[760] Aristarchos, 1) A. aus Samos, griech. Astronom, um 250 v. Chr., der Hauptvertreter des heliozentrischen Weltsystems im Altertum. Er lehrte, daß Sonne und Fixsterne unbeweglich, und daß die Erde, die sich um ihre Achse drehe, gleichzeitig in einem gegen den Äquator geneigten Kreis um die Sonne laufe. In seiner allein erhaltenen Schrift »Über Größe und Entfernung der Sonne und des Mondes« (hrsg. von W. illis, Oxf. 1688; deutsch von Nokk, Freiburg 1854, und von Nizze, Strals. 1856) gibt er eine Methode, das Verhältnis zwischen diesen Entfernungen zu bestimmen. Vgl. Astronomie.
2) A. von Samothrake, griech. Grammatiker, um 215143 v. Chr., wirkte zu Alexandria als Vorsteher der Bibliothek und Lehrer. Er starb in Cypern, 72 Jahre alt, an der Wassersucht. Sein Name bezeichnet den Höhepunkt philologischer Kritik und Gelehrsamkeit im Altertum; an ihn schloß sich eine eigne Schule an, die der Aristarcheer, die bis über den Anfang der Kaiserzeit in seinem Sinne fortwirkte. Seine Tätigkeit war namentlich den griechischen Dichtern zugewandt, vorzugsweise dem Homer; um diesen erwarb er sich das größte Verdienst durch seine kritische Textausgabe und die sich anschließenden, auf außerordentlicher Kenntnis der Sprache und des sachlichen Inhalts der Homerischen Gedichte beruhenden Erläuterungsschriften. Die Zahl seiner kritischen Kommentare zu verschiedenen Schriftstellern (außer Homer Hesiod, Pindar, Archilochos, die Tragiker, Aristophanes u.a.) betrug gegen 800. Über seine Homerischen Studien geben namentlich die großenteils auf Auszügen der Schriften der Aristarcheer Didymos und Aristonikos beruhenden Venediger Scholien zur »Ilias« Kunde. Vgl. Lehrs, De Aristarchi studiis Homericis (3. Aufl., Königsb. 1882); Ludwich, Aristarchs Homerische Textkritik (Leipz. 1885, 2 Bde.). Nach ihm nennt man sprichwörtlich A. einen unerbittlichen Kritiker.