[111] Schubart (Christian Friedr. Daniel), ein durch seine seltenen Schicksale merkwürdiger talentvoller deutscher Schriftsteller, wurde 1739 zu Obersontheim im Würtembergischen geboren, zeigte schon auf der Schule zu Nördlingen und auf der zu Nürnberg Talent zur Musik und Poesie und studirte seit 1758 zu Jena. Schon hier ergab er sich einem ausschweifenden Leben, welches er, durch keine Unglücksfälle belehrt, in der Folge fortsetzte. Er wurde nachher Schullehrer und Organist in Geislingen, dann Musikdirector in Ludwigsburg, verlor aber dieses Amt in Folge seines Übermuthes und seines unsittlichen Lebenswandels, durch welchen er schon früher seine Frau, seit 1764 mit ihm verheirathet, unglücklich gemacht hatte, sodaß sie sich von ihm hatte trennen müssen. Er hielt sich nun nacheinander an verschiedenen Orten auf, ohne irgendwo Ruhe zu finden, weil ihn die traurigen Folgen seines Leichtsinns überall vertrieben. Seit 1774 gab er in Augsburg eine Zeitschrift unter dem Titel »Deutsche Chronik« heraus, ein ausgezeichnetes Volksblatt, welches sich durch seine Freimüthigkeit, seine heitere Laune, Gemüthlichkeit und Mannichfaltigkeit großen Beifall verschaffte. Auch Augsburg mußte er aber verlassen, ebenso Ulm, und endlich wurde er ins Würtembergische gelockt und hier zu Blaubeuren 1777 auf landesherrlichen Befehl gefangen genommen. Zehn Jahre mußte er auf der Festung Hohenasperg die Gefangenschaft ertragen, ohne durch ein Urtheil zu solcher Strafe verdammt zu sein, ja ohne auch nur einmal ins Verhör genommen worden zu sein. Sein Geist, niedergedrückt durch ein so trauriges Schicksal und aufgeregt durch das Lesen mystischer Bücher, nahm nun eine mystisch-religiöse Richtung. Im J. 1785 gab S. »Gedichte aus dem Kerker« und im folgenden Jahre den schönen »Hymnus auf Friedrich den Großen« heraus. Endlich verwendete sich dieser König für den Unglücklichen und das I. 1787 gab demselben endlich die Freiheit wieder. Zugleich wurde S. Director der herzogl. würtemberg. Hofmusik und des Theaters zu Stuttgart. Er gab nun seine sämmtlichen »Gedichte« (2 Bde., Frankf. 1787; neueste Aufl., 3 Bde., 1825) heraus, setzte seine Zeitschrift unter dem Titel »Vaterlandschronik« fort und war mit der Abfassung seiner Lebensbeschreibung beschäftigt, als ihn der Tod 1791 [111] überraschte. Seine Poesien zeichnen sich durch Kraft und Erhabenheit aus, sind aber nicht frei von Schwulst und ungebändigter Phantasie. Zu dem Schönsten, was er geschrieben, gehören sein »Hymnus auf Friedrich den Großen«, seine »Fürstengruft« und sein »Ewiger Jude«. Sein Sohn Ludwig S. (geb. 1766, gest. 1812) beendigte seines Vaters Lebensbeschreibung und gab dessen »Vermischte Schriften« (2 Bde., Zürich 1812) heraus.