Jordaens

[304] Jordaens (spr. jórdāns), Jacob, niederländ. Maler, geb. 19. Mai 1593 in Antwerpen, gest. da selbst 18. Okt. 1678, lernte seit 1607 bei seinem spätern Schwiegervater A. van Noort und wurde 1615 als Meister in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen. Nächst Rubens war J. der bedeutendste Maler Antwerpens und wurde nach dem Tode des erstern auch ausdrücklich als solcher anerkannt. Wenn er auch im Kolorit und in der Wahl der Stoffe manche Einflüsse von Rubens empfangen hat, bewahrte er doch getreuer als jener die national-flämische Eigenart, die sich vornehmlich in einer breitern, oft bis zur Übertreibung und Verzerrung gesteigerten Formenbehandlung und in einem derben, ausgelassenen Humor äußert. Sein Stil ist durch italienische Muster nicht geläutert worden, und deshalb stehen seine religiösen Bilder durch ihre gewöhnliche Auffassung weit unter den Rubensschen Schöpfungen. Seine Stärke liegt in humoristischen Darstellungen aus dem Volksleben, namentlich von Familienfesten und Gelagen, die für die ungebändigte Lustigkeit des flämischen Volkes charakteristisch sind. Diese letztern lassen sich in zwei Gruppen teilen, deren eine das Bohnenkönigsfest am Dreikönigstag darstellt, während die andre eine realistische Versinnlichung des Sprichwortes: »Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen« in figurenreichen Szenen bildet. Solche Darstellungen findet man in den Galerien zu Paris (Louvre), Wien (Hofmuseum), Kassel, Braunschweig, Antwerpen (Baron de Pret), Berlin, München und Dresden. Von seinen religiösen Gemälden sind hervorzuheben: das letzte Abendmahl (Museum in Antwerpen), Martyrium der heil. Apollonia (Antwerpen, Augustinerkirche), der heil. Karl Borromeus für die Pestkranken betend (ebendaselbst, Jakobskirche), der heil. Martin einen Besessenen heilend (Brüssel, Museum), die Darstellung im Tempel (Dresden) und die Anbetung der Hirten (Antwerpen, Braunschweig, Frankfurt a. M.). J. hat auch zahlreiche mythologische Bilder gemalt, namentlich Bacchanalien, Satyrn, Diana und ihre Nymphen, den Satyr und den Bauer (nach der Fabel Lafontaines) und eine Anzahl trefflicher Bildnisse. In dem Huisten BoschSchloß im Busch«) bei dem Haag malte J. zwei große Allegorien: den Tod, der den Neid besiegt, und den Triumph Heinrichs von Oranien über Feinde aller Art. J. starb zwar in Antwerpen, mußte aber, weil er Calvinist war, in dem dicht an der Grenze gelegenen holländischen Dorfe Putte begraben werden, wo ihm 1877 ein Denkmal errichtet wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 304.
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