[207] Skorbut, Scharbock heißt eine dem Faulfieber (s.d.) nahe verwandte, fieberlose, vorzüglich Seereisende, seltener schon die Bewohner der Meeresküsten, am seltensten jedoch die des Binnenlandes befallende Krankheit, welche eben deshalb auch in See- und Landskorbut unterschieden wird, obschon mit diesen Benennungen kein wesentlicher, sondern nur den Grad der Ausbildung bezeichnender Unterschied angedeutet wird. Das im Entstehen begriffene Leiden verräth sich zunächst durch niedergeschlagene Gemüthsstimmung, Verdrossenheit und Trägheit, großes Mattigkeitsgefühl, Schwere in den Füßen, Steifigkeit in den Kniegelenken und beständige Neigung zum Schlafe. Bald darauf schwillt das Zahnfleisch an, lockert sich auf, nimmt eine blaurothe Färbung an und blutet bei der leisesten Berührung oder auch von selbst; das aus demselben sich entleerende, aus der Nase abfließende oder etwa aus einer Ader gelassene Blut zeigt eine schwärzliche, grünliche Färbung und sehr wässerige Beschaffenheit. Zugleich werden die Zähne locker und der Athem bekommt einen üblen Geruch, das Gesicht erscheint gedunsen, gelblich, bleifarbig, der Blick matt, erloschen, das Auge von blaugrünlichen Ringen umgeben, die Lippen bläulich gefärbt, an den Waden, Schenkeln, Armen und am Unterleibe kommen dunkelrothe oder bleifarbige Flecken von der Größe einer Linse bis zu der einer Hand zum Vorschein, die Füße schwellen an. Dabei verliert sich alle Eßlust, dagegen macht sich fauliger Geschmack im Munde bemerkbar, mit vorwaltendem Verlangen nach säuerlichen Getränken, auf Schiffen wol auch nach frischen grünen Gemüsen. Nach und nach wird die Schwäche immer bedeutender, es stellen sich heftige, ziehende und reißende Schmerzen. im Kniegelenke, das wie beim Gliedschwamme anschwillt, und in den Röhrenknochen, Kurzathmigkeit und schwer zu stillende Blutungen aus verschiedenen Theilen des Körpers ein, die Muskeln fühlen sich hart an, die schon vorher lockern Zähne fallen aus, das Zahnfleisch wird schwarz und brandig, die vorerwähnten Hautflecken verwandeln sich in schwammige, leicht und oft blutende, wuchernde, übelriechende Geschwüre. Immer größere Schwäche, Lähmung einzelner Glieder und der Tod sind der endliche Ausgang der Krankheit. Zuweilen tritt die Krankheit mehr als blos örtliches Übel, wie besonders in Binnenländern als sogenannte Mundfäule (s.d.) auf. Als Ursachen des Skorbuts, dem eine mit mangelhafter Gerinnbarkeit und vorwaltender Auflöslichkeit verbundene Entmischung und Zersetzung der ganzen Blutmasse zu Grunde liegt, müssen Mangel an frischer Pflanzenkost und an frischem, süßem Wasser, lange anhaltender Genuß gesalzenen oder gepökelten Fleisches, aus verdorbenem, dumpfig gewordenem Mehle gebackenen Brotes, unreinen, schlechten Wassers, das Einathmen der in eingeschlossenen Behältnissen, so namentlich auch in den untern Schiffsräumen stockenden verdorbenen Luft, naßkalte Witterung, niederdrückende Gemüthsbewegungen, Kummer, Heimweh u.s.w. angesehen werden. In milderer Gestalt als Landskorbut ist die Krankheit an den nördl. Küsten Europas, in Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Rußland, England u.s.w., überhaupt aber in ebenen Sumpfländern, ferner in lange belagerten Städten, schlecht verwalteten Zucht-und Arbeitshäusern, in den dumpfen, niedrigen Wohnungen der Armen einheimisch. In hohem Grade ist die Krankheit und insbesondere wieder der Seeskorbut immer bedenklich, läßt jedoch selbst dann noch Hülfe zu.