[336] Ölbaum (der gemeine) ist in Asien, Afrika und im südl. Europa heimisch, schon im Alterthum mit Sorgfalt angebaut worden und beschäftigt und ernährt noch immer Millionen von Menschen.
Er liebt einen trockenen, steinigen Boden, treibt gern mehre Stämme aus einer Wurzel, wird gegen 30 F. hoch, hat immergrüne, den Blättern unserer Weidenbäume ähnliche, harte und starke, unten weißlich[336] grüne Blätter mit kurzen Stielen und kleine, weiße, büschelförmige Blüten. Aus diesen entstehen den kleinen Pflaumen ähnliche, grüne, aber auch weißlich und schwarzroth gefärbte Früchte, die Oliven, welche in wenigem schwammigen Fleische einen harten Stein mit dem Samenkern enthalten. Roh ist ihr Geschmack bitter und widerlich, allein sie werden mit starken Gewürzen auch so genossen, zu diesem Behufe aber in noch größerer Menge eingemacht und weit und breit versendet, und gleich den Kapern zu Brühen, Salat u. dergl. verwendet. Man pflegt dazu jedoch meist unreife, abgefallene und jene großen fleischigen Arten zu nehmen, welche nicht viel Öl enthalten. Die kleinen sind daran am reichsten und die Gewinnung des Baum- oder Olivenöls ist auch der vorzüglichste Ertrag des Ölbaumes. Man preßt es aus den vorher etwas zerriebenen Oliven und das nach dem ersten gelinden Drucke ablaufende Öl von weißlichem Ansehen und sehr süßem Geschmack, das sogenannte Jungfernöl, ist das vorzüglichste. Unter stärkern Drucke gibt auch der Kern Öl mit her, das aber eine immer höhere Färbung annimmt, wie denn das letzte und schlechte oder aus unreifen Früchten gepreßte, ein grünes Ansehen hat. Das bessere wird im S., wo es frisch und unverfälscht zu haben ist, überall anstatt der Butter und thierischer Fettigkeiten an die Speisen verbraucht, allein auch in großer Menge jährlich nach dem nördl. Europa versendet. Das beste kommt aus der Lombardei und besonders aus der Gegend um den Gardasee, woher der verdorbene Name Garzenöl (eigentlich Gardseeröl) rührt; die zweite Sorte kommt aus dem südl. Frankreich und heißt Provenceröl. Schon am Orte der Erzeugung wird es häufig mit Öl von Mohnsamen, Sonnenblumen oder Bucheckern verfälscht, was sich aber leicht erkennen läßt, wenn man es in einer Glasflasche schüttelt, wo das verunreinigte Blasen gibt. Aufbewahren läßt es sich am besten in gut verschlossenen gläsernen Flaschen und an einem kühlen Orte, findet auch in der Heilkunst wichtige Anwendung, indem es innere angegriffene Theile mit einer wohlthätigen Hülle überzieht, die Gefäße geschmeidig macht und die Eigenschaft anderer Pflanzenöle theilt, die Einwirkung scharfer Gifte auf den Körper zu hemmen. Es lindert ferner die Steinschmerzen und viele andere Leiden und wird auch äußerlich in vielen Fällen mit Nutzen gebraucht Der Rückstand von der Bereitung des Baumöls, die Öldrusen, braucht man zur Seifenbereitung oder bei der Zubereitung des Leders. Das Olivenholz wird zu seinen Drechsler- und Tischlerwaaren benutzt, da es eine gute Politur annimmt; es hat auf grünlichgelbem Grunde dunkle Adern und Flecke und namentlich sind die Wurzelstöcke oft sehr schön gemasert. Gleich dem Weinstocke und Feigenbaume war der Ölbaum in Palästina ein Bild des Wohlstandes; bei den Griechen war er der Minerva (s.d.) geweiht und das Sinnbild der Keuschheit, und Beschädigungen der Ölbäume wurden als Entweihungen des Heiligthums bestraft. Vielen andern Nationen waren Ölzweige Zeichen des Friedens und die Malerei und andere Künste brauchen sie noch in dieser Bedeutung.