[227] Glasgow, die volkreichste Stadt Schottlands, mit über 200,000 Einw., ist eine der schönsten Städte Europas, liegt an der Mündung des Flusses Clyde, theils in der Ebene am rechten Ufer, theils auf den Anhöhen am linken, in einer schönen Gegend.
Obgleich die Stadt schon sehr alt ist, hat sie doch breite, regelmäßige Straßen und schöne Plätze. Auch wird sie durch eine Menge prachtvoller Gebäude geziert. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich namentlich der alte herrliche Dom aus, ferner das Universitätsgebäude mit einer 300 F. langen Vorderseite, das Stadthaus, das Börsengebäude, das Gefängniß und verschiedene andere. Über den Clyde gehen von der Stadt aus vier Brücken, deren eine, die alte, oder Stockwellbrücke, auf der nachstehenden Abbildung zu sehen ist. Sie ist 415 F. lang und hat eine Fahrbahn von 34 F. Breite. Noch schöner ist die 1833 umgebaute neue Brücke, welche 560 F. lang und 60 F. breit ist. Öffentliche Denkmale sind eine schöne eherne Reiterstatue Wilhelm III., ein 142 F. hoher Obelisk, dem Andenken Nelson's gewidmet, die Statue des 1808 in Spanien gefallenen Generals Moore, vor der Domkirche auf einer hohen Säule das kolossale Bildniß des schot. Reformators Knox und drei Statuen des in der Nähe von G. geborenen I. Watt, der sich durch Vervollkommnung der Dampfmaschinen unsterbliche Verdienste erworben hat. Die bedeutendsten öffentlichen Anstalten sind: die von König Jakob II. 1450 gestiftete Universität, welche 1700 Studirende zählt; das Hunter'sche Museum mit einer ausgezeichneten Sammlung von anatomischen Präparaten, Münzen und Gemälden und mit einer ansehnlichen Bibliothek; die trefflich ausgerüstete Sternwarte; der reiche botanische Garten; ein Gymnasium; eine Taubstummenanstalt; eine Akademie für Maler und Kupferstecher; mehre gelehrte Gesellschaften, namentlich die älteste Gesellschaft für Industrie und Handel in Großbritannien. G. ist eine der größten Handelsstädte, steht besonders mit Amerika und Ostindien im Verkehr und wird zum Handel durch seine Lage außerordentlich begünstigt. Es kommen bei G. drei Kanäle zusammen. Durch den Kanal von Monkland bezieht die Stadt den nöthigen Kohlenbedarf für mehr als 300 Dampfmaschinen, und durch den Kanal von Androssan steht sie mit dem Hafen dieses Orts in Verbindung. Am wichtigsten ist aber der prächtige Forth- und Clydekanal, welcher die Nordsee mit der irischen See verbindet und G. mit zwei Meeren, sowie mit dem am Forthbusen liegenden Edinburg vereinigt. G. liegt nicht unmittelbar an diesem Kanale, sondern steht mit ihm durch einen 3/4, M. langen Nebenkanal in Verbindung. Für größere Seeschiffe, welche nicht bis G. kommen können, ist der Hafen Port G. eingerichtet. In G. wurde 1810 das erste Dampfschiff gebaut und seit 1828 ist in der Stadt Gasbeleuchtung eingeführt. Während die Stadt in der Mitte des 18. Jahrh. der vorzüglichste europ. [227] Marktplatz für den amerik. Taback war, hat sie jetzt die ergiebigste Quelle des Wohlstandes in zahlreichen Fabriken von Leinwand, Barchent, Gaze, Teppichen, Shawls, Seife, Eisenwaaren, Steingut, Glas, chemischen Producten, vorzüglich aber von Baumwollenwaaren. Es sollen in diesen Fabriken an 130,000 Menschen Beschäftigung finden, obschon fast alle mit Hülfe von Dampfmaschinen betrieben werden.