[692] Hydrographie (griech.), »Beschreibung der Gewässer«. Als Teil der physikalischen Geographie betrachtet, ist die H. sehr umfassend und schließt die Beschreibung der Quellen, Flüsse, Seen und des Meeres in sich. Anderseits begreift man vielfach darunter nur den Teil der Erdbeschreibung, der für die Schifffahrt im besondern von Wichtigkeit ist, die Anfertigung der Seekarten, Beschreibung der Küsten und die praktische Meereskunde, während die wissenschaftliche Meereskunde neuerdings unter der Bezeichnung Ozeanographie (s. d.) begriffen zu werden pflegt. Die Förderung beider Zweige der Meereskunde fällt naturgemäß in erster Linie den staatlichen Organen des Seewesens zu und bildet in Friedenszeiten einen Spezialdienstzweig der Kriegsmarinen. In London, Paris, Madrid, Washington, Yokohama, Pola, s'Gravenhage, Kopenhagen, Stockholm, Petersburg, Genua sind für die Bearbeitung der die H. betreffenden Angelegenheiten hydrographische Ämter errichtet worden. In Deutschland fungiert als solches die Nautische Abteilung des Reichsmarineamts, die früher auch den Namen Hydrographisches Amt führte. Von der Nautischen Abteilung ressortieren die Deutsche Seewarte (s. d.) in Hamburg mit[692] ihren Agenturen und sonstigen Nebenstellen, die Observatorien in Kiel und Wilhelmshaven und die sich über die deutschen Küsten ausdehnenden Küstenbezirksämter. Die hauptsächlichsten Publikationen der Nautischen Abteilung sind »Seekarten« von der Nord- und Ostsee und außereuropäischen Gewässern; ein besonderer Katalog gibt über die einzelnen Karten Ausweis, die erschienenen Karten werden fortlaufend berichtigt; »Nachrichten für Seefahrer« (von 1870 ab), erscheinen wöchentlich einmal, enthalten alle für die Schiffahrt wichtigen Veränderungen, Seezeichen, Leuchtfeuer, neu entdeckte Untiefen, Fahrstraßen u. dgl. und geben den Seefahrern die Möglichkeit, ihre Karten und Segelhandbücher fortlaufend zu verbessern; »Verzeichnis der Leuchtfeuer aller Meere«, erscheint am Anfang jedes Jahres in 8 Heften; »Segelhandbuch für die Ostsee und für die Nordsee«; »Lehrbuch der Navigation« (Berl. 1901) in 3 Bänden, Bd. 1: Terrestrische Navigation, Bd. 2: Astronomische Navigation, Bd. 3: Anleitung zu Küstenvermessungen; »Handbuch der nautischen Instrumente« (2. Aufl., das. 1890); »Annalen der H. und maritimen Meteorologie«, bis 1891, werden seitdem von der Seewarte herausgegeben; »Gezeitentafeln«, erscheinen seit 1879 alljährlich und enthalten alle für die Berechnung der Hoch- und Niedrigwasserzeiten und -Höhen nötigen Angaben; seit 1892 werden sie vom kaiserlichen Observatorium zu Wilhelmshaven redigiert. – Die wichtigsten hydrographischen Ämter des Auslandes sind: in England das Hydrographic Office of the Admiralty zu London, in Frankreich das Service hydrographique de la Marine zu Paris, in Rußland das Hydrographische Amt zu St. Petersburg, in Österreich das Hydrographische Amt der k. k. Kriegsmarine zu Pola, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika das Hydrographic Office zu Washington und neben demselben das United States Coast and Geodetic Survey Office, letzteres speziell für die Vermessung, Kartographie etc. der amerikanischen Küsten.