[812] Catilīna, L. Sergius, der Anstifter der nach ihm benannten Verschwörung in Rom, geb. um 108 v. Chr. aus patrizischer Familie, gest. im Februar 62. Seine Jugend brachte er in Ausschweifungen zu und tat sich bei den Proskriptionen Sullas 82 durch Habsucht und Grausamkeit hervor. Er wurde 77 Quästor, 68 Prätor, darauf Statthalter in Afrika. Da er in folge der von der Provinz erhobenen Anklage wegen Erpressungen sich nicht um das Konsulat bewerben konnte, verband er sich, von Ehrgeiz getrieben und von Schulden gedrückt, mit jungen Männern aus allen Ständen, die unter geordneten Verhältnissen keine Aussichten hatten, um nach Ermordung der Konsuln das Konsulat an sich zu reißen und die Oligarchie zu stürzen. Jedoch mißlang der Anschlag sowohl 1. Jan. als 3. Febr. 65, und für das Konsulat auf 63 wurde ihm Cicero vorgezogen. Nun verdoppelte er seine Anstrengungen: die Verschwörung dehnte sich über ganz Italien aus. Indessen wurde Cicero von dem Vorhaben Catilinas stets insgeheim in Kenntnis gesetzt und stellte ihn daher 21. Okt. 63 im Senat zur Rede; als C. trotzig erwiderte, ermächtigte der Senat die Konsuln zu Ausnahmemaßregeln. Trotzdem gab C. die Bewerbung um das Konsulat nicht auf, fiel aber wieder durch und entschloß sich nun zum offenen Kriege. Nachdem er daher in der Nacht vom 6. zum 7. Nov. die Mitverschwornen von den getroffenen Maßregeln in Kenntnis gesetzt und einen vergeblichen Mordversuch gegen Cicero gemacht hatte, verließ er Rom und begab sich zu seinem Heere nach Etrurien. Der Senat erklärte ihn nun förmlich in die Acht. Auf Betreiben Ciceros wurden seine in Rom zurückgebliebenen Genossen (der Prätor Cornelius Lentulus, Cethegus u. a.) durch schriftliche Dokumente überführt, sodann im Senat verhört; als ihre Schuld sich ergab, wurden nach der am 5. Dez. im Senat gehaltenen Beratung die fünf Hauptführer zum Tode verurteilt und im Gefängnis erdrosselt. C. versuchte nach Gallien zu entkommen, sah sich aber durch das ihm den Weg verlegende Heer des Konsuls Antonius zum Kampf genötigt und fiel bei Pistoria mit fast allen seinen Leuten, worauf der Aufstand vollends unterdrückt wurde. Die Geschichte der Catilinarischen Verschwörung ist von Sallust in seinem »Bellum Catilinae« dargestellt worden. Vgl. Hagen, Catilina (Königsb. 1854); Wirz, Catilinas und Ciceros Bewerbung um das Konsulat für das Jahr 63 (Zürich 1864); John, Die Entstehungsgeschichte der Catilinarischen Verschwörung (Leipz. 1876).