[481] Leuthen, Dorf im preuß. Regbez. Breslau, Kreis Neumarkt, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Schloß, Spiritusbrennerei und (1900) 900 Einw., ist bekannt durch den glänzenden Sieg Friedrichs II. über die Österreicher 5. Dez. 1757. Nach dem Sieg bei Roßbach wollte der König in Schlesien dem Vorschreiten der Österreicher Halt gebieten. Trotz der Niederlage des Herzogs von Bevern und der Übergabe Breslaus verkündete er in einer Rede an seine Generale und Stabsoffiziere 3. Dez. in Parchwitz seinen festen Entschluß, die dreifache Übermacht des Feindes anzugreifen, wo er sie auch fände. Der König verfügte über 22,000 Mann zu Fuß, 12,000 Reiter und 167 Geschütze. Die österreichische Armee unter dem Prinzen Karl von Lothringen hatte den Befehl aus Wien erhalten, eine Schlacht zu liefern, verließ das befestigte Lager bei Breslau und erwartete bei Lissa vor der Weistritz den preußischen Angriff; gegen 90,000 Mann stark, darunter 58,000 Mann zu Fuß und 200 Geschütze, bildete sie eine fast 2 Stunden lange Schlachtlinie; das Zentrum stand unter Dann zwischen Frobelwitz und L., der rechte Flügel unter Lucchesi bis Nippern, der linke unter Nádasdy bis Sagschütz; hier sicherte ein Haken von 14 schweren Geschützen[481] vor jeder Überflügelung. Friedrich brach 5. Dez. in der fünften Morgenstunde auf, erkannte sofort in dem hoch gelegenen Sagschütz den entscheidenden Punkt und ließ seine Marschkolonnen, die bisher auf Frobelwitz vorgerückt waren und Lucchesi so besorgt gemacht hatten, daß er vom Zentrum und linken Flügel Verstärkung forderte und erhielt, in zwei Treffen rechts abschwenken und parallel den feindlichen Linien bis gegenüber dem äußersten linken Flügel des Feindes marschieren. Der Marsch blieb den Österreichern durch eine Hügelreihe verdeckt und, als sie ihn endlich bemerkten, hielten sie ihn für den Abzug nach Striegau.
Vor Sagschütz angekommen, schwenkten die Treffen zur Schlachtordnung ein; Friedrich ließ den rechten Flügel zuerst angreifen, hielt die übrige Armee zurück und schob sie erst allmählich zur Unterstützung halb rechts (schräge Schlachtordnung). Wedell und Prinz Moritz auf dem äußersten rechten Flügel erstürmten um 1 Uhr im ersten Anlauf die Batterie bei Sagschütz; mit Hilfe der Reiterei ward Nádasdy auf L. zurückgeworfen, wo er, vom Zentrum aus unterstützt, wieder Stellung nahm. Indes auch L. wurde von der preußischen Hauptmacht nach hartnäckiger Verteidigung erobert. Als die Österreicher sich hinter dem Dorfe von neuem in dichten Massen setzten und mit ihrem Geschützfeuer die Preußen zurückschreckten, hoffte der mit der Reiterei des rechten Flügels herbeigeeilte Lucchesi um 4 Uhr durch einen Angriff auf die scheinbar entblößte linke Flanke der Preußen das Schicksal des Tages zu wenden. Jedoch Driesen kam ihm zuvor und vernichtete durch einen ebenso unerwarteten wie unwiderstehlichen Stoß die Reiter Lucchesis, der selbst fiel. Ihre Flucht erzeugte unter dem Fußvolk einen panischen Schrecken: von der preußischen Kavallerie in der Flanke und im Rücken bedroht, warfen die Soldaten die Gewehre weg und retteten sich über die Brücken der Weistritz; was nicht floh, wurde gefangen genommen. Nur Nádasdy leitete den Rückzug des Restes seines Korps mit Umsicht; die übrige Armee löste sich in grenzenlose Unordnung auf. Auf preußischer Seite waren 200 Offiziere und 6300 Mann tot oder verwundet. Die Österreicher verloren 10,000 Mann an Toten und Verwundeten, 12,000 Gefangene, 51 Fahnen, 116 Kanonen. Die energische Verfolgung noch in der Nacht bis Lissa durch den König selbst, dann später durch Zieten und Fouqué vollendete die völlige Auflösung und entriß den Österreichern bis Ende des Jahres ganz Schlesien wieder mit Ausnahme von Schweidnitz. Eine 12 m hohe Säule mit der Statue der Viktoria auf der Höhe zwischen L. und Heidau erinnert an den Sieg der Preußen. Vgl. das Generalstabswerk »Die Kriege Friedrichs des Großen«, 2. Abt., 3. Teil: Der Siebenjährige Krieg, Bd. 6: Leuthen (Berl. 1904); Gerber, Die Schlacht bei L. (das. 1901).