Ruß

[530] Ruß, das Produkt der unvollständigen Verbrennung organischer Körper, welches eine ausgezeichnete Anwendung in der Farbentechnik findet, speziell zur Herstellung von Buchdruckfarben. Es werden hauptsächlich Fette und fette Oele, Harze, Mineralöle, Teer und Teerprodukte – namentlich die drei letztgenannten[530] –, dann auch natürliche, der Erde entströmende Gase industriell auf Ruß verarbeitet.

Die Abscheidung des Rußes aus der allein Ruß entwickelnden, leuchtenden Flamme kann auf zweierlei Weise geschehen: durch eine ruhende Luftschicht oder durch einen in die Flamme gehaltenen Gegenstand, an welchem sich Ruß festsetzen kann, mechanische Vorgänge, von deren richtiger Durchführung viel abhängt. Während bei einer rauchfrei brennenden Flamme (s.d.) sämtlicher ausgeschiedener Kohlenstoff teils im Innern der Flamme, teils im äußeren Saume verbrennt, ist dies in allen jenen Fällen weniger leicht möglich, in welchen die Flamme nicht durch die Luft, sondern durch einen sie berührenden Gegenstand begrenzt wird; doch ist auch hier der Luftzutritt nicht gänzlich aufgehoben, und es wird daher immer ein Teil des bereits abgelagerten Rußes verbrannt werden. Die Berußung ist demnach an einer glühenden Fläche nicht ganz so groß wie an einer weniger heißen; an ganz kalten Körpern wird die Berußung unter Umständen geringer oder sie tritt überhaupt nicht ein. In unsern Feuerungsvorrichtungen scheidet sich naturgemäß ebenfalls Ruß ab, und zwar, der Feuerung zunächst, Glanzruß (zur Herstellung einer braunen Farbe, Bister, benutzt) und in den kälteren Teilen des Schornsteins Flatterruß; beide Produkte finden keine technische Verwendung, obwohl sie leicht in großen Mengen beschafft werden könnten, weil sie zuviel Verunreinigungen enthalten. Kienruß, Kienschwarz wurde ursprünglich durch Schwelen von harzreichen Hölzern gewonnen, dessen beste, leichteste Anteile Pfundruß, die von den Wänden abgekehrten und in Fäßchen verpackten Anteile Fäßchenruß genannt wurden; heute gewinnt man Kienruß oder Flammruß ausschließlich aus Teer, teerartigen Stoffen, Harz, in einfachen Kammern oder in einem System zusammenhängender Kammern, die auch übereinander angeordnet sein können und deren Betrieb kontinuierlich oder periodisch ist. In den Rußkammern, in welchen sich der Ruß entweder von selbst vermöge seiner verschiedenen Schwere oder durch Ventilatoren verteilt, setzt er sich dann ab, ist aber für bessere Zwecke noch nicht genügend rein und wird gesiebt, eventuell auch mit Säuren ausgewaschen oder in geschlossenen Gefäßen bei Luftabschluß nochmals geglüht (calciniert). Je nachdem man Teeröle oder Harz oder Pech zur Erzeugung des Rußes verwendet, bezeichnet man denselben als Oelruß, Harzruß, Lampenruß. Lampenschwarz ist eine besonders seine Rußsorte, die man gewinnt, indem man geeignete flüssige oder gasförmige Materialien in besonders konstruierten Lampen verbrennt, die, mit automatischen Speisevorrichtungen versehen, den Ruß entweder in Kammern oder auf kalten bezw. erwärmten Metallflächen ablagern; namentlich auf diesem letztgenannten System beruht eine ganze Anzahl neuer Rußerzeugungsapparate, von denen der Thalwitzersche wohl die größte Verbreitung erlangt hat. In den Petroleumdistrikten Nordamerikas, wo eine ungeheure Menge brennbarer Gase der Erde entströmt, werden dieselben teilweise auf Lampenruß (Gasruß, Carbon Black) verarbeitet; die Fabrik hat man dicht an der Stelle angelegt, wo das Gas aus der Erde tritt, und leitet es zu mehreren tausend Brennern, welche sämtlich gegen große Schieferplatten gerichtet sind, auf denen sich der Ruß niederschlägt; von Zeit zu Zeit wird derselbe abgekratzt, gesammelt und versandt. Lampenruß ist ebenfalls eine sehr sein verteilte Kohle, die indessen infolge ihrer größeren Reinheit viel weniger flockig ist als der Flammruß; er befiehl zuweilen aus zusammenhängenden Lappen, meistens aber aus einem ungemein leichten, tiefschwarzen Pulver und verdankt seine geringe Verunreinigung mit empyreumatischen Stoffen der bei seiner Fabrikation herrschenden höheren Temperatur. Die Preise für Ruße sind: Lampenruß aus Gas 360–400 ℳ., Carbon Black 120 ℳ., Kienruß 32–38 ℳ., Faßruß 50–55 ℳ., Teer- und Oelruß 70–180 ℳ., je nach Qualität pro 100 kg.


Literatur: [1] Bersch, Mineral- und Lackfarben, 2. Aufl., Wien 1893. – [2] Gentele, Farbenfabrikation, 2. Aufl., Braunschweig 1880. – [3] Köhler, D., Fabrikation des Rußes und der Schwärze, Braunschweig 1889. – [4] Zerr und Rübenkamp, Handbuch der Farbenfabrikation, Dresden 1906.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 530-531.
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