Steffens

[282] Steffens (Henrich), ein als Dichter, Naturforscher und Philosoph bekannter Mann, ist gegenwärtig Professor an der Universität Berlin. Er wurde 1773 zu Stavanger in Norwegen geboren, wo sein Vater mit der Einrichtung eines Krankenhauses beschäftigt war. Seine erste wissenschaftliche Ausbildung erhielt er zu Helsingör, Roeskilde und Kopenhagen, wo er sich, als er 1790 die Universität bezog, entschieden dem Studium der Naturwissenschaften zuwendete. Nachdem er 1794 nach einer Prüfung durch die Gesellschaft der Naturforscher ein Stipendium von 150 Rthlr. erhalten, unternahm er eine Reise nach Norwegen, ging dann nach Deutschland, wo er bei der Überfahrt in der Mündung der Elbe Schiffbruch litt, und hielt sich während des Winters 1794–95 in Hamburg auf. Später begab er sich zur Vervollkommnung seiner wissenschaftlichen Bildung nach Kiel und Jena, wo er mit Schelling bekannt und für die Naturphilosophie begeistert wurde. In Freiberg machte er mit dem berühmten Mineralogen Werner nähere Bekanntschaft und schrieb sein Werk »Beiträge zur innern Naturgeschichte der Erde« (1801). Da er in Kopenhagen, wohin er 1802 zurückgekehrt war, bei einigen einflußreichen Personen nicht die Anerkennung fand, welche er erwarten konnte, so folgte er 1804 einem Rufe als Professor nach Halle, von wo er nach der Schlacht bei Jena sich entfernen mußte, um erst 1809, während welcher Zeit er sich in Holstein, Hamburg und Lübeck aufhielt, dahin zurückzukehren. Im J. 1811 wurde er nach Breslau versetzt und hier wirkte er (wie auch in der Stille schon zu Halle) mächtig mit zur Wiedererhebung des preuß. Volkes gegen die franz. Übergewalt. Er selbst trat in die Reihen der Freiwilligen und kehrte dann nach der Einnahme von Paris nach Breslau zurück, wo er als Professor der Physik verblieb, bis er 1831 nach Berlin berufen wurde. Als Philosoph schließt sich S. ganz der unter dem Namen der Naturphilosophie früher von Schelling begründeten Richtung an. Charakteristisch ist es für seine Gesinnung, daß er sich auf das entschiedenste und offenste in religiöser Beziehung derjenigen Partei angeschlossen, welche gegen die in den preuß. Staaten eingeführte Union der lutherischen und reformirten Kirche protestirt und an dem strengen Lutherthum festhält. In seinen Schriften: »Von der falschen Theologie, und dem wahren Glauben« (Bresl. 1824, neue Aufl. 1831), und »Wie ich wieder Lutheraner wurde und was mir das Lutherthum ist« (1831) spricht er diese seine religiöse Überzeugung aus. Als akademischer Lehrer wirkt S. durch seinen überaus lebhaften und gedankenreichen Vortrag auf das anregendste; am weitesten hat er sich aber durch die von ihm herausgegebenen Novellen bekannt gemacht, welche sich durch lebhafte und sorgfältige Naturschilderungen, Reichthum der Phantasie, tiefe Kenntniß des Gemüthslebens und innige Frömmigkeit auszeichnen, aber in künstlerischer Beziehung Manches zu wünschen übrig lassen. Sie sind namentlich: »Die Familie Walseth und Leith« (3 Bde., Bresl. 1827); »Die vier Norweger« (6 Bde., Bresl. 1828); »Malcolm« (2 Bde., Bresl. 1831); »Die Revolution« (3 Bde., Bresl. 1837). Besonders das letzte Werk hat zahlreiche Widersacher gefunden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 282.
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