Kasuar

Kasuar
Kasuar

[577] Kasŭar (der) ist nach dem Strauß der größte bekannte Vogel, welcher nur ganz kurze Flügel hat, sodaß er nicht zum Fliegen geschickt ist, und dessen Federn einen so unbedeutenden [577] Bart haben, daß sie fast das Ansehen von Haaren haben.

An den verhältnißmäßig nicht langen Beinen hat er drei Zehen mit ziemlich großen Klauen. Man kennt zwei Arten. Der umstehend abgebildete gemeine oder ostind. Kasuar kommt in Ostindien, besonders auf Java und den Molukken, vor, und wird auf der Insel Banda Emeu genannt, welcher Name wol auch dem neuholländ. Kasuar gegeben worden ist. Jener erlangt eine Höhe von sechs F., sein Schnabel ist von der Seite zusammengedrückt und am Kopfe hat er eine Knochenhervorragung, die mit einer Hornsubstanz überzogen ist und ungefähr drei Zoll hoch wird; Kopf und Oberhals sind nackt, schön himmelblau und feuerroth und mit herabhängenden Fleischlappen, ähnlich wie beim Truthahn. Die Flügel bestehen aus bloßen steifen Kielen ohne Bart, von denen fünf an jedem Flügel stehen und der mittelste der längste ist. Einen Schwanz hat dieser Vogel nicht, sondern es hängen nur über den Bürzel die längsten Federn herab. Die Beine sind bis zum Knie befiedert. Das Gefieder ist schwarz. Die gewöhnliche Nahrung des gemeinen Kasuar sind Baumfrüchte und Wurzeln, doch verschlingt er auch Steine und dergl. Seine Stimme ist schwach und gleicht, wenn das Thier zornig wird, welches sehr leicht der Fall ist, dem Grunzen eines Schweines. Diese Vögel leben einzeln und das Weibchen legt einzelne grüne Eier, deren Ausbrütung es gewöhnlich der Sonne überläßt.

Der neuholländ. Kasuar wird noch größer als der ostind., gegen sieben F. hoch und unterscheidet sich von demselben besonders durch Kopf und Hals. Denn diese Theile sind bei ihm nicht nackt, sondern mit Federn besetzt. Nur an der Ohrgegend und beim Männchen noch an den Seiten des Halses befindet sich eine kahle blaue Stelle. Die Federn sind weicher als beim ostind. Kasuar, haben etwas mehr Bart und hängen an der Brust, an den Seiten und an dem Bürzel lang herab. Schwanz und Flügel fehlen; statt der letztern haben diese Vögel nur kleine herabhängende Lappen mit einem schwachgekrümmten Stachel. Am Halse und an der Brust sind die Federn graubraun, übrigens dunkelbraun. Die Jungen sind weiß und gelbbraun gestreift. Zu Zeiten sind diese Kasuare um den Rumpf mit großen Fettklumpen umgeben, welche man ausschmilzt und sehr hoch schätzt. Das Weibchen legt etwa sechs schöne dunkelgrüne Eier, welche das Männchen ausbrütet. Diese Eier haben fast die Größe der Straußeneier und eine sehr feste Schale, aus welcher man Trinkgeschirre verfertigt, während das Innere des Eies eine sehr schmackhafte Speise gibt. Da das Fleisch der neuholländ. Kasuare wohlschmeckend ist, indem es viele Ähnlichkeit mit dem Rindfleische hat, so wird sehr häufig Jagd auf dieselben gemacht. Man jagt sie mit flüchtigen Hunden, denen sie jedoch häufig noch enteilen. Wenn ihnen die Hunde nahe kommen, so schlagen sie mit den Klauen so stark aus, daß sie ihre Gegner oft weit wegschleudern und gefährlich verwunden. Die Hunde suchen sie daher am Halse zu packen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 577-578.
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