Xenophon

Xenophon

[768] Xenŏphon, ein berühmter Geschichtschreiber, philosophischer Schriftsteller und Feldherr der alten Griechen, wurde gegen 450 v. Chr. in Attika geboren und ward einer der vertrautesten Schüler von Sokrates, der ihm eines Tags in einer engen Gasse von Athen begegnete und von seiner vortheilhaften Gesichtsbildung angezogen, mit vorgehaltenem Stabe fragte, wo man Lebensmittel kaufen könne.

Nach erhaltener Antwort fragte er weiter, wo gute und gesittete Menschen gebildet würden und da X. jetzt mit der Antwort zauderte, sprach er zu ihm: »Folge mir und lerne es.« Die philosophischen Schriften X.'s lehren den Sokrates und dessen Art zu philosophiren am besten kennen und sind dadurch von großem Werthe. Übrigens widmete sich X. dem Dienste seines Vaterlandes, focht mit Sokrates im peloponnes. Kriege und erhielt eine Befehlshaberstelle bei dem Hülfsheere, welches die Griechen dem jüngern Cyrus von Persien sandten, als er seinem Bruder Artaxerxes Mnemon den Thron streitig zu machen suchte. Nachdem aber Cyrus gefallen und auch viele griech. Anführer umgekommen waren, leitete X. den Rückzug der übriggebliebenen 10,000 Griechen aus Oberasien auf einem 500 M. langen Wege durch feindliche Länder und unwegsame Gegenden auf so geschickte Weise, daß er in der Kriegsgeschichte noch immer für musterhaft gilt, hat auch eine Beschreibung (»Sieben Bücher vom Feldzuge des jungen Cyrus«) des ganzen Kriegszuges geliefert. Als er bei der Rückkehr die Verurtheilung des Sokrates vernahm, ergriff ihn solcher Unwille gegen die Athener, deren demokratische Verfassung ihm ohnedies nicht zusagte, daß er sich zu dem in Kleinasien kriegführenden König von Sparta, Agesilaus, begab und mit ihm nach Sparta ging. Die Athener erklärten ihn deshalb seines Bürgerrechts verlustig und zogen seine Güter ein, wofür ihn aber die Spartaner mit Haus und Acker in Skillus, einem Städtchen der Landschaft Elis, beschenkten, wo er sich mit Landwirthschaft, Jagd, wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte und den größten Theil seiner Werke schrieb, auch zuweilen in Korinth verweilte, wo er um 360 v. Chr. starb. Seine griechische Geschichte in sieben Büchern schließt sich an die des Thucydides an und geht bis zur Schlacht bei Manlinea. Bei den Griechen stand er als Schriftsteller in solchem Ansehen, daß sie ihn die griech. Biene und die attische Muse nannten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 768.
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