[456] Tours, Hauptstadt mit 23,000 Einw. des franz. Departements Indre und Loire, der ehemaligen Provinz Touraine, [456] liegt in einer ebenen, besonders fruchtbaren und deshalb der Garten von Frankreich genannten Gegend am Einflusse des Cher in die Loire, über welche hier eine 1335 F. lange, steinerne Brücke führt.
(Vgl. die vorstehende Abbildung.) Merkwürdige Gebäude sind die schöne Kathedrale mit einer kunstreichen Uhr und einer großen Bibliothek, das sonst für uneinnehmbar geltende königl. Schloß, wo Ludwig XI. sich gewöhnlich aufhielt, und der erzbischöfliche Palast. Die Oberbehörden des Departements, der Stab einer Militairdivision, ein Erzbischof haben in T. ihren Sitz, und der Fabrik- und Gewerbfleiß liefert wollene, baumwollene, leinene, seidene Waaren, berühmte Teppiche, Leder, Fayence, deren Vertrieb nebst dem von Wein, Obst und einigen andern Bodenerzeugnissen den Handel beschäftigen. Während der Römerherrschaft in Gallien hieß T. Cäsarodunum, stand dann unter westgothischer, nachher unter fränkischer Botmäßigkeit, und Karl Martell erfocht in der Nähe 726 einen berühmten Sieg über die Sarazenen. Es bekam damals eigne Grafen und behielt sie bis ins 11. Jahrh. Später streitig zwischen England und Frankreich, ward es 1259 mit Touraine an letzteres überlassen, und als 1583 das Parlament und die andern hohen Gerichtshöfe durch Heinrich III. von Paris dahin versetzt wurden, hob sich die Bevölkerung auf 66,000 Seelen, sank aber auch schnell wieder, als das Parlament unter Heinrich IV. nach Paris zurückkehrte. Sonst waren die hiesigen Seidenfabriken so berühmt, wie jetzt die von Lyon, und es erinnert daran noch der Name eines sehr schweren Seidenzeuchs, des Gros de Tours.