Stearinfabrikation

[746] Stearinfabrikation. Zur Gewinnung der Fettsäuren aus den Neutralfetten kommen in der Stearinindustrie jetzt die folgenden Verfahren in Anwendung: die Fettspaltung im Autoklaven mit Kalk oder Magnesia, das Twitchellverfahren sowie die saure Verseifung mit nachfolgender Destillation. Das fermentative Fettspaltungsverfahren kommt, weil wesentlich nur für niedrigschmelzende Fette geeignet, für die Stearinfabrikation nicht in Betracht, ebensowenig das Krebitzverfahren, dessen Produkt nicht Fettsäure, sondern Kalkseife ist. (Vgl. a. Fettspaltung, S. 265.)

Bei der Verseifung im Autoklaven ergeben reine und helle Fette eine Fettsäure, aus der ohne Destillation ein rein weißes Stearin abgepreßt werden kann; aber sie ist nicht geeignet für ranzige und unreine Fette. Die saure Verseifung gibt eine größere Ausbeute an Kerzenmaterial, das aber einen um ca. 3° C. niedrigeren Schmelzpunkt hat als das durch Autoklavenverseifung[746] gewonnene. Olein und Glyzerin stehen dem aus Autoklavenverseifung erheblich nach. Man ist deshalb zum sogenannten gemischten Verfahren übergegangen. Man verseift zuerst die Fette im Autoklaven, behandelt die hier erhaltene Fettsäure, die stets noch mehr oder weniger Neutralfett enthält, mit Schwefelsäure, kocht sie dann mit Wasser und Dampf- und unterwirft sie schließlich der Destillation mit überhitztem Wasserdampf. Man hat so den Vorteil, daß man bei richtiger Ausführung Glyzerin, Stearin und Olein in vorzüglicher Beschaffenheit erhält.


Literatur: Ubbelohde & Goldschmidt, Handbuch der Chemie und Technologie der Oele, Fette und Wachse, Bd. 3, S. 127, Leipzig 1910.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 746-747.
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