Crassus

[334] Crassus (der »Dicke«), Beiname einer Familie des alten plebejischen Geschlechts der Licinier. Merkwürdig sind in dieser Familie:

1) P. Licinius, der erste, der in diesem Zweig der Licinier die Beinamen C. und Dives führte, geb. um 254 v. Chr., gest. 183,205 mit dem ältern Scipio Africanus Konsul, berühmt wegen seiner Beredsamkeit und seiner Rechtskunde.

2) L. Licinius, der berühmteste Redner seiner Zeit, geb. 140 v. Chr., gest. 91, trat schon 121 mit Erfolg als Redner auf und wurde Quästor in Asien, wo er zu seiner weikern Ausbildung rhetorische und philosophische Studien trieb. Nach Rom zurückgekehrt, wurde er 107 Volkstribun, 103 Ädil, 95 Konsul, dann Prokonsul in Gallien und 92 Zensor. Seiner Gesinnung nach gehörte erzu der gemäßigten Aristokratie, zu deren Haupt ihn die Lauterkeit seiner Gesinnung und die Wucht seiner Beredsamkeit emporhob. Daher verteidigte er auch 91 im Senat die auf eine Aussöhnung der Senats-mit der Volkspartei abzweckenden Gesetze des M. Livius Drusus, starb aber infolge der Aufregung, womit er den Konsul Gajus Marcius Philippus bekämpfte. Cicero hat ihn in seinem Gespräch »Über den Redner« neben Antonius zur Hauptperson und zum Vertreter seiner eignen Ansichten gemacht.

3) M. Licinius, der Triumvir, geb. 114 v. Chr., gest. 9. Juni 53, floh während des ersten Bürgerkriegs vor den Marianern nach Spanien, kehrte aber von da 83 mit Truppen zurück und leistete Sulla in der Schlacht am kollinischen Tor wichtige Dienste. Habsüchtig beutete er die damaligen Wirren, namentlich die Proskriptionen, zu seinem Vorteil aus und brachte es zu einem Vermögen von 30 Mill. Mk. 81 wurde er Quästor, 71 Prätor und Oberanführer gegen die empörten Sklaven unter Spartacus, der schon wiederholt prätorische und konsularische Heere geschlagen hatte. In sechs Monaten warf er den Aufstand siegreich nieder, wurde nun für das Jahr 70 mit Pompejus zum Konsul erwählt und unterstützte diesen bei der Wiederherstellung des Volkstribunats, während er selbst durch reiche Spenden das Volk für sich gewann. Das wachsende Ansehen des Pompejus erregte indes immer mehr seinen Neid, doch gelang es Cäsar, dem sich C. genähert hatte, zunächst noch eine Versöhnung zustande zu bringen, die das erste Triumvirat 60 zur Folge hatte. C. blieb in Rom, bis er 55 durch Cäsars Unterstützung mit Pompejus Konsul wurde und die Provinz Syrien auf fünf Jahre erhielt, mit dem Recht, Krieg zu führen und Frieden zu schließen. 53 eröffnete er mit einem großen Heer einen Feldzug gegen[334] die Parther, deren Macht er unterschätzte, ließ sich aber jenseit des Euphrat durch einen verräterischen arabischen Häuptling auf einem wasserlosen Weg durch die Wüste führen. Hier wurde sein tapferer Sohn Publius von den Feinden umzingelt und gab sich selbst den Tod. C. rettete sich, völlig mutlos, nach Karrhä und wurde bei einer Unterhandlung von dem parthischen Feldherrn hinterlistig ermordet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 334-335.
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