Frerichs

[89] Frerichs, Friedrich Theodor von, Mediziner, geb. 24. März 1819 in Aurich, gest. 14. März 1885 in Berlin, studierte seit 1838 in Göttingen und Berlin, ließ sich 1842 als Arzt in Aurich nieder, besuchte 1845 die Prager und Wiener medizinischen Anstalten, habilitierte sich 1846 zu Göttingen als Privatdozent der Medizin und übernahm 1850 die Direktion der Poliklinik und des akademischen Hospitals in Kiel. Während des Krieges leitete er als Oberarzt der schleswig-holsteinischen Armee zwei Hospitäler zu Rendsburg und ward 1851 ordentlicher Professor der Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik in Breslau. 1859 wurde er Professor der innern [89] Medizin und Direktor der medizinischen Klinik in Berlin, zugleich vortragender Rat im Ministerium sowie Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen. Im Kriege von 1870/71 fungierte er als Generalarzt. F. huldigte der streng naturwissenschaftlichen Richtung der Medizin, warnte aber vor dem Fehler der sogen. rationalistischen Schule (Henle), nämlich bei Überschätzung der streng wissenschaftlichen Errungenschaften auch das Heilverfahren nur nach sogen. rationellen Grundsätzen, d. h. nach einfachen Verstandesrechnungen, leiten zu wollen und die therapeutischen Erfahrungen der Alten gänzlich zu vernachlässigen. F.' Hauptwerk ist die »Klinik der Leberkrankheiten« (Braunschw. 1859–62, 2 Bde. mit Atlas), ein sehr ausführliches, an eignen und fremden Beobachtungen reichhaltiges Werk, das die Beobachtung am Krankenbett soweit wie möglich mit physikalischer, chemischer und mikroskopischer Forschung sowie dem Experiment verknüpft. Außerdem schrieb er: »Über Gallert- und Kolloidgeschwülste« (Götting. 1848); »Die Brightsche Nierenkrankheit und deren Behandlung« (Braunschw. 1851); »Über den Diabetes« (Berl. 1884). Auch lieferte F. Beiträge zu Wagners »Handwörterbuch der Physiologie« und bearbeitete die meisten physiologisch-chemischen Artikel für Liebigs, Poggendorffs und Wöhlers »Handwörterbuch der Chemie«. Mit Leyden gab er die »Zeitschrift für klinische Medizin« heraus. 1882 gründete er zu Wiesbaden den Kongreß für innere Medizin.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 89-90.
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