Elam

[588] Elam (gräzisiert Elymais, babylonisch-assyr. Elamtu) hieß das Land und Reich östlich vom untern Tigris, südlich von Medien, nördlich vom Persischen Meerbusen, mit Einschluß der diese Ebene umgebenden nördlichen und östlichen Gebirgsländer, welche die eigentlichen elamitischen Kernprovinzen bildeten (semit. elam bedeutet »Hochland«). Die große Ebene am Tigris, Euläus und Choaspes, in der die sehr alte Hauptstadt des elamitischen Reiches, Susa (s. d.), gelegen war, war in babylonisch-assyrischer Zeit stark von semitischer Bevölkerung überwuchert, das elamitische Volk und die elamitischen Könige aber waren keine Semiten. In der Zeit der griechischen Herrschaft nannte man die elamitische Tiefebene nach der Landeshauptstadt mit dem bei den spätern Geographen gebräuchlich gebliebenen Namen Susiana; die ältern Griechen (Herodot) nennen sie Kissia; ein dritter Name, Elymais, den die griechischen Schriftsteller bald für das ganze Tiefland gebrauchen, bald auf den an das Meer grenzenden südlichen Teil beschränken, geht auf das semitische Elam zurück. Der altpersische Name Uvadscha, woraus das jetzige Chusistan entstanden ist, war ursprünglich der Name einer einzelnen Völkerschaft, nämlich der Uxier (Oxier) der klassischen Autoren. Die El amiten selbst nannten ihr ganzes, d.h. Gebirge und Ebene umfassendes, Land Apirti (Alpirti, Altupirti), und zwar scheint das eigentliche Stamm- und Kernland der Bezirk der Stadt Anschan (Ansan, wahrscheinlich in der Ebene von Mal-Amir gelegen) gewesen zu sein. Das Reich E. wird in der Keilschriftliteratur schon um 2700 v. Chr. genannt; über die elamitische Invasion in Nord- und Südbabylonien um 2285–2250 v. Chr. s. Babylonien (Geschichte) und vgl. das 1. Mos. 14 über Kedor-Laomer, König von E., Erzählte. E. war nicht allein ein sehr altes, sondern auch ein sehr mächtiges Nesch, bewohnt von einem sehr kriegerischen Volk und im Besitz reichster Hilfsquellen. Selbst die Macht der Sargoniden (vor allem Sargons und Sanheribs) vermochte gegen E., den stets bereiten Bundesgenossen der Babylonier gegen Assur, nichts Wesentliches auszurichten. Erst Asurbanipal gelang es (zwischen 645 und 640), Susa zu erobern und teilweise zu zerstören. Wohl erstand Susa selbst bald wieder aus den Trümmern. aber das elamitische Reich als solches[588] war doch von Grund aus erschüttert und ward bald darauf eine leichte Beute zuerst der Meder und Perser, welche letztere schon frühzeitig Anschan an sich rissen, später, nach Ekbatanas Fall, der Perser allein. Die Elamiter erscheinen in der Bibel (Jes. 22,6; Jer. 49,35), in den Keilinschriften wie auch bei den klassischen Autoren (Strabon 16,744 f.) als besonders geschickte Bogenschützen. Vgl. J. de Morgan, Mémoires de la délégationen Perse und dessen »Mission scientifique en Perse«, beides mehrbändige Monumentalwerke (Par. 1900 ff.). Über die elamitische Schrift und Sprache s. Keilschrift.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 588-589.
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