[527] Kosmogonīe (griech.), Weltentstehungslehre. Gegenüber den dogmatischen Aufstellungen der alten Religionssysteme, nach denen die Welt teils aus nichts, teils durch geschlechtliche Erzeugung oder aus einem Ei etc. hervorgegangen sein sollte, sannen schon die alten griechischen Philosophen, namentlich der ionischen Schule, auf eine haltbare und einleuchtende Theorie der Weltentstehung und dachten an die Ballung dunstartig im Weltraum zerstreuter Massen zu festen Körpern. Diese Spekulationen wurden bei dem Erwachen der astronomischen Forschungen durch den phantasievollen Kepler neu aufgenommen und namentlich nach dem Studium der Nebelflecke durch den ältern Herschel belebt, indem man in diesen kosmischen Massen »keimende Welten« zu erkennen glaubte. In einer bestimmten Form war schon vorher Kant dem Problem in seiner »Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels« (1755) näher getreten, indem er aus der gleichmäßigen Bewegungsrichtung der Planeten und deren Monde um ihre resp. Zentralkörper und um sich selbst ihre gemeinsame Entstehung aus einer in demselben Sinne bewegten Urmaterie folgerte, die über den gesamten Raum zerstreut gewesen wäre, in dem jene Weltkörper sich jetzt bewegen. Diese sogen. Nebularhypothese, die noch immer den besten kosmogonischen Erklärungsversuch darstellt, wurde durch Laplace in seiner »Exposition du système du monde« (Par. 1796) in einigen wesentlichen Punkten verbessert und wird daher auch als Kant-Laplacesche Theorie bezeicbnet. In neuerer Zeit trug die Spektralanalyse vielfach zur Stärkung der Nebularhypothese bei, indem sie die Gleichheit der Materie durch den Raum nachwies. S. auch Welt. Vgl. Klein, Entwickelungsgeschichte des Kosmos (Braunschw. 1874); Sonnenschmidt, Kosmologie (2. Aufl., Köln 1879); Moldenhauer, Das Weltall und seine Entwickelung (2. Aufl., das. 1884, 2 Bde.); Lukas, Die Grundbegriffe in den Kosmogonien der alten Völker (Leipz. 1893); Eberhard, Die K. von Kant (Wien 1893); Faye, Sur l'origine du monde. Théories cosmogoniques des anciens et des modernes (3. Aufl., Par. 1895).