Avellanēda

[197] Avellanēda, 1) Alfons Fernandez de, wahrscheinlich ein Dominikaner aus Aragonien, 1614 pseudonymer Fortsetzer des »Don Quichotte«, als Cervantes nach dem Erscheinen des ersten Teiles mit der Herausgabe des zweiten zögerte. Avellanedas Machwerk gab Anlaß zu ergötzlichen Partien und Figuren im zweiten Teil des echten »Don Quichotte«.

2) Gertrudis Gómez de, ausgezeichnete span. Dichterin, geb. 1816 in Puerto Principe auf der Insel Cuba, gest. 1. Febr. 1873 in Sevilla, Tochter des Flottenkommandanten von Cuba, ließ sich 1840 dauernd in Madrid nieder. Sie veröffentlichte unter dem Namen Peregrina zahlreiche Poesien in andalusischen Blättern, die als »Poesías liricas« (1841 und reich vermehrt 1850) gesammelt erschienen, schrieb eine Reihe anmutiger Novellen, wie »Sab« (1841), »Dos mujeres«, »Espatolino«, »La baroneza de Joux« (1842), »Dolores« (1843) u. a., und führte sich auf der Madrider Bühne glänzend ein mit dem Drama »Leoncia« (1840), dem sie zunächst die Tragödien »Alfonso Munio« und »El principe de Viana« (1844) folgen ließ. 1846 mit dem Cortesdeputierten Sabater verheiratet, ward sie nach wenigen Monaten Witwe, worauf sie sich lange Zeit vom öffentlichen Leben fern hielt. Nachdem sie 1854 eine zweite Ehe mit dem Obersten und Deputierten Masieu eingegangen, verlor sie auch diesen 1860 durch den Tod und zog sich nun nach Sevilla zurück, wo sie bis zu ihrem Tode verblieb. Unter den spätern Dichtungen, die vorwiegend einen schmerzlich düstern Charakter haben, ohne an Formschönheit und Gedankenreichtum den frühern nachzustehen, sind biblische Dramen »Saul« und »Baltasar« (1849), das Lied »A la cruz« (1850) und »El ultimo acento de mi arpa« (1850). Von den 16 Dramen dieser Epoche haben sich mehrere längere Zeit auf der spanischen Bühne erhalten. Ihre letzte Veröffentlichung war das im Kloster geschriebene »Devocionario« (1867). Vgl. M. Arambaru, Personalidad literaria de Gertrudis Gomez de A. (Madr. 1897).

3) Nicolas, Präsident der Argentinischen Republik, geb. 1. Okt. 1836 als Sohn des Gouverneurs von Tucuman, Marcos A., der 1841 von den Horden Rosas' ermordet wurde, gest. 26. Dez. 1885 an Bord eines Dampfers vor Montevideo. Er verbrachte seine Jugend in der Verbannung, kehrte 1851 in seine Heimat zurück, studierte die Rechte, ward 1861 Professor an der Universität in Buenos Aires und Mitglied des Provinziallandtags, 1866 Regierungsminister des Gouverneurs von Buenos Aires und hob, seit 1868 Justiz-, Kultus- und Unterrichtsminister der Republik unter Sarmiento, unermüdlich das Unterrichtswesen. 1874 ward er von der föderalistischen Partei auf 6 Jahre zum Präsidenten der Republik erwählt. Als er bei der Neuwahl des Präsidenten 1880 den General Roca begünstigte, erhob sich Buenos Aires gegen ihn. Doch unterdrückte er den Aufstand und übergab 12. Okt. 1880 Roca die Regierung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 197.
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