[282] Steiermark (das Herzogthum), jetzt ein Bestandtheil der östr. Monarchie, kam um Chr. Geb. in den Besitz der Römer. Zur Zeit der Völkerwanderung besetzten Avaren und Vineten das Land, welches dann zum Reiche Karl's des Großen gehörte. Kaiser Otto I. ernannte, 955, den ersten Grafen der Mark Steier. Im J. 1180 wurde dessen Geschlecht mit Ottokar VI. zur herzogl. Würde erhoben, starb aber schon 1186 mit demselben aus, worauf S. an Herzog Leopold von Östreich kam und mit Östreich vereinigt wurde, in dessen Besitz es bis jetzt verblieben ist. S. grenzt gegen N. an das Erzherzogthum Östreich, gegen O. an Ungarn, gegen S. an Kroatien und Illyrien, und gegen W. ebenfalls an Illyrien und den Salzachkreis des Erzherzogthums Östreich. Seine Größe beträgt 400 ! M., seine Einwohnerzahl 880,000, von denen zwei Drittheile Deutsche und ein Drittheil Slawen sind. In den Gebirgen finden sich Kretinen, hier Fexen genannt. Das Land theilt sich vermöge seiner Bodenbeschaffenheit in Obersteiermark und Untersteiermark. Jenes, der nördl. Theil, ist sehr gebirgig und von den steirischen Alpen durchzogen, deren höchste Spitzen besonders an den Ufern der Ens (der Thor- oder Dachstein, 9200 F. hoch, in der wildesten Gegend des Landes, und der Hochschwab, 8300 F. hoch), und auf dem rechten Ufer der Mur (der Eisenhut, 7400 F., und die Stangalpe, 7100 F. hoch) gelegen sind; dieses hat nur niedrigere Gebirgszüge, die sich besonders nach Ungarn zu immer mehr verflachen. Das Land ist wohlbewässert, die Ens und die Raab verlassen es zwar bald, aber die Drau und die Mur, die sich in Ungarn vereinigen, durchfließen es ganz, und die Sau bildet einen Theil der südl. Grenze gegen Illyrien. Sehr groß ist der Reichthum an Naturproducten aller Art. Darunter stehen die Mineralien obenan. Eisen wird in ungeheurer Menge gewonnen und auch zu ausgezeichneten, weit und breit verführten Waaren, besonders Sensen, verarbeitet, nächstdem Kupfer, Blei, auch Silber und etwas Gold und viel Salz. Auch die Viehzucht, welche in Obersteiermark noch ganz nach Art der Alpenwirthschaft (s.d.) betrieben wird, ist bedeutend. Berühmt ist auch das Federvieh, besonders die Kapaunen, und sehr beträchtlich die Bienenzucht Getreide könnte bei größerer Betriebsamkeit mehr erzeugt werden, aber vorzüglich ist, wo es die Gegend zuläßt, Obst, Wein, besonders der leutenburger, Klee und Flachs. Namentlich führt der grätzer Kreis eine bedeutende Menge von Kleesamen aus. Auch gibt es viele Heilquellen, unter denen der Sauerbrunnen in Rohitsch im cillier Kreise der [282] bekannteste ist. Das Land wird in fünf Kreise eingetheilt, von denen zwei auf Obersteiermark und drei auf Untersteiermark kommen. – Zu Untersteier mark gehört: 1) der grätzer Kreis. In ihm liegt die Hauptstadt des ganzen Landes: Grätz, in einer schönen Gegend an der Mur, mit 40,000 Einw. Von den drei großen Vorstädten sind zwei durch das mit Alleen besetzte Glacis, die dritte durch die Mur von der Stadt getrennt. Unter den Gebäuden ist das auf einem steilen Berge liegende Schloß, dessen Befestigungen 1809 von den Franzosen gesprengt wurden, ferner der Dom oder die Katharinenkirche mit einem Denkmale Ferdinand II., das Schauspielhaus und das schöne von Joseph II. erbaute Spital zu bemerken. Die Stadt ist auch durch ihre Unterrichtsanstalten ausgezeichnet und hat eine 1586 gestiftete, 1782 aufgehobene und 1827 wiederhergestellte Universität, eine sehr bedeutende Bibliothek, ein Gymnasium, eine Taubstummenanstalt und das Johanneum, eine Stiftung des Erzherzogs Johann, die eine Bibliothek, Naturalien-, Kunst- und Urkundensammlungen und einen botanischen Garten umfaßt. Die zwei jährlichen Messen werden auch von Griechen und Armeniern besucht. In der Nähe von Grätz liegt der Calvarienberg. 2) Der marburger Kreis, worin Marburg, an der Drau, mit großen Militairmagazinen und 4500 Einw., liefert den besten Wein. 3) Der cillier Kreis (eine alte Grafschaft und erst 1457 an Östreich gefallen), worin Cilli, an einem Nebenflusse der Sau, mit 1700 Einw., die sich besonders mit Spedition beschäftigen. Bei Rohitsch, im Dorfe Heiligenkreuz, ist ein berühmter Sauerbrunnen. Obersteiermark umfaßt 4) den brucker Kreis, worin Bruck an der Mur, mit 1500 Einw., Märzzuschlag, am Fuße des 4400 F. hohen Sömmering, über welchen die Hauptstraße nach Östreich führt, Innerberg oder Eisenerz und Vordernberg, am Erzberge, dessen unerschöpfliche Eisenlager schon seit mehr als 1000 Jahren ausgebeutet werden; Leoben, bekannt durch die Friedenspräliminarien im J. 1797, und der berühmte Wallfahrtsort Mariazell (s.d.). 5) Der judenburger Kreis, worin Judenburg an der Mur, mit 1500 Einw.; Admont, eine reiche Abtei im Ensthale, und Aufsee, ein Marktflecken, hoch im Gebirge, Hauptort des steiermärkischen Salzkammerguts, mit einem Salinenoberamte und wichtigen Salzsiedereien.