Eberlein

[340] Eberlein, 1) Georg, Architekt und Architekturmaler, geb. 13. April 1819 in Linden (Mittelfranken), gest. 8. Juli 1884 in Nürnberg, wurde 1833 Schüler der Polytechnischen Schule in Nürnberg und genoß später den Unterricht des Architekten Heideloff, mit dem er unter anderm 1842–44 am Schloß Landsberg bei Meiningen beschäftigt war, dessen figürliche und ornamentale Dekoration vorzugsweise sein Werk ist. Nachdem er eine Reihe von Jahren für den Württembergischen Altertumsverein gearbeitet hatte, beteiligte er sich an der von Stüler ausgeführten Wiederherstellung der Burg Hohenzollern und restaurierte in den folgenden Jahren den Dom zu Erfurt, die Stiftskirche zu Aschaffenburg, die Kirche St. Emmeran in Regensburg und nahm an dem Bau der zweiten protestantischen Kirche zu München teil. Er war zuletzt Professor der Architektur an der Kunstgewerbeschule zu Nürnberg.

2) Gustav, Bildhauer, geb. 14. Juli 1847 in Spiekershausen bei Münden, war erst Goldschmied und besuchte darauf seit 1866 drei Jahre lang die Kunstschule in Nürnberg. Von da ging er nach Berlin, wo er sich an die malerisch-realistische Richtung von R. Begas anschloß, aus der er jedoch später einen persönlichen, auf poetischen Inhalt und sinnliche Anmut ausgehenden Stil entwickelte. Ein größerer Auftrag gab ihm die Mittel zu einer Reise nach Italien. Nach seiner Rückkehr nach Berlin folgten mehrere dekorative Arbeiten, darunter eine Statue Leonardos da Vinci für das Polytechnikum in Charlottenburg, Platon und Hippokrates für die Kieler Universität, sowie 1881 ein durch seines Naturstudium ausgezeichneter dornausziehender Knabe (Marmorausführung von 1886 in der Berliner Nationalgalerie), eine Viktoria, die Kaiserbüste bekränzend, und eine griechische Flötenbläserin. Alsdann führte er für die Fassade des Kultusministeriums in Berlin einen 45 m langen Fries mit 50 lebensgroßen Figuren aus. Die Kunstausstellung von 1883 beschickte er mit einem kolossalen figurenreichen Relief: der Genius Deutschlands, eine Verherrlichung Kaiser Wilhelms I. darstellend, und mit einem griechischen Mädchen, Tauben opfernd, die Ausstellung von 1884 mit einer Psyche und einem tanzenden Bakchanten. In derselben, auf die Verbindung der antiken Formensprache mit dem modernen Empfindungsleben zielenden Art sind zahlreiche spätere Figuren und Gruppen gehalten: Venus, Amor züchtigend; Amor, einen Pfeil probierend; die verwundete Nymphe (s. Tafel »Bildhauerkunst XVIII«, Fig. 7); das Geheimnis. Seit 1891 begann er auch eine umfangreiche Tätigkeit auf dem Gebiete der Monumentalbildnerei. Dem Kaiser Wilhelm-Denkmal und dem Kaiser Friedrich-Denkmal in Elberfeld (1893) folgten die Kaiser Wil helm-Denkmäler für Mannheim (1894, nebst zwei 1898 ausgeführten Monumentalbrunnen), für Ruhrort (1896), München-Gladbach (1897) und Altona (1898), das Bismarckdenkmal für Krefeld (1897), das Reiterstandbild des Herzogs Ernst II. für Koburg (1899) und das Standbild der Königin Luise für Tilsit (1900). Für die Berliner Siegesallee schuf E. die Gruppen König Friedrichs I. mit den Büsten von Danckelmann und Schlüter (1900) und Friedrich Wilhelms III. mit den Büsten Steins und Blüchers (1901). Auf Grund eines Wettbewerbes wurde ihm 1901 die Ausführung eines Richard Wagnerdenkmals für Berlin (1903 enthüllt) und 1902 von Kaiser Wilhelm II. die Aus führung eines Goethedenkmals für Rom übertragen. E. hat auch zahlreiche religiöse Bildwerke (Pieta, Christus am Kreuz vor der Garnisonkirche in Kiel) und eine Reihe von Gruppen aus der Geschichte des ersten Menschenpaares geschaffen. Auch als Maler und Dichter ist er tätig und gab heraus: »Aus eines Bildners Seelenleben« (Berl. 1892). Seit 1887 ist E. Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Vgl. Rosenberg, Gustav E. (Bielefeld 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 340.
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