögliche gute Werke ihren Antheil an Christi Verdiensten zu erwerben. Sie stiftete Hospitäler, demüthigte sich in allen Dingen, brachte ganze Nächte bei Gebet, Fasten und Kasteiungen zu und ward in diesem Thun von ihrem Beichtvater, dem berühmten Ketzerverfolger Konrad von Marburg, immer mehr bestärkt, von dem sie sich sogar geißeln ließ. Nachdem aber ihr Gatte 1227 auf einem Kreuzzuge gestorben war, vertrieb dessen Bruder, Heinrich Raspe, welcher Regierung und Vormundschaft übernahm, E. mit ihren Kindern von der Wartburg und verbot zugleich, ihr in Thüringen eine Zuflucht zu gewähren, die sie erst beim Bischof von Bamberg und bei der Äbtissin von Kitzingen, ihren Verwandten, fand. Die aus Palästina zurückgekehrten Freunde ihres Gemahls machten aber deshalb dem Landgrafen so dringende Vorstellungen, daß er sich mit E. versöhnte und ihrem Hange zum Leben in der Abgeschiedenheit genügend, ihr die Stadt Marburg nebst ansehnlichen Einkünften zuwies, wohin sie sich 1229 begab, ein Hospital dort stiftete, in dem sie die niedrigsten Dienste verrichtete und ganz der Andacht lebte. Die vielen Entbehrungen, welche sie ihrem Körper auflegte, beschleunigten ihren am 19. Nov. 1231 erfolgenden Tod, und die bereits bei Lebzeiten als Wunderthäterin Verehrte wurde durch Papst Gregor IX. schon vier Jahre darauf unter die Zahl der Heiligen der katholischen Kirche aufgenommen, die auch ihren Sterbetag feiert. In Marburg wurde ihr zu Ehren die St.-Elisabethkirche erbaut und ihr darin ein Denkmal errichtet, das zu den ehrwürdigsten Überbleibseln der gothischen Kunst in Deutschland gehört und von dort zwar 1810 durch die Franzosen nach Kassel gebracht, allein 1814, obgleich vieler werthvoller Edelsteine beraubt, wieder nach Marburg versetzt worden ist. In Wien und Breslau werden Reliquien der heiligen E. verwahrt, deren Leben am gründlichsten von K. W. Justi (Zürich 1797), und neuerdings vom Grafen von Montalembert (ins Deutsche übersetzt, Lpz. 1837) beschrieben worden ist.