[143] Garrick (David), der berühmteste engl. Schauspieler, war der Sohn eines aus der Normandie stammenden engl. Capitains und wurde am 20. Febr. 1716 in einer Schenke zu Heresford in England geboren, wo sich sein Vater auf Werbung befand. Er zeigte frühzeitig Neigung und Anlage zum Schauspieler. Noch nicht 12 Jahre alt, trat er mit einigen seiner Mitschüler in einem Lustspiel auf. Sein Vater brachte ihn nachher zu einem reichen Oheim nach Lissabon, der ein Weinhändler war, aber die Geschäfte, denen er sich hier zu unterziehen hatte, gefielen G. so wenig, daß er schon nach einem Jahre zurückkehrte und nun den Wissenschaften unter Leitung des nachher hochberühmten Gelehrten Sam. Johnson sich widmete, welcher ihn 1737 nach London begleitete, wo er sich dem Studium der Rechtswissenschaften widmen wollte. Er verwechselte dieses Studium bald mit dem der Mathematik und Logik und legte später mit seinem Bruder zusammen einen Weinhandel an. Aber auch dieses Geschäft gab er auf, um sich endlich derjenigen Kunst zu widmen, zu welcher ihn angeborenes Talent allein bestimmte. Er trat zuerst 1741 bei einer wandernden Schauspielergesellschaft zu Ipswich unter dem angenommenen Namen Lyddal auf und gewann gleich bei seinen ersten Darstellungen ungetheilten Beifall. Noch in demselben Jahre trat er zunächst auf einem der kleinern Theater in London in Shakspeare's Richard III. auf und fand so ungemessenen Beifall, daß dieses Trauerspiel 17 Mal hintereinander gegeben wurde. Nun war sein Ruf begründet. Er spielte abwechselnd in London und Dublin, und unternahm an beiden Orten in der Folge eigene Theaterunternehmungen. Er brachte die Schauspielkunst zu einer Höhe, die sie bis dahin noch nie erreicht hatte, indem er die Schauspieler unterrichtete, Decorationen, Musik und Tanz vervollkommnete und namentlich das engl. Lustspiel von den Unsittlichkeiten reinigte, von denen es früher erfüllt war. Einem so ausgezeichneten Manne konnte es nicht an Neidern fehlen, denen es zuweilen gelang, auf kurze Zeit die große Masse gegen ihn aufzureizen. Es wurden ihm zweimal von der wüthenden Menge Decorationen und Möbels im Theater zerstört und die Fenster eingeworfen. Der letzte derartige Vorfall bewog ihn, 1763 mit seiner Frau (der berühmten Tänzerin Violetti) eine zweijährige Reise nach Italien, Frankreich und Deutschland zu machen, die einem Triumphzuge glich. Nach seiner Rückkehr trat er wieder in London auf und verließ erst 1776 die Bühne. Er lebte die letzte Zeit seines Lebens auf seinem Landsitze bei London und starb daselbst am 20. Jan. 1779. Man beerdigte ihn mit großen Feierlichkeiten in der Westminsterabtei, nahe bei dem dort errichteten Denkmale Shakspeare's. – G. war nicht nur Schauspieler, sondern auch Dichter, er schrieb mehre Bühnenstücke, änderte andere nach den Bedürfnissen des Theaters um, schrieb viele Prologe, poetische Episteln und andere Gedichte. Als Schauspieler hatte er die große Wirkung, die sein Spiel hervorbrachte, der außerordentlichen Naturwahrheit zu verdanken, die er auf das Vortheilhafteste von der verschrobenen Manier unterschied, in welcher sich die meisten Schauspieler bewegten. Die Leidenschaften, welche er darzustellen hatte, drückte er so vollständig aus, daß man sogen konnte, jedes Glied an ihm zeigte sich durchdrungen und beherrscht von denselben. Besonders seine Gesichtszüge hatte er wunderbar in der Gewalt. Ost spielte er mehre Rollen in demselben Stücke und war in jeder ein völlig Anderer. Man erzählt von ihm mehre Anekdoten, welche die Vollendung seiner Mimik beweisen. Als z.B. der berühmte Fielding (s.d.) gestorben war, wünschte man zu der Ausgabe seiner Werke sein Portrait, fand aber keine Abbildung desselben. G. begab sich zu seinem Freunde, dem berühmten Maler Hogarth (s.d.), hüllte sich in einen Mantel, nahm die Physiognomie Fielding's an und winkte ihm, der Fielding's Geist zu sehen glaubte, ihn zu malen. »Eile mich zu malen«[143] rief er ihm zu. Hogarth gehorchte und so wurde das gewünschte sehr ähnliche Portrait erhalten.