Rügen

[765] Rügen (die Insel) im baltischen Meere, 17 ! M. mit 35,000 Einw., bildet mit mehren dazu gehörenden kleinern Inseln den bergenschen Kreis des Regierungsbezirks Stralsund der preuß. Provinz Pommern (s.d.), von deren Küste sie durch die 1/4 M. breite Meerenge Göllen getrennt ist. R. ist die größte von den zu Deutschland gehörenden Inseln und hat eine sehr sonderbare Gestalt, indem ein langer Busen, das Binnenwasser, sich in das Land hineindrängt, welches mehre Halbinseln und Landzungen bildet und an romantischen Gegenden und auffallenden Gestaltungen reich ist. Auf der nordöstl. Halbinsel Jasmund liegt das steil ins Meer abfallende Kreide-Vorgebirge Stubbenkammer, dessen 543 F. hoher Gipfel jetzt der König Friedrich Wilhelmsstuhl heißt. Auch der die Stubbenitz genannte Buchenwald liegt hier, in welchem sich der sogenannte schwarze See mit dem Burgwalle befindet und wo Manche den Ort suchen, der nach des Tacitus Erzählung der Hauptverehrung der Hertha bei den alten Rugiern gewidmet war. Die nördl Halbinsel Wittow hat das nördlichste deutsche Vorgebirge Arkona (s.d.) aufzuweisen und südl. liegt die Halbinsel Mönchgut. In der Mitte R.'s liegt der Rügard, eine beträchtliche Höhe, wo die alte Residenz der Fürsten von R. stand. Die schmale Insel Hiddensöe wird blos von Fischern bewohnt und hat 700, das nahe dabei liegende Ummanz 400 Einw. Im Ganzen ist R. beiweitem fruchtbarer als Pommern und ganz besonders [765] gilt das von den Halbinseln Jasmund und Wittow. Getreide wird sogar ausgeführt und Viehzucht und Fischerei sowie das Schiffergewerbe, sind ebenfalls Haupterwerbszweige der Bewohner. Hauptort der Insel ist die Kreisstadt Bergen mit 26,000 Einw.; Gingst hat 2500 Einw.; der Marktflecken Sagard hat einen Gesundbrunnen und an der Südostküste befindet sich bei dem Dorfe und Schlosse Putbus ein besuchtes Seebad. Dieses und die Naturschönheiten der Insel führen des Jahrs zahlreiche Fremde nach R., welches nach dem Erlöschen seiner einheimischen Fürsten an Pommern und mit diesem 1648 an Schweden kam. Von 1807–13 hielten es die Franzosen besetzt, worauf es wieder an Schweden, 1814 aber an Dänemark kam und 1815 gegen Lauenburg mit an Preußen vertauscht wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 765-766.
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